Besprechungen sind in unserer modemen, von Organisationen geprägten Gesell schaft ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags geworden. Das gilt, wenn auch nicht rür alle, so doch rur viele Menschen, ganz gleich ob sie Mitglieder eines Qualitäts zirkels in ihrem Produktionsbereich sind oder der Geschäftsruhrung eines Unter nehmens angehören. Die weite Verbreitung von Besprechungen wird oft als Aus druck demokratischen Selbstverständnisses und entsprechender Führungsstile gese hen oder aber als Folge ausgeprägter Arbeitsteilung und der dadurch erforderlichen horizontalen Kommunikationssysteme innerhalb von Organisationen. Ob es sich um Dienstbesprechungen, Projektgruppentreffen, Redaktionskonferenzen oder Kommissionssitzungen handelt - in Unternehmen, Verwaltungen, Schulen und Vereinen finden sich immer wieder Personen zusammen, die miteinander reden und auf diese Weise ihre Arbeit verrichten. Solche Treffen werden zum Teil im voraus geplant, zum Teil kurzfristig improvisiert oder aber sie finden routinemäßig zur immer gleichen Zeit am immer gleichen Ort statt. Von den Beteiligten selbst wer den sie mal als lästige Zeitverschwendung betrachtet, mal als Bühne, um sich ins rechte Licht zu rücken, oder auch als willkommene Gelegenheit, um "unter sich" sein und Dampf ablassen zu können. Besprechungen gelten aber auch als Ereignis se, in deren Verlauf soziale Wirklichkeit (in der Form von Entscheidungen und Ergebnissen) hergestellt oder zumindest vorweggenommen wird. Dabei wird ihnen immer wieder eine eigene Qualität, eine besondere Dynamik nachgesagt. Wer nicht dabei war, so heißt es oft, dem kann man nicht erklären, wieso denn dieses oder jenes Ergebnis zustande gekommen ist.

Zur Interaktion in Organisationen

Autorentext

Christoph Meier ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt "Strukturen, Dynamik und Konsequenzen elektronisch vermittelter kooperativer Arbeit in Organisationen" an der Justus-Liebig-Universität Gießen.



Klappentext

Arbeitsbesprechungen sind fester Bestandteil unseres Arbeitsalltags und eine konventionalisierte soziale Form. Anhand von Videoaufzeichnungen authentischer Besprechungen werden die sprachlichen und körperlichen Handlungsformen beschrieben, die eine Zusammenkunft zur "Arbeitsbesprechung" machen: Verfahren des Herstellens gemeinsamer Aufmerksamkeit, des Steuerns der thematischen Entwicklung und des Etablierens bestimmter Identitäten (z. B. "GesprächsleiterIn"); darüber hinaus das Vorschläge-Machen, das Diskutieren und das Sichtbar-Machen von Entscheidungen. Aufbauend auf diesen Analysen werden dann die mit Besprechungen unausweichlich verbundenen Konsequenzen (z. B. die Reproduktion sozialer Ungleichheit) herausgestellt.



Inhalt
1 Die Untersuchung von Arbeitsbesprechungen.- 1.1 Besprechungen als Gegenstand wissenschaftlichen Interesses.- 1.2 Der konversationsanalytische Untersuchungsansatz.- 1.3 Zum Prozeß der Datenkonstruktion.- 1.4 Zur Darstellung konversationsanalytischer Untersuchungsergebnisse.- 2 Erzeugen und Aufheben Einer Gemeinsamen Fokussierung.- 2.1 Fokussieren im Verlauf des Sich-Versammelns.- 2.2 Fokussieren im Verlauf der Transformation eines Arbeitskontexts.- 2.3 Der Übergang vom Prä-Beginn zum offiziellen Beginn.- 2.4 Das Auflösen der gemeinsamen Fokussierung.- 3 Die Thematische Entwicklung Kontrollieren.- 3.1 Thema, Tagesordnungspunkt, Agenda.- 3.2 Benennen und sukzessives Spezifizieren eines Themas.- 3.3 Thematisches Refokussieren einer Interaktion.- 3.4 Ein Thema abschließen und zu einem nächsten überleiten.- 3.5 Das Ankündigen eines nächsten Themas.- 3.6 Explizites versus implizites Refokussieren.- 4 Formen der Beteiligung und Lokale IdentitÄten.- 4.1 Der zyklische Verlauf von Besprechungen.- 4.2 Beteiligungsformzn.- 4.3 Sprachaustauschsystem, Beteiligungskonstellation und lokale Identitäten.- 5 VorschlÄge Einbringen.- 5.1 Äußerungsformate.- 5.2 Vorschläge und Beteiligungskonstellation.- 5.3 Vorschläge modifizieren.- 6 Diskutieren und Argumentieren.- 6.1 Zur konversationsanalytischen Beschreibung von Argumentationen und Diskussionen.- 6.2 Diskutieren und Argumentieren in einer ArbeitsGRUPPE.- 6.3 Diskutieren und Argumentieren in einer ARBEITSgruppe.- 7 Entscheidungen Herstellen.- 7.1 Annäherung herbeiführen.- 7.2 Einigung sichtbar machen.- 7.3 Weitere Kooperation sichern.- 8 Die Konsequenzen Der Sozialen Form Arbeitsbesprechung.- 8.1 Zur Interaktionsstruktur und -dynamik von Arbeitsbesprechungen.- 8.2 Die Relevanz der Untersuchung fiir die Praxis.-8.3 Ausblick.- Literatur.
Titel
Arbeitsbesprechungen
Untertitel
Interaktionsstruktur, Interaktionsdynamik und Konsequenzen einer sozialen Form
EAN
9783663076773
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
02.07.2013
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
304
Auflage
1997
Lesemotiv