Die Weihnachtsgeschichten und -gedichte von Andreas Knapp sind echte Geschenke. Mal heiter, mal ernst, immer aber in die Tiefe führend, wird das Weihnachtsgeheimnis neu ausgeleuchtet - ein idealer Begleiter durch die Advents- und Weihnachtszeit. Adventskalender tag für tag schließt sich leise ein türchen deines lebens und deine möglichkeiten fallen unwiderruflich ins schloss die verriegelte tür in der mitte aber du selbst öffnest du dich vielleicht schaut dich dann überraschend ein kind an

Andreas Knapp, geboren 1958, Priester und Poet; nach der Promotion in der Hochschulseelsorge und der Priesterausbildung in Freiburg tätig; seit 2000 Mitglied der Ordensgemeinschaft der 'Kleinen Brüder vom Evangelium'; lebt derzeit in Leipzig.

Autorentext

Andreas Knapp, geboren 1958, Priester und Poet; nach der Promotion in der Hochschulseelsorge und der Priesterausbildung in Freiburg tätig; seit 2000 Mitglied der Ordensgemeinschaft der "Kleinen Brüder vom Evangelium"; lebt derzeit in Leipzig.



Leseprobe
Wie der heilige Nikolaus die Mitra erfunden hat

Meistens leuchteten Himmel und Meer von Myra in tiefblauen Farben. Dann bot die kleine Hafenstadt in der geschützten Bucht an der Küste Kleinasiens mit ihren weißen Häusern ein Bild des Friedens. Doch in diesem Jahr hatten die langen wolkenlosen Monate das Trinkwasser in dem malerischen Städtchen knapp werden lassen. Was aber noch schlimmer war: Die gesamte Getreideernte auf den umliegenden Feldern war aufgrund der großen Dürre völlig ausgefallen. Seit Wochen gab es kein Brot mehr und die Leute litten Hunger.

Der Bischof von Myra mit dem schönen Namen Nikolaus war sehr besorgt um die Menschen seiner Stadt. Er hatte mit den Bauern der Umgebung verhandelt und die letzten Reserven Getreide in die Stadt bringen lassen, damit vor allem die Kinder nicht vor Hunger sterben müssten. Doch nun waren auch diese Vorräte aufgebraucht.

An einem milden Abend ging Nikolaus durch die engen Gassen der Stadt. Er hörte, wie in den Häusern die Kinder weinten und die Mütter und Väter vor Kummer seufzten. Es brach dem Bischof schier das Herz und er beschloss seinen Rundgang in der kleinen Kirche von Myra, wo er Gott die Not der Stadt klagte.

Am nächsten Morgen hatte sich das gewohnte Blau des Himmels in ein trübes Grau verwandelt. Ein Sturm kam auf und bald setzte ein heftiger Regen ein. Endlich gab es wieder frisches Wasser, an Getreide jedoch fehlte es immer noch.

Nikolaus feierte in der Kirche von Myra einen Dankgottesdienst, da hörte er laute Stimmen durch die Gassen rufen: "Ein Schiff! Ein Schiff!" Schnell eilte Nikolaus in seinem langen weißen Gewand zum Hafen hinunter, den Hirtenstab in der Hand. Tatsächlich: Ein mächtiges Schiff näherte sich der Hafeneinfahrt. Das war ungewöhnlich, denn die großen Handelsschiffe steuerten die Bucht von Myra normalerweise nicht an. Der Kapitän dieses Schiffes aber suchte anscheinend einen sicheren Ankerplatz, weil draußen immer noch ein heftiger Seesturm tobte.

Nikolaus ließ sich zum Schiff rudern, das schwer mit Getreide beladen war und einem reichen Kaufmann aus Konstantinopel gehörte. Dieser schaute auf den Mann mit dem langen weißen Gewand und dem Stab in der Hand verächtlich herab. Nikolaus indessen sprach ihn ruhig an:

"Die Bewohner der Stadt Myra sind Christen und ich bin ihr Bischof, das ist so etwas wie ein Hirte. Ich bitte dich, uns Getreide zu verkaufen, da die Bewohner der Stadt schon seit Wochen Hunger leiden."

Der Kaufmann blieb ungerührt.

"Deine Religion interessiert mich nicht. Mich interessiert nur eines: Habt ihr Gold? Du weißt, dass in diesem Jahr aufgrund der schlechten Ernten Getreide sehr wertvoll ist. Ich habe bestes Korn aus Ägypten an Bord und werde dafür in Konstantinopel einen hohen Preis erzielen. Wie viel Gold kannst du mir bieten?"

Nikolaus runzelte die Stirn und antwortete:

"Man sollte die Not anderer nicht dazu benutzen, sich zu bereichern! Aber ich will sehen, was wir an Gold zusammentragen können."

Als der Bischof eine Stunde später wieder auf dem Schiff erschien, konnte er nur eine kleine Schatulle mit wenigen Münzen und etwas Goldschmuck anbieten. Die Bewohner der Stadt hatten den größten Teil ihrer Wertsachen schon an die Bauern der Umgebung abgegeben, um dafür Getreide zu erhalten. Als der Händler das wenige Geld sah, lachte er laut auf.

"Der Preis für Weizen ist in diesem Jahr sehr hoch. Für diese kleine Menge an Gold kann ich dir nur drei, vier Säcke Getreide geben.&ldq
Titel
Mit Engeln und Eseln
Untertitel
Weise Weihnachtsgeschichten
EAN
9783429047382
ISBN
978-3-429-04738-2
Format
E-Book (pdf)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
04.09.2013
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
1.44 MB
Anzahl Seiten
152
Jahr
2013
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv