Dan Wells studierte Englisch an der Brigham Young University in Provo, Utah, und war Redakteur beim Science-Fiction-Magazin 'The Leading Edge'. Mit 'Ich bin kein Serienkiller' erschuf er das kontroverseste und ungewöhnlichste Thrillerdebüt der letzten Jahre. Nach seinen futuristischen Thrillern um die 'Partials' war 'Du bist noch nicht tot' der lang erwartete neue John-Cleaver-Roman. Mit der 'Mirador'-Saga führt Dan Wells in eine neue Welt.
Autorentext
Dan Wells studierte Englisch an der Brigham Young University in Provo, Utah, und war Redakteur beim Science-Fiction-Magazin "The Leading Edge". Mit "Ich bin kein Serienkiller" erschuf er das kontroverseste und ungewöhnlichste Thrillerdebüt der letzten Jahre. Nach seinen futuristischen Thrillern um die "Partials" war "Du bist noch nicht tot" der lang erwartete neue John-Cleaver-Roman. Mit der "Mirador"-Saga führt Dan Wells in eine neue Welt.
Leseprobe
Kapitel 1
»Quicksand ist tot.« Saharas Stimme drang knisternd aus dem Funkgerät. »Und Fang auch. Ich konnte mich mit knapper Not aus dem Kampf zurückziehen.«
»Sie haben Anja mit einem doppelten Blitzangriff überrumpelt.« Marisa hockte sich hinter die Kante eines geborstenen Oberlichts. »Ich wollte sie retten, aber auf der anderen Seite des Dachs habe ich die Lage aufgeklärt und bin nicht rechtzeitig zurückgekommen.« Vorübergehend zog das Kampfgeschehen an ihr vorbei. Zwischen den Ruinen der alten Fabrik hörte sie in der Ferne Schüsse knallen. Die Kämpfe spielten sich größtenteils am Boden ab. Auf dem Dach der alten Fabrik blieb sie verborgen. Trotzdem keuchte sie verzweifelt auf. Sie überprüfte das Gewehr. Es war ein langes schwarzes Saber-6, das Mikrowellenimpulse aussandte. Die Energie reichte nur noch für zwei Schüsse.
»Es ist deine Aufgabe, Anja zu beschützen«, herrschte Sahara sie unwirsch an. »Du solltest sie decken. Jetzt sind nur noch wir beide übrig.«
Marisa zuckte zusammen. »Ich weiß. Es tut mir leid. Ich habe die Schlacht aus den Augen verloren, und du hast mir aufgetragen, die andere Seite des Dachs aufzuklären ...«
»Außerdem habe ich dir aufgetragen, bei diesem Einsatz Kameras mitzunehmen«, fauchte Sahara. »Die hätten für dich aufklären können, und du hättest bei deinem Sniper bleiben können. Mach mir keine Vorwürfe, wenn du selbst ... Verdammt, sie haben mich entdeckt!« Aus zwei Richtungen hörte Marisa lauten Schnellfeuerbeschuss - das ferne Knallen des Gefechts und die verstärkten Geräusche aus Saharas Com. Marisa drehte den Ton leise und überprüfte die Lage. Saharas bedrängtes Symbol wanderte über das Gitternetz, das Marisas Display über das Fabrikgelände gelegt hatte. Sahara hatte einige kleine Bots als Unterstützung dabei, es waren vielleicht sechs oder sieben. Im Augenblick stürmte jedoch eine ganze Welle von Feinden auf sie los, und nun erschienen sogar noch weitere Symbole auf dem Display, als Sahara nacheinander die Angreifer identifizierte: zwei, drei, vier ...
»Alle fünf feindlichen Agenten rücken gegen dich vor«, warnte Marisa.
»Dann setz deinen Arsch in Bewegung und hilf mir!«, schrie Sahara.
Marisa sprang auf und rannte über das Dach. Im Sternenlicht war ihr schwarzer Bodysuit fast unsichtbar. Da sich im Moment sowieso alle fünf Feinde auf Sahara konzentrierten, hatte Marisa nicht viel zu befürchten. Sie hatte auf dem Dach Wachdrohnen dabei, und dank ihrer Tarnkleidung war sie für die gegnerischen Sensoren unsichtbar. Solange sie nicht aktiv eingriff, konnte ihr nichts passieren. Im Laufen überprüfte sie ihre Ausrüstung und zermarterte sich das Gehirn, ob sie irgendeinen Vorteil für sich verbuchen konnte, der ihr half, Sahara und die ganze Mission zu retten. Saharas Worte hatten ihr einen Stich versetzt. Es war tatsächlich ihre Aufgabe, Anja zu beschützen, und sie trug die Schuld an Anjas Tod. Sahara hatte ihr aufgetragen, die Kameradrohnen mitzunehmen, doch sie hatte darauf bestanden, bei diesem Einsatz eine neue Konfiguration zu verwenden. Sie hätte sich an das Altbewährte halten sollen. Die Drohnen besaßen nicht nur Kameras, sondern auch Waffen. Fliegende Waffenplattformen, die sie auf Anja hätte einstellen können, damit alles beschossen wurde, was ihrer Freundin zu nahe kam. Genau diese Waffen hätten jetzt auch Sahara retten können.
Marisa schüttelte den Kopf.
Jammern half nichts. Sie hatte die Sachen mitgebracht, für die sie sich entschieden hatte, und musste damit auskommen. Den Kampf konnte sie nicht mehr gewinnen. Höchstens, dass sie ... was blieb ihr eigentlich noch? Sie besaß nichts, was in einem Feuergefecht von Nutzen war, sondern nur die Stealth-Ausrüstung und ein paar neue Geräte, die sie testen wollte: Kraftfeldprojektoren. Es wäre lustig gewesen, die feindlichen Agenten vom Dach der Fabrik zu stoßen, aber was jetzt? Selbst wenn sie rechtzeitig den Schauplatz der Kämpfe