Die "Gorm" liegt in Hong Kong vor Anker und es gibt keine Arbeit - weit und breit nichts zu lasten. Das heißt, Fracht ist genug da, aber die Engländer sitzen schwer auf allem Handel. Käppen Karlsson lässt so ziemlich alle Seemansflüche los, die man sich überhaupt vorstellen kann, doch da erinnert Bruhn sich, dass der Makler Wang vorhin an Bord war. Anscheinend gibt es eine Möglichkeit in Ping-Hu. Vielleicht. Denn Wu-Fang, der Geschäftsfreund von Wu, ist weit und breit berüchtigt für seine List und man munkelt, er würde ein kleines Schmuggelgeschäftchen nicht verschmähen. Ansonsten sei er aber ein kleiner Mann, der meist Dschunken mit Fracht versorge und höchstens mal einem Dampfer eine kleine Partie Stückgut in Auftrag gäbe. Die beiden Schippern also nach Ping-Hu. Schnell stellt sich heraus, dass die "Fracht" aus dreihundert Kulis besteht. Diese sollten nur nach Hause und die Kulis würden nicht gerne auf einer Dschunke fahren, da sie dort seekrank würden... Karlsson lässt sich von den Argumenten Wu-Fangs schnell überzeugen und schlägt jegliches Misstrauen gegen Piraten aus dem Kopf. Vielleicht etwas vorschnell - auch wenn das Geld für die Fahrt stimmt, und mehr als das. Irgendetwas ist faul an der ganzen Sache. Also werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Die Männer kommen an Bord und die "Gorm" läuft um vier Uhr nachmittags langsam mit der Flut aus dem Hafen. Doch schon bald türmen die Ereignisse sich auf...



Autorentext

"Axel Rudolph? Nie gehört!" So dürfte es vielen gehen. Noch! Denn er war ein wirklichter Erfolgsschriftsteller, der zwischen 1936 und 1944 über 50 Romane veröffentlichte. Unterhaltungsliteratur oder, wie man damals sagte, "Groschenromane". Axel Rudolph (1893-1944) konnte unverschämt schnell schreiben. Er lieferte oft im Monatsrhythmus neue Bücher ab, mit Titeln wie "Das Bildnis der Unbekannten", "Die Eisfrau" oder "Gebt uns ehrliche Waffen". Rudolph veröffentlichte unter seinem Namen und den Pseudonymen Heinrich Weiler und Richard Erden und ihm gefiel, was er schrieb. Zweifel kannte er nicht, so dass er unbeschwert Geschichten erfand, in die er genießerisch ein paar Tropfen an Exotik, amourösen Liaisons und einer guten Portion Abenteuergeist einfließen ließ. Seine Kriminal- und Abenteuerromane, dessen Themen er aus seinem abenteuerlichen Leben schöpfte und verfremdet in ferne Länder verlegte, spielen in der Arktis, auf den Ölfeldern Venezuelas, auf hoher See, im Himalaya, in den USA, Asien oder den Großstädten Deutschlands und in Dänemark - oder auch in Russland, wo er in Sibirien während des ersten Weltkriegs selbst im Gefangenenlager saß. Seine oft imaginierten Reisen geben den Hintergrund für die Handlungen, in denen es nicht selten um ein den Sieg des Einzelnen über widrige Umstände geht, die durch Beharrlichkeit und Ehrlichkeit in Glück umgewandelt werden. Im wirklichen Leben erging es Axel Rudolph nicht ganz so glimpflich: 1930 war er arbeits- und obdachlos. Er tippelte durchs Land, arbeitete als Gelegenheitsarbeiter und Bergmann und wurde Hausarbeiter im Obdachlosenasyl in Bochum, bis er 1932 in der Zeitschrift "Die Woche" auf eine Anzeige der Studios Ufa stieß, die Ideen für einen guten Tonfilm suchten. Axel Rudolph, mit Fantasie und Selbstbewusstsein ausgestattet, schilderte sein verkorkstes Leben auf ein paar Schreibmaschinenseiten, gewann den Wettbewerb und startete durch: Die Ufa forderte ihn auf, nach Berlin zu kommen. Hier schrieb er Drehbücher für sie, die mit den Stars seiner Zeit verfilmt wurden: "Der Stern von Valencia" kam sogar zeitgleich zur deutschen, auch in einer französischen Fassung in die Kinos - mit dem großen Jean Gabin in der Hauptrolle. Parallel heuerte ihn der Westdeutsche Rundfunk für einen 20-Minuten-Beitrag über China an, und ein Berliner Verlag bezahlte einen Vorschuss für einen ersten Roman. Axel Rudolph zog also nach Berlin, begann bei der Ufa als Hilfsdramaturg und konnte schon kurz darauf von seinen Büchern leben. 1939 jedoch verschärften sich die Bedingungen für die deutsche Unterhaltungsliteratur; Goebbels' Propagandaministerium betrieb die Instrumentalisierung von Kriminalromanen usw. für nationalsozialistische Zielsetzungen. Chronische Individualisten wie Axel Rudolph wurden aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Ohnehin war Rudolph dubios auffällig; schon 1932, nachdem er einer hübschen Kollegin schöne Augen gemacht hatte, welches zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit SA-Männern führte, hatte er eine Anprangerung bekommen, die wiederrum zur Kündigung bei der Ufa führte. Für Axel Rudolph kam der Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer einem Berufsverbot gleich. Mit Hilfe des Afrika-Sachbuchautors Hermann Freyberg, der mehrere von Rudolphs Romanen unter seinem eigenen Namen veröffentlichte, konnte seine finanzielle Lage gebessert werden. Axel Rudolph zog sich aus dem Wespennest, zu dem Berlin geworden war, zurück und zog nach Semlin, wo er 1943 seine Verlobte Gertrud heiratete. Durch eine Denunziation im unmittelbaren Freundeskreis - einer enttäuschten Geliebten, die Tochter des Semliner Ortsgruppenleiters der NSDAP war - gelangten Briefe, in denen Rudolph aus seiner Verachtung für das nationalsozialistische Regime keinen Hehl machte, in die Hände der Gestapo. Silvester 1943 wurde der Autor verhaftet und am 18. Juli 1944 stand er vor dem "Volksgerichtshof" von Roland Freisler und wurde zum Tode verurteilt. Am 30. Oktober starb er unter dem Fallbeil der Nationalsozialisten im Zuchthaus Brandenburg-Görden. Dass Diktaturen nur bestehen, weil sie vor aller Ideologie auf persönliche Ranküne, auf Neid und Missgunst zählen können, dies zu zeigt das Leben Axel Rudolphs mit aller Deutlichkeit - wer weiß, wie es ihm in seinem Leben ergangen wäre, wenn die Geschehnisse seiner Zeit seinem Schriftstellertum nicht ein jähes Ende gesetzt hätten. Die Kleingeistigen scheinen grundsätzlich inhaltliche und ästhetische Probleme mit den Großherzigen zu haben und Axel Rudolphs tragisches Ende zeigt mit aller Deutlichkeit, dass die Nationalsozialisten nicht einmal eine freigeistig und offenherzig gelebte Leichtigkeit des Seins zu ertragen im Stande gewesen sind, - und das begradigen wir jetzt! Axel Rudolph, wohlverdient aus der Versenkung geholt, in die ihn ein Schreckensregime mit Absicht hatte gleiten lassen, feiert nun sein großes Comeback - der Erfolg ist verdient, jetzt erst recht! --------------------------------------------------------------- Axel Rudolph (1893-1944) wird als einziges Kind einer dänischen Mutter und eines schwedischen Vaters in Köln-Nippes geboren. Der Vater ist Volksschullehrer und die Mutter stirbt, als Axel noch sehr jung ist. Mit ihr stirbt die dänische Sprache im Rudolphschen Heim; diese wird jedoch später, in unerahnter Form, in sein Leben zurückkehren und ihn nie mehr verlassen. Dies spielgelt sich in vielen seiner Werke wieder, doch um in der Geschichte nicht vorzugtreifen: Als junger Spund im Ruhrpott arbeitet Axel Rudolph in den Mienen bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs - als der Krieg ausbricht, sieht er diesen in seinem jugendlichen Eifer als Ausweg aus den Mienen und spannende Möglichkeit, die Welt zu sehen. Er meldet sich freiwillig - und als er die Realität hautnah erlebt, kommt er schnell auf andere Gedanken - jedoch zu spät! 1915 wird er an die Ostfront geschickt und am 2. Juni 1915 gerät Axel Rudolph während eines deutschen Giftgasangriffs bei Lomza in russische Kriegsgefangenschaft,- Sibirien. Mehr durch Glück und Zufall als sonst etwas, gelingt ihm die Flucht aus einem Lager bei Irkutsk. Lange Zeit wandert er zu Fuß durch die Weiten Russlands und schlägt sich durch, so gut es geht. Er isst, was er findet und freundet sich mit den örtlichen Bewohnern an, die ihn verstecken und ihm helfen, bis er schließlich auf Vermittlung von Elsa Brändström in einem dänischen Internierungslager in Hald landet. Wieder hat der Zufall ihm günstig zugelächelt und langsam rücken die traumatisierenden Erlebnisse des Krieges in den…

Titel
Kulis aus Ping-Hu
EAN
9788711445341
ISBN
978-87-11-44534-1
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
01.01.2017
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
2.01 MB
Anzahl Seiten
40
Jahr
2017
Untertitel
Deutsch