Autorentext
Während seines Aufenthaltes in der Psychiatrie in Ueckermünde attestierten die Mediziner und Psychologen Christian Discher, unterdurchschnittlich intelligent zu sein. Das ärztlich dokumentierte Stigma schlägt ihm die Türen zurück ins Leben zu. Aufgrund der medikamentösen Zwangsbehandlung, die ihm anderthalb Jahre die Artikulationsfähigkeit raubte und ihn körperlich massiv einschränkte, war er dem Urteil des Fachpersonals hilflos ausgeliefert. Nach dem im Buch beschriebenen Martyrium kehrte er seiner alten Heimat den Rücken und begab sich zur Bewältigung des erlebten Traumas in eine Spezialklinik in Westdeutschland. Er studierte Französisch und Englisch und schrieb seine Doktorarbeit im Fach Linguistik mit dem Schwerpunkt Migration. Seine Studien führten ihn zu Auslandsaufenthalten nach Paris und Dublin. Als nunmehr zertifizierter Hochschullehrer ist er seit 2010 in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen tätig. Er engagiert sich für Menschen, die in unserer Gesellschaft im Abseits stehen, und setzt sich mit dem Konzept der Inklusion auseinander, das nach seiner Auffassung einer kritischen Betrachtung unterzogen werden muss.
Zusammenfassung
Schicksalhafte Lebensumstande fuhren Christian Discher nach Ueckermunde in die umstrittene Psychiatrie im Osten Deutschlands. Medikamentose Zwangsbehandlungen, abschatzende Bemerkungen des Fachpersonals und fragwurdige Therapien stehen im dusteren Haus 12 und im unsanierten Plattenbau Nr. 40 auf der Tagesordnung. Wieder in Freiheit sprechen ihm Arzte seine Kompetenzen ab, Psychologen und Berater vom sozialpsychiatrischen Dienst setzen ihn unter Druck. Der 17-Jahrige wehrt sich gegen den vorgezeichneten Lebensweg und ein System, das Menschen in unserer Gesellschaft abstempelt und jene vergisst, die besonders schutzbedurftig sind. Dabei folgt er dem Rat seiner engsten Verbundeten. In der tagebuchartigen Erzahlung beschreibt er Jahre spater eindringlich seine Begegnungen mit den Menschen, die in Ueckermunde zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen politischen Systemen behandelt wurden. Nach ihrem Aufenthalt haben sie nie wieder den Weg zuruck in die Gesellschaft gefunden.