Chiara Gamberale wurde 1977 in Rom geboren, wo sie bis heute lebt und als Schriftstellerin sowie Radio- und Fernsehmoderatorin arbeitet. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem renommierten Premio Campiello, und in sechzehn Sprachen übersetzt. 'Das Zehn-Minuten-Projekt' stand in Italien mehrere Monate lang auf der Bestsellerliste und verkaufte sich über zweihunderttausend Mal.
Vorwort
Wie man sich nach einer Trennung wieder ins Leben verliebt: ein außergewöhnlicher Feelgood-Roman aus Italien
Autorentext
Chiara Gamberale wurde 1977 in Rom geboren, wo sie bis heute lebt und als Schriftstellerin sowie Radio- und Fernsehmoderatorin arbeitet. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem renommierten Premio Campiello, und in sechzehn Sprachen übersetzt. "Das Zehn-Minuten-Projekt" stand in Italien mehrere Monate lang auf der Bestsellerliste und verkaufte sich über zweihunderttausend Mal.
Leseprobe
Montag, 3. Dezember
Sonnenaufgang 7:20 - Sonnenuntergang 16:40
Pinkfarbener Nagellack
Die Praxis von Dr. T. befindet sich im Zentrum Roms, nicht weit von dem Haus entfernt, in das Mein Ehemann und ich zweieinhalb Monate vor seinem Anruf aus Dublin gezogen waren.
Zwischen der Praxis und unserer Wohnung liegt der Schönheitssalon Isla, geführt von Cristina und Tiziana, den einzigen Menschen, die mir sofort vertraut geworden sind in einer Stadt, die mir immer leicht feindselig erschienen und die, seit Mein Ehemann mich verlassen hat, zu einer konstanten Bedrohung geworden ist.
Mein ganzes bisheriges Leben hatte ich in Vicarello verbracht, einem winzigen Ort eine Stunde von Rom entfernt, der schläfrig und gelangweilt an seinem kleinen See liegt. Dort habe ich viel durchlebt: Traurigkeit, Glück, einen Pagenschnitt, lange Haare, kurze Haare, Masern, schmutzige Knie, die Albträume einer Zehnjährigen, die schlimmen Geheimnisse einer Fünfzehnjährigen, die Enttäuschungen einer Zwanzigjährigen und die Verwunderung einer Fünfundzwanzigjährigen. Sämtliche Dummheiten der Zehn-, Fünfzehn-, Zwanzig- und Fünfundzwanzigjährigen habe ich begangen, während um mich herum meine Mutter kochte, mein Vater aus dem Haus ging und wiederkam, mein Bruder geboren wurde, eine Katze herumlief, dann ein Hund und noch ein Hund, ein Mitbewohner, noch ein Mitbewohner und noch einer, ich mich verliebt habe, meine Liebe erwidert wurde und dann wieder nicht, ich verlassen wurde und dann wieder nicht, ich angeödet war, schlecht gelaunt, gewollt, verloren, ein Trottel, eine Ehefrau.
Dabei jedoch stets und ständig behütet:
Vor der brutalen Wirklichkeit, behauptete ich.
Vor der Verantwortung, richtig erwachsen zu werden oder zumindest so einigermaßen, behaupteten die anderen. Solange du nur durch einen Gemüsegarten musst, um zu deinem Elternhaus zu kommen, ist alles bloß eine Farce, verstehst du das nicht?
Fest steht jedenfalls, dass ich niemals von dort weggegangen wäre, wenn die Elektrik nicht völlig marode gewesen wäre und mein Haus in Vicarello nicht mit seinem ganzen Selbst nach einer Sanierung geschrien hätte. Doch die brauche Zeit, erklärten die Handwerker, viel Zeit.
Warum mieten wir dann nicht einfach für ein paar Jahre eine Wohnung in Rom, verkaufen irgendwann das Haus in Vicarello und leisten uns was in der Stadt?, hatte Mein Ehemann gefragt. Das heißt, wenn du endlich eingesehen hast, dass es sich dort viel besser lebt, nämlich weit weg von Mama und Papa statt nur einen Tomatenwurf entfernt und endlich mittendrin statt außen vor (und sei es nur, weil ich, statt mit dem Auto zwei Stunden zur Kanzlei und wieder zurück zu brauchen, zu Fuß zur Arbeit könnte und du, die keinen Führerschein hat, nicht mehr dein halbes Leben im Zug verbringen müsstest).
Okay, hatte ich gesagt.
Wenn ich Vicarello ohnehin verlassen und ins Exil musste, war mir ein Ort so recht wie der andere, Hauptsache, Mein Ehemann war bei mir.
Doch nach nicht einmal drei Monaten sollte er mich alleinlassen in diesem verfluchten Haus, diesem verfluchten Viertel, dieser verfluchten Stadt.
Aber dass der Schönheitssalon Isla tatsächlich eine Insel ist in diesem römischen Lärm, der einem so sinnlos erscheinen kann, wenn man nicht mehr weiß, wer man ist, und dass Cristina und Tiziana nichts von der eilfertigen Freundlichkeit, dem netten, aber unpersönlichen Gebaren haben, zu dem einen das Arbeiten in dieser Gegend zwingt, habe ich sofort gemerkt.
Tiziana sieht immer vergnügt aus, auch wenn sie gerade ernst ist, sie hat große Augen und ein Gesicht, das ständig in Bewegung ist, wodurch sie wie eine lustige Comicheldin wirkt. Doch ohne dass man es merkt und gerade weil man es nicht merkt, erinnert sie einen auch an die ernsten Dinge des Lebens, an das Paradox des menschlichen Wesens, an Gott.
Cristina ist die Besitzerin des Schönheit