Josefa, Anfang dreißig, ist Eventmanagerin mit besten Aufstiegschancen. Bis man ihr Schulmann vor die Nase setzt, der sie vor Jahren sexuell belästigt hat. Josefa zieht die Konsequenzen und geht. Und dann geschehen kurz nacheinander zwei Morde und eine Reihe mysteriöser Unfälle: Die Opfer standen in engem Kontakt zu Josefas früherem Arbeitgeber ...

Bernadette Calonego wurde in Stans (Schweiz) geboren und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für Brigitte, Vogue, GEO, Emma und die Süddeutsche Zeitung. Sie lebt an der Westküste Kanadas. 'Unter dunklen Wassern' ist ihr zweiter Roman.

Vorwort
Ein knallharter Thriller aus Zürich.

Autorentext
Bernadette Calonego wurde in Stans (Schweiz) geboren und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für Brigitte, Vogue, GEO, Emma und die Süddeutsche Zeitung. Sie lebt an der Westküste Kanadas. "Unter dunklen Wassern" ist ihr zweiter Roman.

Leseprobe

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Das Festzelt hockte wie ein glänzendes Raumschiff auf einem schwarzen See. Der See bestand allerdings nicht aus Wasser, sondern aus einem ausgelegten Kunststoff-Teppich. Francis Bourdin hatte die Idee gehabt, die Wiese mit einem Bretterrost zu belegen und den Teppich darauf auszubreiten. Und wenn Bourdin, der Chef der Firma Loyn, eine Idee hatte, war es Josefa Rehmers Aufgabe, sie umzusetzen. Sie fand, dass es ihr wieder einmal hervorragend gelungen war.

Das Zelt war gigantisch. Josefa hatte ein Dach aufgetrieben, unter dem zweihundert Personen an kleinen, kreisrunden Tischen Platz fanden. Die Gäste saßen fast alle schon unter den goldgefassten Kristallleuchtern an den weißen Tischen mit den schwarzen Tellern und goldenen Untertellern. Die Stühle waren ebenfalls schwarz und auf den Tischen prunkten goldene Vasen mit weißen Tulpen. Die Kombination Schwarz-Weiß-Gold war ebenfalls Bourdins Wille, oder vielmehr seine Vision, und Josefa tat alles, um seinen Vorstellungen gerecht zu werden.

Sie stand unter Strom, das spürte sie deutlich. Sah man ihr an, wie stolz sie auf ihre Leistung war? Loyn hatte seine besten Kunden und andere Freunde des Hauses zu einer prächtigen Schau von achtzig der schönsten Araberhengste der Welt geladen. Es war eine der größten Veranstaltungen, die Josefa je für ihre Firma organisiert hatte. Bourdin hatte darauf bestanden, dass die Party Ende Juni in St. Moritz stattfand, trotz Josefas Befürchtung, das Wetter könnte nicht mitspielen. Aber nun stellte sie zufrieden fest, dass die Frühsommerwärme über den Bergtälern des Engadin den letzten Tropfen Feuchtigkeit von der Wiese gesogen hatte. Gerade ging die Sonne als Feuerschweif langsam hinter der trutzigen Alpenkette unter.

Der gesponserte Anlass hatte vor einer Stunde mit der glanzvollen Pferde-Parade seinen Höhepunkt erreicht. Die VIPs warteten nun im Zelt auf die Vorspeise. Champagner und teure Weine flossen bereits reichlich. Die Damen zeigten viel nackte Haut, teuren Schmuck und perfekte Zähne. Josefa stand im lindgrünen Kostüm am Zelteingang und übersah den Innenraum. Ein Namensschild wies sie für alle erkenntlich als »Managerin Event Marketing« aus.

Plötzlich hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie drehte sich so unauffällig wie möglich um. Ein gedrungener, breitschultriger Mann stand etwa zwanzig Schritte von ihr entfernt. Er rauchte eine Zigarre. Ihre Blicke trafen sich. Im Geiste ging Josefa schnell die Namen auf der Gästeliste durch. Natürlich: Thüring, Beat Thüring, einst hochgejubelter Konzernchef bei Swixan. Dann kam die Pleite des Konzerns und Thürings tiefer Fall - ein gut gepolsterter Fall, wie sich Josefa noch erinnern konnte. Thüring hatte zuvor ausreichend Geld - man sprach von vielen, vielen Millionen - auf die Seite geschafft. Das hatte sie in den Zeitungen gelesen. Danach wurde er für das Zürcher Wirtschaftsestablishment eine Persona non grata - wenigstens eine Zeit lang. Warum Thüring wieder auf der VIP-Liste von Loyn stand, war Josefa ein Rätsel. Aber das ging sie auch nichts an.

Als Organisatorin hatte sie keine andere Wahl, als freundlich auf ihn zuzugehen, Zigarrenrauch hin oder her.

»Sie haben Ihren Sitzplatz im Zelt schon gefunden, nicht wahr, Herr Thüring?«, fragte sie beflissen.

Beat Thüring drehte den Arm mit der Zigarre von ihr weg.

Er hatte etwas Mediterranes an sich, wirkte mehr wie ein Lebemann als ein Finanzhai. Josefa konnte sich gut vorstellen, wie er mit seinem Charme all jene verführt hatte, die er dann später hineinlegte.

Thüring verzog die Mundwinkel zu einem ironischen Lächeln. »Heute kann ich alle schönen Dinge gleichzeitig genießen - die Engadiner Berge, eine gute Zigarre und eine wundervolle Gastgeberin.«

»Und jetzt noch ein vorzügliches Essen«, erwiderte Josefa, ohne mit der Wimper zu zucken. »Wir möchten, dass sich unsere Gäste gern an diesen Tag erinnern werden.«

»Ich dachte, ic

Titel
Nutze deine Feinde
EAN
9783492982559
ISBN
978-3-492-98255-9
Format
E-Book (epub)
Herausgeber
Veröffentlichung
31.08.2015
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
0.63 MB
Anzahl Seiten
400
Jahr
2015
Untertitel
Deutsch
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet