Die Neurowissenschaften verkündigen ein neues Menschenbild: Wir sind keine selbstbewussten Wesen mit Körper und Geist, für unser Denken und Handeln verantwortlich und von einem Gott erschaffen und geliebt, sondern biologische Egomaschinen ohne unsterbliche Seelen.Aus philosophischer und theologischer Sicht wird dagegen argumentiert, dass sich das subjektive Erleben von Handlungsfreiheit, Verantwortlichkeit und Gläubigkeit nicht befriedigend mit dem Verweis auf die kausal verursachte Aktivität von Neuronen in einer bestimmten Hirnregion erklären lasse. Zwischen der Perspektive einer beobachtenden Neurowissenschaft und derjenigen des teilnehmenden Subjekts müsse grundsätzlich unterschieden werden.Zuschauende Beobachterin und teilnehmendes Ich sind allerdings Idealtypen. Zudem verschränken sie sich in der theologischen Reflexion. Dort geht es nicht um den subjektiv eigenen Glauben, sondern um die Reflexion darüber - und dennoch ist das theologische Verstehen daran gebunden, dass Gott als etwas gedacht werden muss, das der Perspektive der bloßen Beschreibung unzugänglich bleibt.Christina Aus der Au schlägt deswegen eine spezifisch theologische Perspektive vor, in der sich der Mensch als Angeredeter Gottes versteht und dieses reflektierte Selbstverständnis in sein theologisches Reden und Denken über den Menschen eingehen lässt. In der Auseinandersetzung mit den Neurowissenschaften ermöglicht dies die kritische Reflexion der Ansprüche einer naturwissenschaftlichen Perspektive der Beschreibung und die ebenso kritische Selbstreflexion des Anspruchs theologischer Aussagen.



Autorentext
Christina Aus der Au ist Dozentin für Religionen, Ethik und Politik an der Pädagogischen Hochschule Thurgau/Schweiz.

Zusammenfassung
Von Seiten der Neurowissenschaften werden zunehmend Zweifel am traditionellen Menschenbild laut. Dem entgegen wird jedoch auf das subjektive Erleben verwiesen, das Handlungsfreiheit, Verantwortlichkeit oder Gläubigkeit als real empfindet. Christina Aus der Au schildert und diskutiert die verschiedenen Perspektiven, aus denen Theologie und Naturwissenschaften die Welt und den Menschen wahrnehmen. Die Autorin ergänzt eine weitere Sicht, die den Menschen als von Gott Angesprochenen begreift. Auf der Grundlage ihrer Analyse lassen sich neue Ansätze für den Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften gewinnen.
Titel
Im Horizont der Anrede
Untertitel
Das theologische Menschenbild und seine Herausforderung durch die Neurowissenschaften
EAN
9783647570198
ISBN
978-3-647-57019-8
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
20.07.2011
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
2.6 MB
Anzahl Seiten
277
Jahr
2011
Untertitel
Deutsch