Als Clarissa wegen ihrer kranken Mutter häufig zur Oma muss, wird das Leben der Dreijährigen zur Hölle. Im Schlafzimmer der Großeltern passieren furchtbare Dinge. Vor laufender Kamera und im Beisein weiterer Männer wird Clarissa missbraucht. Weil der Opa behauptet, ihr einen Sender in den Rücken operiert zu haben, vertraut sie sich keinem an. Als sie sich wehrt, schlägt er ihren Kopf auf eine Stuhllehne, bricht ihr die Nase. Zehn Jahre geht das so. Dann hat Clarissa die Chance, sich zu befreien.

Clarissa Vogel, Jahrgang 1985, hat in ihrer Heimatstadt Düsseldorf Sozialpädagogik studiert und einige Jahre in einer kirchlichen Einrichtung gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Lebenspartner in der Nähe von Düsseldorf. Um auf Kindesmissbrauch und dessen Folgen aufmerksam zu machen, betreibt sie den Facebook-Blog Kairies schwarz-weiße Seifenblasen, PTBS, Depression und Borderline.

Eine bewegende Schicksalsgeschichte mit aktuellem Anlass

Die Autorin schreibt unter Klarnamen und will mit dem Thema in die Öffentlichkeit

Für Leser von Schmerzenskind, Der Teufel vor meiner Tür und Als hätte der Himmel mich vergessen



Autorentext
Clarissa Vogel, Jahrgang 1985, hat in ihrer Heimatstadt Düsseldorf Sozialpädagogik studiert und einige Jahre in einer kirchlichen Einrichtung gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Lebenspartner in der Nähe von Düsseldorf. Um auf Kindesmissbrauch und dessen Folgen aufmerksam zu machen, betreibt sie den Facebook-Blog Kairies schwarz-weiße Seifenblasen, PTBS, Depression und Borderline.

Leseprobe
Kapitel 1

»Los kommt, wir spielen noch eine Runde 'Mensch ärgere Dich nicht'!«

Meine Mutter steht an der Spüle und wäscht gerade den letzten Teller ab. Sie sortiert noch zwei Löffel in den Besteckkasten ein und streift dann die Plastikhandschuhe ab.

»Fertig!«, ruft sie. »Ich bin so weit. Es kann losgehen.« Und gespielt provozierend meint sie schelmisch: »Ich fühle übrigens, dass ich heute gewinne!«

Mein Vater geht sofort darauf ein. Er sitzt am Küchentisch, hat sich eine Flasche Bier aufgemacht und blättert in seiner Fernsehzeitschrift. »Davon träumst du schon lange«, murmelt er und streicht sich mit einem Kugelschreiber die Sendungen an, die er im Laufe der Woche sehen möchte.

Benjamin, mein zehn Jahre älterer Bruder, liebt »Mensch ärgere Dich nicht« genauso wie ich. Er räumt sofort den Tisch frei und legt Spielzeug und meine Malsachen auf die Anrichte, während ich den Spielekarton aus dem Küchenschrank hole.

»Ich baue heute die Steine auf, bitte«, bettle ich und hoffe, dass mir Benjamin nicht wieder wie die letzten Male in die Quere kommt und es selbst macht.

Wir haben gerade zu Abend gegessen. Es gab leckere Rühreier mit Tomaten. Die mag ich besonders gern. Dazu warmen Tee und getoastetes Schwarzbrot.

Wenn wir essen, brauchen wir immer viel Zeit. Wir haben uns eine Menge zu erzählen, denn jeder hat im Laufe des Tages etwas Aufregendes erlebt. Mein Vater liefert Kühlschränke aus und erlebt dabei die ulkigsten Begegnungen. Einmal traf er eine Frau, die sich als Schneewittchen verkleidet und im Keller einen ganzen Märchengarten aufgebaut hat. Wir haben uns darüber kringelig gelacht. Ein anderes Mal musste er zu einer Familie, die mit einem echten Krokodil zusammenlebte. »Ich hatte wirklich Angst, dass ich gefressen werde«, hat er erzählt und es so glaubhaft beschrieben, dass wir alle Sorge um ihn hatten und froh waren, dass er noch heil mit uns am Tisch sitzen konnte und nicht im Bauch des Krokodils gelandet ist.

Mein Vater ist sehr groß, sehr schlank und hat blonde, stets raspelkurz geschnittene Haare. Ich mag seine runde blassrote Hornbrille, die seine Augen richtig lustig aussehen lässt. Aus Kleidung macht er sich nicht viel. Ich kenne ihn nur in Jeans und Poloshirts. Aber das passt zu ihm, denn er ist ein unkomplizierter Typ, der gern Witze erzählt und auch fremde Leute häufig mit einer spaßigen Bemerkung begrüßt. Gut, er trinkt gern, aber Alkohol macht ihn nicht aggressiv oder unberechenbar. Nein, er redet nach ein »paar Bierchen«, wie er immer sagt, nur noch mehr, lacht noch mehr, ist noch mehr der gute Kumpel als sonst.

Meine Mutter ist das genaue Gegenteil von ihm. Sie arbeitet als Krankenschwester und legt großen Wert auf ihr Äußeres. Ich kenne sie nur sehr schick zurechtgemacht. Sie trägt ausgefallene und manchmal richtig elegante Kleidung, und ihre kurzen hellrot gefärbten Haare sind immer perfekt zurechtgemacht. Ich mag die Art, wie sie sich schminkt, und sehe ihr oft dabei zu. Es ist schön, sie dann zu beobachten, weil sie es so gründlich und gewissenhaft macht. Bei meiner Mutter hat alles seine Ordnung, seine Reihenfolge, seinen Platz. Sie ist sehr sortiert, sehr diszipliniert und überaus pflichtbewusst. Das Leben meiner Mutter verläuft nach einem Plan. Das gibt uns allen, so glaube ich, Sicherheit.

Im Moment arbeitet sie in einem Altenheim und erlebt dort die tollsten Sachen. So hatte sie einmal eine Patientin, die dachte, sie sei ein Hund, und ständig aus dem Bett hüpfte, um auf die Straße zu kommen. Das habe ich mir immer bildlich vorgestellt und sogar im Kindergarten davon erzählt ...

Aber sie erlebt auch viele traurige Geschichten, doch die erzählt sie uns nicht. »Es reicht schon, wenn ich traurig bin«, sagt sie häufig und erzählt uns dann lieber einen ihrer Witze. »Treffen zwei Nullen eine Acht. Sagt die eine zur anderen: 'Sieh mal, bei der Hitze noch mit Gürtel!'«

Ich muss zugeb

Titel
Manchmal konnte ich vor Angst nicht atmen
Untertitel
Zehn Jahre missbraucht und gepeinigt. Mein Weg in ein glückliches Leben
Ghostwriter
Schöpfer
EAN
9783732586578
Format
E-Book (epub)
Altersempfehlung
ab 16 Jahre
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
27.03.2020
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
223
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet
Auflage
1. Aufl. 2020