Seit er 1973 seinen ersten Helden Dirk Pitt erfand, ist jeder Roman von Clive Cussler ein "New York Times"-Bestseller. Auch auf der deutschen SPIEGEL-Bestsellerliste ist jeder seiner Romane vertreten. 1979 gründete er die reale NUMA, um das maritime Erbe durch die Entdeckung, Erforschung und Konservierung von Schiffswracks zu bewahren. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2020 in der Wüste von Arizona und in den Bergen Colorados.
Autorentext
Seit er 1973 seinen ersten Helden Dirk Pitt erfand, ist jeder Roman von Clive Cussler ein »New York Times«-Bestseller. Auch auf der deutschen SPIEGEL-Bestsellerliste ist jeder seiner Romane vertreten. 1979 gründete er die reale NUMA, um das maritime Erbe durch die Entdeckung, Erforschung und Konservierung von Schiffswracks zu bewahren. Er lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2020 in der Wüste von Arizona und in den Bergen Colorados.
Leseprobe
17. September 1876
Aberdeen, Schottland
Nachdem Scaggs nach England zurückgekehrt und ein kurzes Wiedersehen mit seiner Frau und seinen Kindern gefeiert hatte, bot ihm Carlisle & Dunhill das Kommando über einen ihrer neuesten und schönsten Klipper an, die Culloden, und schickte ihn zum Teehandel gen China. Nach sechs weiteren entbehrungsreichen Fahrten, auf denen er zwei neue Rekorde aufstellte, zog sich Scaggs, müde vom Seemannsleben, mit siebenundvierzig Jahren in sein Cottage nach Aberdeen zurück.
Die Kapitäne der großen Hochseeklipper alterten früh. Sie zollten den Anforderungen, die das Kommando über die schnellsten Schiffe der Welt stellte, ihren Tribut, geistig wie körperlich. Die meisten starben in jungen Jahren. Viele gingen mit ihren Schiffen unter. Sie waren die Besten der Besten, jene legendären Männer aus Eisen, die in der ruhmreichsten Zeit der Seefahrt auf hölzernen Schiffen mit unerhörter Geschwindigkeit die Meere durchpflügten. Sie starben in dem Bewusstsein, dass sie die großartigsten Segelschiffe befehligt hatten, die jemals von Menschenhand gebaut worden waren.
Scaggs, zäh wie die Balken im Bauch seiner Schiffe, schickte sich mit neunundfünfzig Jahren zur letzten großen Reise an. Da er auf den vier Fahrten zuvor sein Geld als Miteigner investiert und somit seinen Anteil am Gewinn der Reederei eingestrichen hatte, hinterließ er seinen Kindern ein beträchtliches Vermögen.
Nachdem Lucy, sein geliebtes Weib, gestorben war und seine Kinder ihrerseits Familien gegründet hatten, lebte er allein. Seine Liebe zur See hatte er sich bewahrt: Auf einer kleinen Ketsch, die er eigenhändig gebaut hatte, segelte er durch die Fjorde und Küstengewässer von Schottland. Nach einer kurzen Fahrt bei bitterkaltem Wetter nach Peterhead, wo er seinen Sohn und seine Enkel besuchen wollte, erkrankte er.
Ein paar Tage vor seinem Tod verlangte er seinen langjährigen Freund und ehemaligen Arbeitgeber Abner Carlisle zu sprechen. Carlisle, ein allseits geachteter Reeder, der gemeinsam mit seinem Kompagnon Alexander Dunhill ein beträchtliches Vermögen angehäuft hatte, war einer der angesehensten Bürger von Aberdeen. Neben der Schifffahrtsgesellschaft besaß er ein Handelskontor und eine Bank. Die Gelder, die er für wohltätige Zwecke stiftete, kamen vor allem der örtlichen Bibliothek und einem Krankenhaus zugute. Carlisle war schlank und drahtig, hatte eine Vollglatze und freundliche Augen. Er hinkte, seit er als junger Mann vom Pferd gestürzt war.
Jenny, die Tochter des Kapitäns, die Carlisle seit ihrer Geburt kannte, ließ ihn ein. Sie schloss ihn kurz in die Arme und ergriff seine Hand.
»Schön, dass Ihr kommt, Abner. Er verlangt alle halbe Stunde nach Euch.«
»Wie geht's dem alten Seebären?«
»Ich fürchte, seine Tage sind gezählt«, erwiderte sie traurig.
Carlisle blickte sich in dem behaglichen, nach Seemannsart eingerichteten Haus um, ließ den Blick auf den Karten an den Wänden verweilen, auf denen die jeweiligen Tagesleistungen bei Scaggs' Rekordfahrten abgesteckt waren. »Dieses Haus wird mir fehlen.«
»Meine Brüder meinen, es wäre zum Besten der Familie, wenn wir's verkaufen.«
Sie brachte Carlisle nach oben und führte ihn durch eine offene Tür in ein Schlafzimmer mit einem großen Fenster, von dem aus man auf den Hafen von Aberdeen blickte. »Vater, Abner Carlisle ist da.«
»Wird auch Zeit«, grummelte Scaggs ungehalten.
Jenny drückte Carlisle einen Kuss auf die Wange. »Ich geh' uns rasch Tee machen.«
Scaggs sah schlecht aus. Ein alter Mann, gezeichnet vom harten Leben, das er drei Jahrzehnte lang auf See geführt hatte. Aber die funkelnden, grüngrauen Augen, so stellte Carlisle bewundernd fest, leuchteten nach wie vor ungebrochen. »Ich habe ein neues Schiff für dich, Bully.«
»Was du nicht sagst«, krächzte Scraggs. »Was für eine Besegelung?«
»Gar keine. Es ist ein Dampfer.«
Scaggs'