Wie leben Familien mit kleinen Kindern heute? Wie organisieren und erleben Väter und Mütter ihre Alltagspraxis zwischen Familienleben und Erwerbsarbeit?
Auch wenn vor allem Familien gebildeter Mittelschichtsmilieus erkennbar von einer Modernisierung des Geschlechterverhältnisses erfasst sind, so zeigt sich doch, dass dieser Entwurf "neuer" Väter und Mütter zunächst vor allem den Status einer (teil-) gesellschaftlichen Idealbildung hat.
Die vorliegende empirische Arbeit versucht das widersprüchliche Verhältnis von Kontinuität und Wandel im Bereich der Arbeitsteilung verstehbar zu machen und untersucht familiale Arbeitsteilungsentwürfe in ihren verschiedenen Dimensionen als alltagspraktische, diskursive, gesellschaftlich geprägte wie auch lebensgeschichtlich unbewusst bestimmte. Dabei zeigt sich neben der Komplexität der elterlichen Entwürfe, wie sehr voneinander abhängig und zugleich potentiell ambivalent individuelle, familiale und kollektive Wandlungsprozesse ablaufen.
Kontinuität und Wandel moderner Familienkonstellationen
Vorwort
Kontinuität und Wandel moderner Familienkonstellationen
Autorentext
Anke Kerschgens ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der J.W. Goethe-Universität Frankfurt.
Zusammenfassung
Über die Arbeitsteilung in Familien wurde bereits vieles geschrieben und ver- fentlicht. Es besteht jedoch eine entscheidende Forschungslücke, die die vorl- gende Arbeit füllen möchte: In den vorwiegend soziologischen Analysen bleibt die Arbeitsteilung als ein Thema des Paares und dessen Beziehung definiert und es wird nicht die familiale Konstellation als Ganzes in den Blick genommen. Es gilt jedoch, um das Phänomen der Arbeitsteilung zu verstehen, eine Perspek- ventriangulation vorzunehmen dahingehend, dass das Paar auch als Elternpaar gesehen wird, dass nicht nur die Praxis, sondern auch die unbewusst verankerte Beziehungskonstellation untersucht wird und dass in diesem Sinne Arbeitst- lung als elterliche Arbeitsteilung mit einer gesamtfamilialen Zuweisung - stimmter Positionen verstanden werden kann. Dabei gilt es, neben soziolo- schen Erkenntnissen und Untersuchungsperspektiven auch psychoanalytische Verstehensweisen einzubeziehen. Dies möchte ich im Folgenden näher erläutern. Die elterliche Arbeitsteilung ist Teil des institutionell wie auch in Deut- gen und Bildern verankerten gesellschaftlichen und historisch gewachsenen, sich wandelnden Geschlechterverhältnisses. Dieses bietet einen Handlungsrahmen für die interaktive Aushandlung der Frage Wer macht was? zwischen Mann und Frau in einer Paarbeziehung. Die Untersuchung der elterlichen Arbeitsteilung geht jedoch über die Betrachtung der Organisation von Erwerbsarbeitszeiten und Hausarbeitsanteilen hinaus, denn neben dem Beziehungsverhältnis von Mann und Frau werden auch die Positionen als Vater und Mutter gegenüber den K- dern in der Familie als relevant für die Form der Arbeitsteilung erachtet.
Inhalt
Arbeitsteilung in Familien Zum Stand der Forschung.- Der Forschungsansatz.- Forschungsmethode.- Fallrekonstruktionen.- Zur Widersprüchlichkeit der Modernisierung der elterlichen Arbeitsteilung.