England, ca. 1830. Die blutjunge Ida, eine Halbwaise, die ihre Mutter schon im Kindbett verloren hat, ist der Augenstern ihres alternden Vaters, eines Kaufmanns, der mit Handelsgeschäften zu großem Reichtum gelangt ist. Ida ist keine der augenfälligen Schönheiten, die sofort bewundernde Blicke auf sich ziehen, wo immer sie in Erscheinung treten, sondern einfach ein reizendes Geschöpf, das den Betrachter mit jedem Blick mehr für sich einnimmt und fesselt. Bei diesen Voraussetzungen kann es natürlich nicht lange dauern, bis der erste männliche Bewunderer auf der Bildfläche erscheint. Letzterer heißt Ernest und ist ein zartfühlender junger Mann, der ein kleines Landgut besitzt, auf dem er zusammen mit seiner Schwester Algitha lebt. Zu Ernests Glück ist auch Ida dem romantischen Träumer zugetan, und so entwickeln sich bald schon zarte Bande zwischen den beiden. Doch gerade als die zwei das erste Glück ihrer jungen Liebe in vollen Zügen genießen, ziehen auch schon dunkle Wolken am Horizont auf; denn ein Nebenbuhler, der es ebenfalls auf die Hand der reichen Kaufmannstochter abgesehen hat, wirft seine Schatten voraus. Dieser Mann namens Luttrell, Sohn eines Lords und ein Dandy, wie er im Buche steht, führt ein ausschweifendes und vor allem kostspieliges Leben, das ihn bereits an den Rand des Ruins gebracht hat. Eine Konfrontation der beiden Männer, deren Wesen nicht gegensätzlicher sein könnte als das »Prinzip des Guten und das Prinzip des Bösen, die Macht des Lichts und die Macht der Finsternis«, scheint unausweichlich. Doch wer im Kampf um Idas Hand letztlich der Sieger sein wird, ist völlig offen, denn Luttrell hat einen mächtigen Verbündeten ... Tauchen Sie ein in das England der Regency-Epoche und lassen Sie sich von der bewegenden Geschichte um Ida und Ernest bezaubern. Alexander Baillie Cochrane, 1. Baron Lamington, der die 1849 veröffentlichte englische Originalausgabe des vorliegenden Buches geschrieben hat, war eine bekannte Persönlichkeit im London dieser Zeit. Lange Jahre saß er als Abgeordneter im britischen Unterhaus, bevor er, nach Erlangung seiner Baronetkrone, ins Oberhaus wechselte.

England, ca. 1830.

Die blutjunge Ida, eine Halbwaise, die ihre Mutter schon im Kindbett verloren hat, ist der Augenstern ihres alternden Vaters, eines Kaufmanns, der durch Handelsgeschäfte zu großem Reichtum gelangt ist.

Ida ist keine der auffälligen Schönheiten, die sofort bewundernde Blicke auf sich ziehen, wo immer sie in Erscheinung treten, sondern einfach ein reizendes Geschöpf, das den Betrachter mit jedem Blick mehr für sich einnimmt und fesselt.

Bei diesen Voraussetzungen kann es natürlich nicht lange dauern, bis der erste männliche Verehrer auf der Bildfläche erscheint. Letzterer ist ein zartfühlender junger Mann namens Ernest, welcher ein kleines Landgut besitzt, das er gemeinsam mit seiner Schwester Algitha bewohnt.

Zu Ernests Glück ist auch Ida dem romantischen Träumer zugetan, und so entwickeln sich bald schon zarte Bande zwischen den beiden.

Doch gerade als die zwei das erste Glück ihrer jungen Liebe in vollen Zügen genießen, ziehen auch schon dunkle Wolken am Horizont auf; denn ein Nebenbuhler, der es auf die Hand der reichen Kaufmannstochter abgesehen hat, wirft seine Schatten voraus ...


Tauchen Sie ein in das England der Regency-Epoche und lassen Sie sich von der bewegenden Geschichte um Ida und Ernest bezaubern.

Alexander Baillie Cochrane, 1. Baron Lamington, der die 1849 veröffentlichte englische Originalausgabe des vorliegenden Buches geschrieben hat, war eine bekannte Persönlichkeit im London dieser Zeit. Lange Jahre saß er als Abgeordneter im britischen Unterhaus, bevor er, nach Erlangung seiner Baronetkrone, ins Oberhaus wechselte.



Leseprobe

I.

Es war ein kalter Märzabend; die Lampen in Sackville Street waren angezündet und warfen ihr bleiches, flackerndes Licht durch die Regentropfen, die von den Dächern herab auf das Pflaster plätscherten; die gellenden Töne der Posthörner übertönten das Pferdegetrappel und das Rollen der Postkutschen, die Piccadilly entlangfuhren. Die Fensterläden der meisten Häuser waren schon geschlossen, nur ein Fenster in der ersten Etage eines an der Ecke von Sackville Street und Vere Street gelegenen Hotels war hell erleuchtet; zuweilen wurden die Vorhänge ein wenig aufgezogen und ein kleiner Lockenkopf zeigte sich am Fenster, der ängstlich die Straße hinauf- und hinabschaute, als erwartete er jemanden; aber alle Vorübergehenden, die ihren Geschäften oder Vergnügungen nachgingen, eilten vorbei, und wenn einer oder der andere zufällig einen flüchtigen Blick zu dem Fenster hinaufwarf, so zog sich das Köpfchen rasch zurück. Endlich schien die Geduld des holden Kindes gänzlich erschöpft zu sein, denn sie schellte fast unwillig, wartete an der Tür, bis jemand auf den Ruf antwortete, und fragte dann den erscheinenden Kellner, ob Mr. Leslie das Abendessen auf eine spätere Stunde befohlen habe. Der Kellner antwortete verneinend.

»Hat er nicht gesagt, um welche Zeit er zurückkehren wird?«, fragte die junge Dame weiter.

»Er hat mir gesagt, dass ich seine Kleider zur gewöhnlichen Zeit reinigen lassen soll«, war die Antwort.

Die junge Dame nahm ein Buch zur Hand und begann zu lesen; aber kaum war sie die erste Seite herunter, ließ sich ein gewichtiger Schritt auf der Treppe vernehmen; sie sprang von ihrem Stuhl auf, ließ ihr Buch und ihre Arbeit zu Boden fallen und eilte mit dem Ausruf: »Mein lieber Vater!« an die Tür.

Der Eintretende war der Typus einer Klasse, mit welcher die meisten Menschen in ihrem Leben in nähere Berührung kommen. Er war stark und schwerfällig gebaut, aber sein ungewöhnlich großer Kopf schien dessen ungeachtet nicht im richtigen Verhältnis zu seinem Körper zu stehen, denn er war ein wenig zur Seite geneigt, als würde er von seiner eignen Last niedergedrückt. Sein Haar war kurz und mit Grau gemischt und in seinem Blick lag eine gewisse Trägheit, die auf den ersten Blick den Gedanken an einen beschränkten Geist erweckte; aber ein aufmerksamer Beobachter konnte bald ein munteres Feuer in den kleinen, grauen Augen entdecken, das unter dem Schleier der überhängenden Brauen hervorblitzte. Die Gesichtszüge waren scharf ausgeprägt und verrieten den ruhigen und gründlichen Denker, und aus der ein wenig zusammengezogenen Oberlippe konnte man schließen, dass er gewöhnt war, sich selbst zu beherrschen. Und in der Tat gibt es keine gesellschaftliche Klasse, in der Selbstbeherrschung und die Kontrolle über den Gesichtsausdruck wichtiger wären als in der, welche dieser Mann repräsentierte, nämlich die Geldaristokratie, denn hier ist das äußere Kennzeichen einer Gemütsbewegung zuweilen nicht weniger zu fürchten, als der Verlust eines Schiffes oder das Fehlschlagen einer großartigen Spekulation. Wenn aber Mr. Leslie hinsichtlich aller seiner physischen Eigenschaften den vollendeten Mann des Kontors, der klugen Berechnungen und der praktischen Geschäftskenntnis verriet, so musste man zu gleicher Zeit in seiner ganzen äußeren Erscheinung auf den ersten Blick erkennen, dass er in den Gesellschaftskreisen, die er frequentierte, in hoher Achtung stand. Auf seinen Anzug verwendete er eine Sorgfalt, wie man sie bei Geschäftsmännern nur selten findet; seine Kleidung war stets von tadelloser Eleganz, man könnte fast sagen, ein wenig stutzerhaft, und die ängstliche Akkuratesse derselben stand mit dem strengen und gesetzten Aussehen, das wir eben beschrieben haben, nicht recht im Einklang.

Talleyrand hat gesagt, dass man, um einen Menschen kennenzulernen, nicht sein Gesicht, sondern seine Stimme studieren muss; aber es liegt häufig ebenso viel Charakteristisches in dem Gang eines Menschen wie

Titel
Ernest Vane
Untertitel
Viktorianischer Roman
EAN
9783946469056
ISBN
978-3-946469-05-6
Format
E-Book (epub)
Veröffentlichung
13.05.2018
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
2.55 MB
Anzahl Seiten
240
Jahr
2016
Untertitel
Deutsch
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet
Auflage
1., Auflage.