Dieses eBook: "Transatlantische Reiseskizzen und Christophorus Bärenhäuter" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Charles Sealsfield, eigentlich Carl Anton Postl, (1793-1864) war ein österreichischer und US-amerikanischer Schriftsteller. Charles Sealsfield veröffentlichte Abenteuer- und Reiseromane für die Jugend. 1834 veröffentlichte er unter dem Titel Transatlantische Reiseskizzen und Christophorus Bärenhäuter zwei Erzähltexte, deren ersten, George Howard's Esq. Brautfahrt, er 1843-46 in seinen Sämtlichen Werken als ersten Band der Romanpentalogie Lebensbilder aus der westlichen Hemisphäre verwendete. Aus dem Buch: "Je nun, mit Hülfe eines so zarten Gewissens, wie das deinige, wird es ihm nicht fehlen, versetzte ich lachend. Unterdessen nimmst du die schmachtende Margareth, und theilst mit deinen Mitbürgern das beneidenswerthe Loos, mit der blechernen Büchse oder dem weiß geflochtenen Korbe dich morgens auf dem Greenwich-Markte zu ergehen, und deiner unterdessen sanft schlummernden Gattin die Kartoffeln und gesalzenen Mackarels vor den Theetisch zu legen, wofür dir dann ihre schöne Hand eine Schale Bohea einzuschenken sich herablassen wird; das ist ein Antidote gegen die Dispepsia. Du bist boshaft, sprach der arme Staunton. Und du nicht klug. Einem jungen Advokaten, wie du, stehen hundert Häuser offen. Und so dir. Ja, da hast du Recht. Und dann habe ich den Vortheil, daß mich das Mädchen liebt. Mich lieben der Pa und die Ma und das Mädchen. Hast du fünf Mal hunderttausend Dollars? Nein. Armer Howard! lachte er. Hol dich der Teufel! lachte ich dazu."
Leseprobe
Eine Nacht
an den Ufern des Tennessee.
Inhaltsverzeichnis
»Könnt Ihr uns wohl sagen, ob wir noch weit von Browns-Fähre sind?« fragte ich einen Mann zu Pferde, der gemächlich in einem engen Karrenpfade auf uns zugetrabt kam.
Es war an den Ufern des Tennessee32; die Nacht rückte bereits heran; die Nebel hingen über Wald und Fluß, und verdichteten sich zusehends. Die ganze Landschaft hatte ein verwildertes, chaotisches Aussehen. Es war unmöglich, fünf Schritte weit zu sehen.
Beinahe so lange, wie diese Digression, war die Pause des Reiters. Endlich erwiederte er in einem Tone, der, seiner sonderbaren Modulation nach zu schließen, von einem Kopfschütteln begleitet sein mußte:
Der Weg nach Browns-Fähre? - Vielleicht meint ihr Coxesfähre?
Nun denn, Coxes-Fähre! erwiederte ich ein wenig ungeduldig.
Ja, der alte Brown ist todt, sprach der Mann, und Betsi hat den jungen Coxe geheirathet, einen verdammt wackern Jungen. Nun, ist er's nicht?
Das wissen wir nicht, erwiederte ich; aber was wir gerne wissen möchten, ist, ob wir noch weit von seiner Fähre, und auf dem rechten Wege sind.
Ah! der Weg zu seiner Fähre - da liegt eben der Haken, Mann; ihr seid gute fünf Meilen davon entfernt, und mögt eben sowohl den Ohren euers Gaules eine andere Richtung geben. Ich vermuthe, ihr seid fremd in dieser Gegend?
Alle Teufel, wisperte mein Freund Richard. Gott gnade uns! wir sind in den Händen eines Yankee. - Er vermuthet bereits.33
Der Reiter hatte sich mittlerweile näher an uns herangemacht, trotz Dornen und nassen Zweigen, die ihm von allen Seiten in's Gesicht schlugen. Er stand nun neben unserm Pferde. Er war, so weit wir ihn in der Dunkelheit beurtheilen konnten, noch ziemlich jung, hager, lang und dünnbeinig, mit einem wahren Leichnamsgesichte auf seinem langen Rumpfe und metallenen Knöpfen auf seinem Rocke.
Und so habt ihr euch denn auf eurem Wege verirrt? sprach der Mann nach einer langen Pause, während welcher der dichte Nebel sich ganz gemächlich in einen eben so dichten Regen verwandelt hatte. Eine sonderbare Verirrung, wo die Fähre nicht fünfzehn Schritte vom Wege abliegt, der breit und ebenen Pfades hinab zum Flusse führt. Ein sonderbarer Irrthum wahrhaftig, aufwärts den Fluß, statt der Nase und dem Wasserlaufe nach zu gehen!
Was meint ihr damit? fragten wir beide zugleich.
Daß ihr den Tennessee auf- statt abwärts, und auf dem Wege nach Bainbridge34 seid, erwiederte der presumptive Yankee.
Auf dem Wege nach Bainbridge! riefen wir beide mit einer Stimme, in welcher Staunen und Verblüfftheit sich so deutlich aussprachen, daß unser Yankee fragte:
Und ihr hattet nicht im Sinne, nach Bainbridge zu gehen?
Wie weit ist das verfluchte Nest von hier? fragte ich.
Je, wie weit, wie weit? erwiederte der metallbeknöpfte Mann. Es ist nicht sehr weit, doch auch nicht so ganz nahe, als ihr vermuthen möchtet. Vielleicht kennt ihr den Squire Dimple?
Ich wollte, euer Squire Dimple wäre beim -, brummte ich, während mein gelassener Reisegefährte mit einem: Nein, wir kennen ihn nicht, antwortete.
Und wohin mag wohl eure Reise gehen? fing nun unser Peiniger an, der wasserdicht zu sein schien.
Nach Florence35, war die Antwort, und von da den Missisippi hinab.
Ja, eine hübsche Stadt, wie man sie nur im Lande finden kann. Nun, ist sie's nicht? fragte der Yankee ganz naiv. Und ein guter Markt. Was ist der Mehlpreis im Norden? Ihr kommt doch daher? man sagt, er sei sechs und vier Levies36, und Wälschkorn fünf und einen Fip37, Butter drei Fips.
Seid ihr toll? platzte ich halb wüthend vor Aerger heraus, indem ich unwillkürlich die Peitsche hob, uns da mit eurem Mehl und Butter und Fips und Levies zu unterhalten, während der Regen in Strömen fällt!
Ei, war