Marburg in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges: Georg Kammann hätte sich nie träumen lassen, dass ausgerechnet er einmal Theologie studieren würde. Doch ein Überfall auf sein Heimatdorf, ein erhörtes Gebet und die Großzügigkeit seiner adeligen Patentante führen ihn in die Universitätsstadt Marburg. Hier eröffnen sich dem einfachen Lehrerssohn ungeahnte Möglichkeiten. Doch dann wird Marburg immer mehr zum Spielball der Mächtigen. Der Streit zwischen den Hessen-Kasselischen und den Hessen-Darmstädtischen entflammt neu und wird schonungslos auf dem Rücken der einfachen Bevölkerung ausgetragen. Während die Kanonen donnern, muss Georg plötzlich selbst kämpfen: um seine Zukunft, seine Berufung, seinen Glauben und um das Mädchen, das er liebt.

Autorentext
Birthe zur Nieden hat in Marburg Geschichte studiert, weil sie die Geschichten hinter den Jahreszahlen faszinieren. Danach blieb sie einfach dort und lebt und arbeitet bis heute in ihrer Wahlheimat. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit Schreiben, Lesen, Träumen oder im Pferdestall.

Klappentext

Marburg in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges:
Georg Kammann hätte sich nie träumen lassen, dass ausgerechnet er einmal Theologie studieren würde. Doch ein Überfall auf sein Heimatdorf, ein erhörtes Gebet und die Großzügigkeit seiner adeligen Patentante führen ihn in die Universitätsstadt Marburg. Hier eröffnen sich dem einfachen Lehrerssohn ungeahnte Möglichkeiten. Doch dann wird Marburg immer mehr zum Spielball der Mächtigen. Der Streit zwischen den Hessen-Kasselischen und den Hessen-Darmstädtischen entflammt neu und wird schonungslos auf dem Rücken der einfachen Bevölkerung ausgetragen. Während die Kanonen donnern, muss Georg plötzlich selbst kämpfen: um seine Zukunft, seine Berufung, seinen Glauben und um das Mädchen, das er liebt.



Zusammenfassung
Marburg in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges:Georg Kammann hätte sich nie träumen lassen, dass ausgerechnet er einmal Theologie studieren würde. Doch ein Überfall auf sein Heimatdorf, ein erhörtes Gebet und die Großzügigkeit seiner adeligen Patentante führen ihn in die Universitätsstadt Marburg. Hier eröffnen sich dem einfachen Lehrerssohn ungeahnte Möglichkeiten. Doch dann wird Marburg immer mehr zum Spielball der Mächtigen. Der Streit zwischen den Hessen-Kasselischen und den Hessen-Darmstädtischen entflammt neu und wird schonungslos auf dem Rücken der einfachen Bevölkerung ausgetragen. Während die Kanonen donnern, muss Georg plötzlich selbst kämpfen: um seine Zukunft, seine Berufung, seinen Glauben und um das Mädchen, das er liebt.

Leseprobe
1. Kapitel 1641 » und darum kehrt um von euren schlechten Wegen, kehrt euch ab von Unzucht und Habgier, von Aufbegehren und Zorn, und tragt das Kreuz willig, das uns unser Herr auferlegt hat durch diese verderblichen Zeiten.« Georg schob sich eine braune Strähne aus den Augen und unterdrückte zum fünften Mal an diesem Sonntagmorgen ein Gähnen. Die Predigten des Pfarrers ähnelten einander in letzter Zeit wie ein Ei dem anderen. »Macht euch nichts vor es ist eine Prüfung, aus der wir geläutert hervorgehen sollen oder aber in ihr vergehen. Darum sage ich es noch einmal: Tut Buße, weint und fleht unseren Herrn Jesus Christus an, dass er sich unser erbarme und Krieg, Gewalt und Hunger von uns nehme.« Pfarrer Eysold hob beide Hände, woraufhin die weiten Ärmel seines Talares daran hinabrutschten und die Löcher in seinem verschlissenen Hemd sichtbar wurden, und rief mit Nachdruck sein übliches »Amen, amen amen« in den Günsendorfer Kirchenraum hinaus, bevor er mit wenig Stimmgewalt einen Choral anstimmte. Sein Atem stand dabei in kleinen Wölkchen vor ihm in der kalten Luft. Georg setzte nur zögerlich ein und sang ohne große Lust. Vor ihm steckten zwei der anderen Jungen des Dorfes, Hans Rüppell und Friedrich Werner, die Köpfe zusammen. Sie taten es leise, aber er konnte an ihren zuckenden Rücken sehen, dass sie kicherten. Wie albern und kindisch dabei waren beide schon fast sechzehn und damit sogar mehrere Monate älter als er selbst. Der Gemeindegesang war dünn und nach dem Segen endete der Gottesdienst. Vor der Kirche empfing Georg heller Sonnenschein, der nach dem Dämmerlicht in der Kirche in den Augen stach. Der Schnee unter seinen Füßen knirschte noch vor Kälte, aber das Licht begann langsam, nach Frühling auszusehen. Trotz der eisigen Temperaturen blieben die meisten Gottesdienstbesucher noch einen Augenblick lang vor der Kirche stehen. Es fanden nicht viele Unterhaltungen statt, man schwieg mehr miteinander. Wie es den anderen ging, wusste man so oder so längst und brauchte nicht danach zu fragen. Gut ging es niemandem, schließlich war die Ernte im Herbst spärlich ausgefallen, nachdem sich vorbeiziehende Heere immer wieder an den Feldern bedient hatten. Aber man kam durch. »Na, Georg, büßest du schon oder verschiebst du das auf nachmittags?« Friedrich grinste breit und hatte die Arme in die Hüften gestemmt. Hans neben ihm tat es ihm gleich. Georg wunderte sich wieder einmal, dass sein schlaksiger Körper in letzter Zeit derart in die Höhe gewachsen war, dass er auf die beiden stämmigeren Jungen hinunterschauen konnte, und schüttelte den Kopf. »Ihr nehmt aber auch wirklich gar nichts ernst, oder? Gekicher in der Kirche! Ihr benehmt euch kindischer als meine kleinen Geschwister.« »Ach, der wohlgelehrte Herr Kammann weilt mal wieder unter uns«, sagte Hans in geziertem Tonfall. »Du bist wahrscheinlich der Einzige im Dorf, der den Herrn Pfarrer noch mit Ehrfurcht anschaut. Na, du wirst bestimmt sowieso selbst mal Pfarrer und predigst dann auch, dass wir selber schuld sind am Krieg und allem, weil wir so schlechte Menschen sind.« Georg zog es vor, nicht darauf zu antworten, obwohl er ganz bestimmt niemals Pfarrer werden wollte. Schon gar nicht in diesen Zeiten. Dass Pfarrer Eysold viel von seinem ehrwürdigen Ansehen verloren hatte, lag nur zum Teil daran, dass er früher noch breite Schultern und einen runden Bauch gehabt hatte, während ihm jetzt sein Talar um die mageren Glieder schlackerte. Das Hauptproblem war, dass es einfach lächerlich wirkte, wie er versuchte, den Anschein seiner früheren Stellung aufrechtzuerhalten, während seine Frau sich in mehrere Lagen ihrer inzwischen fadenscheinigen Kleider hüllte, weil sie ebenfalls ganz knochig geworden war und seitdem ständig fror. Und man konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob er mit all dem Gerede von der Schlechtigkeit seiner Gemeinde nicht auf die spärlicher werdenden Zahlungen an ihn abzielte und ihren zunehmenden Unwillen, ihm den unterwürfigen Respekt zu zollen, der ihm seiner Meinung nach gebührte. Ja, es war schwer, ihn noch ernst zu nehmen. Aber das würde er vor Friedrich und Hans niemals zugeben. »Aha. Kein Kommentar ist auch ein Kommentar.« Friedrich grinste wieder und wechselte dann das Thema. »Was ist kommst du mit zum Eislaufen?« Georg schüttelte den Kopf. Die Kufen, die er sich vor einem Jahr aus den Fußknochen des letzten Schweines der Familie gebastelt hatte, waren bisher kaum zum Einsatz gekommen, aber es zog ihn auch heute nichts aufs Eis des Dorfteiches. Hans knuffte Friedrich in die Seite. »Warum fragst du überhaupt noch? Los, gehen wir. Soll er sich doch in seinen Büchern vergraben, bis seine Schielaugen ihm wieder Kopfschmerzen machen.« Genau das hatte Georg vor, allerdings hoffentlich abzüglich der Kopfschmerzen. Diesmal würde er aufpassen, dass er nicht wieder zu lange las. Während die Jungen des Dorfes nach Hause liefen, um sich ihre Kufen unter die Schuhe zu schnallen, kehrte er vor dem Rest seiner Familie in das schmale Fachwerkhaus mit dem Strohdach zurück. Im Flur zögerte Georg kurz, zog seinen alten, fleckigen Mantel dann aber doch von den Schultern. Das lockere Kleidungsstück aus verblichenem dunkelbraunen Wollstoff, das ihn eigentlich bis zu den Oberschenkeln hinab wärmen sollte, reichte ihm inzwischen gerade einmal bis über den Po. Er war viel…
Titel
Alma Mater
EAN
9783963629068
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Veröffentlichung
26.08.2020
Digitaler Kopierschutz
frei
Anzahl Seiten
555
Auflage
Auflage
Lesemotiv