Wirklich, ich hatte keine Ahnung, dass Liebe so gefährlich sein kann. Mir war klar, dass Liebe sehr glücklich machen kann oder auch sehr unglücklich. Doch die Liebe vermag noch viel mehr. Liebe kann gerade die Menschen töten, die du am liebsten hast. Und das Schlimmste daran ist, es kann jedem passieren.

Meine Schuld, hämmert es in Lus Kopf. Ich habe nicht aufgepasst und es ist meine Schuld. So verzweifelt sie auch die kleine Ida sucht, ihre geliebte Nichte ist spurlos vom Spielplatz verschwunden. In ihrer Panik ruft Lu ihren Freund Diego an, der bei der Polizei arbeitet. Sie ahnt nicht, dass damit ein Albtraum seinen Lauf nimmt, der schon sehr viel früher begonnen hat. Denn der Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hat, ist nicht der, für den Lu ihn hält. Ihr bleiben nur 24 Stunden, um zwischen Lüge und Wahrheit zu entscheiden, 24 Stunden, in denen sie ihr Leben aufs Spiel setzen muss. Denn sonst stirbt Ida.



Beatrix Gurian (Beatrix Mannel) studierte Theater- und Literaturwissenschaften in Erlangen, Perugia und München. Danach arbeitete sie zehn Jahre als Redakteurin beim Fernsehen. Seitdem schreibt sie Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die in mehr als zehn Sprachen übersetzt wurden. Für ihre aufwändigen Recherchen reist sie um die ganze Welt. Außerdem unterrichtet sie kreatives Schreiben für alle Altersstufen. Sie lebt mit ihrer Familie in München.

Foto © Erol Gurian



Autorentext

Beatrix Gurian (Beatrix Mannel) studierte Theater- und Literaturwissenschaften in Erlangen, Perugia und München. Danach arbeitete sie zehn Jahre als Redakteurin beim Fernsehen. Seitdem schreibt sie Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die in mehr als zehn Sprachen übersetzt wurden. Für ihre aufwändigen Recherchen reist sie um die ganze Welt. Außerdem unterrichtet sie kreatives Schreiben für alle Altersstufen. Sie lebt mit ihrer Familie in München. Foto © Erol Gurian



Leseprobe

Lu am Donnerstag, dem 3. Mai 2012

Ich bin auf dem Weg zum Main, wo Diego und ich uns am Ufer treffen, ich bin nervös, habe über Nacht mehr Pickel auf die Stirn bekommen als jemals überhaupt in meinem Leben und fast nicht geschlafen, was völlig bekloppt ist, denn ich kenne Diego ja noch gar nicht und vielleicht entpuppt sich unser erstes Date als kompletter Reinfall.

Leider bin ich immer überpünktlich und auch heute zu früh dran, obwohl ich mir vorgenommen hatte, ein bisschen später zu kommen. Habe extra lange getrödelt, bin an jeder Litfaßsäule stehen geblieben und habe jedes Plakat dreimal gelesen, trotzdem bin ich zu früh.

Zum Glück ist es warm und die Sonne scheint. Ich setze mich auf die Bank, an der wir uns treffen wollten, und starre auf den Main, der wie fettiges braunes Karamell in der Sonne schimmert. Ein Schiff fährt vorbei, es liegt sehr tief im Wasser, an Bord flattern fröhlich ein paar bunte Wäschelaken auf einer Leine im Wind. Nach einer Weile schiebt sich ein zweites Schiff vorbei, es wirkt schmutzig und hat einen großen Haufen rostigen Eisens geladen. Ein paar Möwen kreisen kreischend über dem Main und ich schaue ihnen zu.

Es kommt mir vor, als würde ich schon eine Stunde warten, aber die Uhr in meinem Handy sagt mir, dass es erst fünfzehn Minuten sind.

Wenn ich doch damals nur gegangen wäre. Warum habe ich auf ihn gewartet? Völlig ahnungslos, vertrauensselig...

Kaum habe ich das Handy wieder in der Tasche verstaut, vibriert es. Es ist Diego.

Er klingt atemlos. »Tut mir leid, ich bin in fünf Minuten da, wir mussten die Kollegen von der Autobahn verstärken, Riesenunfall auf der A5.« Im Hintergrund höre ich Polizeisirenen und mein Groll schmilzt dahin.

Ich muss ihm versprechen zu warten. Nachdem wir aufgelegt haben, lehne ich mich zurück und schaue wieder auf den Main und halte nach Schiffen Ausschau. Ein paar Ruderboote arbeiten sich vorbei. Vierer und Achter. Nach weiteren zwanzig Minuten schicke ich Ellen eine Nachricht über Facebook, weil ich wissen will, ob sie auch findet, dass ich gehen sollte, aber sie ist - logo - nicht online. Seit sie mit Max zusammen ist, hängt sie eigentlich nur noch selten bei Facebook rum. Auch sonst ist nix los auf Facebook.

Jetzt warte ich fast eine Dreiviertelstunde und habe die Nase gestrichen voll. Mir reicht es.

Ich stehe auf und stiefele los. Ärgere mich über mich selbst, diese ganze Aufregung für nichts und wieder nichts.

»Lu!«, ruft mich da jemand. »Lu, du hast versprochen zu warten!«

Ich drehe mich um, aber eigentlich habe ich keine Lust mehr, wenn das schon so mies anfängt.

Diego sprintet mir entgegen, in der Hand einen albernen rosametallic schimmernden Herzluftballon, aus seinen Haaren tropft Wasser auf sein hellgrünes Poloshirt.

»Entschuldige«, keucht er, »ich wollte mich noch duschen und umziehen, muss nicht gleich jeder sehen, dass du mit einem Polizisten verabredet bist, oder?« Er reicht mir den Ballon, aber ich nehme ihn nicht. »Tut mir echt leid. Verzeihst du mir?«

Das klingt merkwürdig altmodisch, aber zusammen mit dem Blick, den er mir zuwirft, torpediert er damit all meine Schutzmauern und dringt bis in die empfindliche Herzzone vor.

Türkisblau, seine Augen erinnern mich an Sardinien, da waren wir mal an einem Strand, wo das Meer genauso wunderschön türkisfarben geschimmert hat. Ich erinnere mich deshalb so gut, weil ich dort in eine riesige Glasscherbe getreten bin und sich das türkisfarbene Wasser unter mir schon rot verfärbt hat, noch bevor ich den Schmerz gespürt habe.

»Stimmt was nicht?«, fragt Diego und kommt besorgt näher. Er riecht gut, nach einem Mix aus Zitronengras und Lakritze.

»Bist du wirklich so sauer? In meinem Job kann das leider immer passieren, das muss ich dir gleich sagen.«

»Nein. Ist schon okay.« Ich komme mir dumm vor, immerhin hat er mich angerufen, um Bescheid zu geben, u

Titel
Der süße Kuss der Lüge
Untertitel
Arena X-Thriller
EAN
9783401802060
ISBN
978-3-401-80206-0
Format
E-Book (epub)
Herausgeber
Veröffentlichung
10.01.2013
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
3.52 MB
Anzahl Seiten
360
Jahr
2013
Untertitel
Deutsch
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet