Das Jahrbuch 3 widmet sich der technischen Forschung und Entwicklung im audiovisuellen Bereich gleich mit drei Beitrgen, whrend zwei Artikel aus der kontextualisierenden Forschung sowie einer aus dem Bereich bedrohter Kulturen das Bild im Sinne von Synergien zwischen audiovisueller Dokumentation im Feld und Archivierung abrunden. Somit zeigt sich die Bedeutung des Phonogrammarchivs als wissenschaftliches audiovisuelles Archiv und Forschungsinstitut an der sterreichischen Akademie der Wissenschaften in seiner Schlsselrolle hinsichtlich neuer wissenschaftlicher Anstze und Erkenntnisse. Am Beispiel der Digitalisierung einer sehr frhen Tonbandsammlung aus Portugal wird die Kompetenz des Phonogrammarchivs beim Re-recording historischer Tontrger deutlich (N. Wallaszkovits). Die netzbasierte Bereitstellung von Archivinhalten, Metadaten und auch ausgewhlten Hrbeispielen ist eine der groen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Im Beitrag von J. Spitzbart geht es um besondere technische Probleme – wie der bertragung der Metadaten, der Such- und Sortiermglichkeiten und der Anpassung der unterschiedlichen Katalogfelder in das Webportal – sowie um ethische und moralische Bedenken bzw. urheberrechtliche Fragen. Vor zehn Jahren wurde begonnen, auch wissenschaftliches Videomaterial zu archivieren. Ein Rckblick auf die Entwicklung der Videographie im Phonogrammarchiv (F. Pavuza) zeigt, wie technische Vorgaben und individuelle Bedrfnisse abgestimmt werden mussten, woraus sich auch Strategien fr die Zukunft ergeben. Das Kapitel „Kontextualisierung“ beginnt mit einem Artikel ber persnliche Reflexionen zum Filmen in der ethnographischen Forschung (B. Engelbrecht). Der Schwerpunkt dieses Beitrags liegt auf einem Wissenszuwachs durch gezielte Feedback-Methoden. Eine weitere Facette von Kontextualisierung erffnete sich am Beispiel einer umfangreichen, dem Archiv berantworteten Tonbandsammlung aus 15 Jahren Feldforschung bei den Tamang in Nepal (1968–83). Die Ausfhrungen von A. Hfer liefern wertvolle Hinweise zur Entstehung der Aufnahmen, zu deren Inhalten und zum retrospektiven Umgang mit den Forschungsdaten durch den Urheber. Das Phnomen bedrohter Kulturen wird im Beitrag ber Kontinuitt und Diskontinuitt in der Musik Nordmosambiks thematisiert (A. Schmidhofer). Die Ursachen sind vielfltig, und die heute wahrzunehmenden Vernderungen werden im Vergleich mit Musikdokumentationen, die mehr als 30 Jahre zurckliegen, erlutert. Der Projektbericht zur Griechenland-Feldforschung (R.M. Brandl & B. Graf), einer Langzeitdokumentation im Epirus und auf Karpathos, thematisiert ebenfalls Vernderungen und Brche in der Musikausbung. Mit einem Konferenzbericht von B. Brabec de Mori zum 19th Meeting of the ICTM Study Group on Historical Sources of Traditional Music und einer Rezension von Siegfried Tornows nunmehr drittem Buch zur Sprache der Burgenlandkroaten (G. Neweklowsky) schliet sich der Kreis der Forschungs- und Betrachtungsmglichkeiten von wissenschaftlichen audiovisuellen Quellen.