Einleitung 1 Einführung: Der Missing Link 1 Einführung: Der Missing Link Die Annahme, dass Rechtsextremismus vor allem eine Folge von Arbeitslos- keit oder der Angst vor Arbeitslosigkeit sei, ist populär. So gibt es kaum eine öffentliche Debatte zum Thema Rechtsextremismus, in der nicht die schlechte wirtschaftliche Lage oder die hohe Arbeitslosigkeit als Ursachen des Rech- extremismus benannt werden. War die Annahme eines Zusammenhangs zwischen ökonomischen Krisenerscheinungen und dem Erstarken des Rech- extremismus lange Zeit ein Topos, der vor allem innerhalb der politischen Linken zu finden war (vgl. Lynen von Berg 2000: 86ff. ), ist das Argument heute bei Vertretern nahezu aller politischen Richtungen anzutreffen. So ließ im Sommer 2007 die CDU-Ministerin Ursula von der Leyen nach einer Hetzjagd auf acht Inder in der sächsischen Kleinstadt Mügeln verlauten, dass Armut und Abwanderung im Osten Deutschlands die Hauptgründe des Fremdenhasses seien (Süddeutsche Zeitung vom 24. August 2007). Ähnlich argumentierte im Frühjahr 2005 der damalige bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber, als er behauptete, dass die Hauptursache für das Wiedererstarken der NPD in dem ökonomischen Versagen der Regierung Schröder liege (Frankfurter Ru- schau vom 7. Februar 2005). Der Zusammenhang zwischen prekären Arbei- und Lebensverhältnissen und erstarkendem Rechtsextremismus gilt heute in einem Maße als selbstverständlich, dass seine Postulierung keiner weiteren - klärung oder Begründung mehr zu bedürfen scheint: Arbeitslosigkeit macht - fällig für Rechtsextremismus Punkt.

Vorwort
Studien zum Verhältnis von sozialer Unsicherheit und rechtsextremen Einstellungen im vereinten Deutschland

Autorentext
Bernd Sommer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI).

Klappentext
In öffentlichen wie fachwissenschaftlichen Debatten ist die Annahme populär, dass Prekarisierungsprozesse einen Nährboden für rechtsextreme Orientierungen darstellen. Durch die Auswertung statistischer Repräsentativdaten sowie verschiedener quantitativer und qualitativer Untersuchungen aus dem Bereich der empirischen Sozialforschung beabsichtigt die Untersuchung, diese Annahme zu überprüfen. Ein zentrales Untersuchungsergebnis lautet, dass zwar ein Zusammenhang zwischen sozialer Prekarisierung und der Entstehung und Verbreitung rechtsextremer Einstellungen besteht jedoch nicht in der Pauschalität und Zwangsläufigkeit, wie sie häufig angenommen wird. Die Wahl der spezifischen sozialen Gruppen, welche Opfer von Abwertung und Diskriminierung werden, erfolgt nicht willkürlich, sondern ist aufs Engste mit der konkreten Machtverteilung (zwischen diskriminierten und diskriminierenden Gruppen) sowie deren institutioneller Ausprägung in der Gesellschaft verknüpft.

Inhalt
Prekarisierung der Arbeitsund Lebensverhältnisse in Deutschland seit 1990 Dimensionen, Ausmaß, Auswirkungen.- Zusammenhänge von Prekarisierung und rechtsextremen Einstellungen Ergebnisse der empirischen Forschung.- Diskussion des Verhältnisses von Prekarisierung und rechtsextremen Orientierungen auf Basis der empirischen Daten und theoretischer Modelle.
Titel
Prekarisierung und Ressentiments
Untertitel
Soziale Unsicherheit und rechtsextreme Einstellungen in Deutschland
EAN
9783531925660
ISBN
978-3-531-92566-0
Format
E-Book (pdf)
Herausgeber
Veröffentlichung
28.08.2010
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
318
Jahr
2010
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv