Ein wiederentdecktes Meisterwerk: berührend und bristant. Fünfhundert Kinder aus einem Moskauer Waisenhaus werden im Sommer 1944 in den Kaukasus verschickt, unter ihnen Saschka und Kolka. Die elfjährigen Zwillinge hoffen, endlich ihren quälenden Hunger hinter sich zu lassen. Doch bereits ihre Ankunft wird von bedrohlichen Detonationen in den nahe gelegenen Bergen begleitet. Bewaffnete Tschetschenen, die der Zwangsaussiedlung entfliehen konnten, setzen sich erbittert gegen die russischen Eindringlinge zur Wehr - und die Brüder geraten nach Momenten überwältigenden Glücks in größte Gefahr. Anatoli Pristawkin bringt die politischen Realitäten so ungeschönt zur Sprache, dass sein Werk in Russland erst mit Beginn der Perestroika erscheinen durfte. »Obwohl Pristawkin keine Empathie vorgibt, die kein Opfer für seinen Täter zu empfinden braucht, vermag er dennoch, Verständnis für die Tschetschenen zu wecken, die in Rußland bis heute die Schwarzen geblieben sind. Das ist dann schon die hohe Kunst der Literatur und womöglich noch wichtiger, als den Feind zu lieben: ihn zu verstehen.« Navid Kermani. Jetzt in aktualisierter und überarbeiteter Übersetzung der unzensiert.

Anatoli Pristawkin, geboren 1931 bei Moskau, studierte am dortigen Literaturinstitut. In Sibirien war er Korrespondent der Literarischen Zeitung (Literaturnaja Gaseta), zudem Mitbegründer der Schriftstellervereinigung 'April'. Von 1992 bis 2001 fungierte er als Vorsitzender der von Präsident Jelzin ins Leben gerufenen Begnadigungskommission, wofür er 2002 den angesehenen deutsch-russischen Aleksandr-Men-Preis erhielt. Er suchte zweimal den Kriegsschauplatz in Tschetschenien auf und berichtete über die russischen Verbrechen. Europaweit hielt er Vorträge gegen die Todesstrafe, gegen Gewalt, Korruption, Machtmissbrauch und Unterdrückung.



Ein wiederentdecktes Meisterwerk: berührend und bristant.

Fünfhundert Kinder aus einem Moskauer Waisenhaus werden im Sommer 1944 in den Kaukasus verschickt, unter ihnen Saschka und Kolka. Die elfjährigen Zwillinge hoffen, endlich ihren quälenden Hunger hinter sich zu lassen. Doch bereits ihre Ankunft wird von bedrohlichen Detonationen in den nahe gelegenen Bergen begleitet. Bewaffnete Tschetschenen, die der Zwangsaussiedlung entfliehen konnten, setzen sich erbittert gegen die russischen Eindringlinge zur Wehr - und die Brüder geraten nach Momenten überwältigenden Glücks in größte Gefahr. Anatoli Pristawkin bringt die politischen Realitäten so ungeschönt zur Sprache, dass sein Werk in Russland erst mit Beginn der Perestroika erscheinen durfte.

»Obwohl Pristawkin keine Empathie vorgibt, die kein Opfer für seinen Täter zu empfinden braucht, vermag er dennoch, Verständnis für die Tschetschenen zu wecken, die in Rußland bis heute die Schwarzen geblieben sind. Das ist dann schon die hohe Kunst der Literatur und womöglich noch wichtiger, als den Feind zu lieben: ihn zu verstehen.« Navid Kermani.

Jetzt in aktualisierter und überarbeiteter Übersetzung der unzensiert.



Autorentext

Anatoli Pristawkin, geboren 1931 bei Moskau, studierte am dortigen Literaturinstitut. In Sibirien war er Korrespondent der Literarischen Zeitung (Literaturnaja Gaseta), zudem Mitbegründer der Schriftstellervereinigung „April". Von 1992 bis 2001 fungierte er als Vorsitzender der von Präsident Jelzin ins Leben gerufenen Begnadigungskommission, wofür er 2002 den angesehenen deutsch-russischen Aleksandr-Men-Preis erhielt. Er suchte zweimal den Kriegsschauplatz in Tschetschenien auf und berichtete über die russischen Verbrechen. Europaweit hielt er Vorträge gegen die Todesstrafe, gegen Gewalt, Korruption, Machtmissbrauch und Unterdrückung.



Zusammenfassung
Ein wiederentdecktes Meisterwerk: berührend und bristant.Fünfhundert Kinder aus einem Moskauer Waisenhaus werden im Sommer 1944 in den Kaukasus verschickt, unter ihnen Saschka und Kolka. Die elfjährigen Zwillinge hoffen, endlich ihren quälenden Hunger hinter sich zu lassen. Doch bereits ihre Ankunft wird von bedrohlichen Detonationen in den nahe gelegenen Bergen begleitet. Bewaffnete Tschetschenen, die der Zwangsaussiedlung entfliehen konnten, setzen sich erbittert gegen die russischen Eindringlinge zur Wehr und die Brüder geraten nach Momenten überwältigenden Glücks in größte Gefahr. Anatoli Pristawkin bringt die politischen Realitäten so ungeschönt zur Sprache, dass sein Werk in Russland erst mit Beginn der Perestroika erscheinen durfte.»Obwohl Pristawkin keine Empathie vorgibt, die kein Opfer für seinen Täter zu empfinden braucht, vermag er dennoch, Verständnis für die Tschetschenen zu wecken, die in Rußland bis heute die Schwarzen geblieben sind. Das ist dann schon die hohe Kunst der Literatur und womöglich noch wichtiger, als den Feind zu lieben: ihn zu verstehen.« Navid Kermani.Jetzt in aktualisierter und überarbeiteter Übersetzung der unzensiert.

Leseprobe
1

Das Wort kam ganz von selbst auf, so wie auf dem Feld der Wind entsteht.

Es kam auf, raschelte, huschte durch die nahen und fernen Winkel des Waisenhauses: »Kaukasus! Kaukasus!« Wieso Kaukasus? Wo kam der plötzlich her? Tja, das konnte keiner vernünftig erklären.

Komische Idee, in dem schmuddeligen Moskauer Vorort vom Kaukasus zu reden. Den kannte das Waisenhausvölkchen doch nur vom Vorlesen in der Schule (Lehrbücher hatten sie ja keine!), jedenfalls gab es den früher mal, in einer weit zurückliegenden unbegreiflichen Zeit, als der tollkühne, schwarzbärtige Bergbewohner Hadshi Murat auf seine Feinde ballerte, als der Anführer der Muriden, Imam Schamil, sich in der belagerten Festung verteidigte und die russischen Soldaten Shilin und Kostylin in einer tiefen Grube hockten.

Und Petschorin, einer von diesen »überflüssigen Menschen«, der ist auch im Kaukasus rumgereist.

Na, und die Papirossy! Einer der Kusmin-Zwillinge hatte sie bei einem Oberstleutnant aus dem Lazarettzug gesehen, der auf der Station Tomilino steckengeblieben war.

Ein paar gezackte Schneeberge, davor ein Reiter im schwarzen Filzumhang auf einem wilden Pferd. Er reitet nicht, er fliegt fast durch die Luft. Darunter in ungleichmäßiger, eckiger Schrift das Wort: KASBEK.

Der schnauzbärtige Oberstleutnant, ein schöner junger Mann mit Kopfverband, betrachtete eine bildhübsche Krankenschwester, die ausgestiegen war, um sich die Bahnstation anzusehen, und klopfte vielsagend mit dem Fingernagel auf die Pappschachtel mit den Papirossy, ohne zu bemerken, dass neben ihm der zerlumpte kleine Kolka mit verblüfft aufgesperrtem Mund und angehaltenem Atem auf die kostbare Schachtel starrte.

Eigentlich wollte Kolka ein Stückchen Brot von einem Verwundeten abstauben, stattdessen entdeckte er die Schachtel KASBEK!

Aber was hatte der Kaukasus damit zu tun? Das Gerücht?

Rein gar nichts.

Und es blieb unbegreiflich, wie dieses Wort, das funkelte wie eine gezackte glitzernde Eiskante, hier geboren worden war, wo es eigentlich nicht geboren werden konnte, nämlich im Waisenhausalltag, der bestimmt war von Kälte und ewigem Hunger. Das ganze mühselige Dasein der Kinder drehte sich um nichts anderes als um eine winzige gefrorene Kartoffel oder um Kartoffelschalen oder - als Gipfel aller Wünsche und Träume - um ein Stückchen Brot, mit dem sie weiterexistieren, den nächsten Kriegstag überleben konnten.

Der sehnlichste und zugleich unerfüllbarste Traum jedes der Kinder war es, wenigstens einmal ins Allerheiligste des Waisenhauses vorzudringen: in den BROTSCHNEIDERAUM - großgeschrieben, denn dieser Raum war in den Augen der Kinder höher und unerreichbarer als irgendein KASBEK!

Dort arbeiten zu dürfen, das war, wie vom Herrgott ins Paradies geschickt zu werden, das traf nur die Auserwählten, die Erfolgreichsten, man kann auch sagen: die Glücklichsten auf der Welt!

Zu denen gehörten die Kusmin-Zwillinge nicht.

Und es wa…

Titel
Schlief ein goldnes Wölkchen
Untertitel
Roman
Übersetzer
EAN
9783841226891
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
12.04.2021
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
2.22 MB
Anzahl Seiten
288
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet