Herrschaft als Grundthema moderner Gesellschaften verweist auf das Spannungsverhältnis von individueller Freiheit zu sozialer Ordnung und damit auf die Möglichkeiten einer sozialen Handlungskoordination. Ausgehend von dieser Problemstellung werden die klassischen Beiträge von Hobbes über Weber bis hin zu Coleman rekonstruiert und als 'individualistische Traditionslinie' zusammengefaßt. Vor allem in der Auseinandersetzung mit der Herrschaftssoziologie Webers werden die Erklärungskraft aber auch die Implikationen und Restriktionen dieser Theorietradition herausgearbeitet und deren Konsequenzen für die gegenwärtige Forschung aufgezeigt.
Im Anschluß daran wird Herrschaft als ein sozialer Koordinationsmechanismus behandelt, den Akteure zur Bewältigung von Handlungsproblemen schaffen, dessen Erhalt aber wiederum aus individuellen Handlungsentscheidungen abzuleiten ist. Zur Weiterführung der aufgewiesenen Traditionslinie wird dafür plädiert, sowohl die Entstehungs- wie auch die Bestandsbedingungen einer herrschaftlichen Handlungskoordination zum Gegenstand theoretischer Überlegungen und empirischer Forschungen zu machen.
Herrschaft in soziologischer Perspektive
Autorentext
Dr. Andrea Maurer ist Professorin für Organisationssoziologie an der Universität der Bundeswehr München.
Inhalt
1 Grundlagen und Wurzein der Herrschaftssoziologie.- 1.1 Der Wendepunkt: Vertragstheorien und politische Utopien.- 1.2 Die neue Problemstellung: der Leviathan.- 1.3 Soziologische Klassiker.- 1.4 Schlüsselkategorie oder Tabuthema?.- 2 Herrschaft: ein soziologisches Forschungsprogramm.- 2.1 Soziales Phänomen und soziologisches Erklärungsproblem.- 2.2 Plädoyer für ein Reproduktionsmodell.- 2.3 Zur Methode des Theorievergleichs.- 3 Legitimität und Erzwingungsstab: die normative Herrschaftskonzeption Webers.- 3.1 Grundlagen.- 3.2 Ordnungsmodell und Herrschaftskonzeption.- 3.3 Herrschaftsmechanismen.- 3.4 Herrschaft: rational-funktionaler Ordnungsmechanismus.- 4 Konflikt und Macht: die leistungsbasierten Herrschaftstheorien von Lenski und Hondrich.- 4.1 Herrschaft und Leistungen: eine verteilungstheoretische Perspektive.- 4.2 Herrschaft und Leistungen: eine entscheidungstheoretische Perspektive.- 4.3 Herrschaft: machtbasierter Entscheidungsmechanismus.- 5 Interessen, Macht und Rechte: die rationalistische Herrschaftstheorie Colemans.- 5.1 Erklärungsmodell.- 5.2 Tauschtheoretische Ordnungskonzeption.- 5.3 Herrschaft als Verteilung von Handlungsrechten.- 5.4 Herrschaft: effiziente Handlungsregelung zwischen rationalen Akteuren.- 6 Herrschaft und soziale Ordnung.- Abbildungsverzeichnis.- Personenverzeichnis.- Stichwortverzeichnis.