Seit der Aufklärung gilt das mit Ungleichheit und Gewalt verbundene Leid als überwindbar. Die Befreiung aus dem Elend wird zu einem emanzipatorischen Projekt. Gleichzeitig hat die Politisierung des Leidens eine Schattenseite: Die Position des Opfers wird zunehmend instrumentalisierbar. Daniel Burghardt schärft den kritischen Blick auf Leidenserfahrungen des (spät-)modernen Menschen.

Seit der Aufklärung werden Erfahrungen des Leidens nicht mehr als gottgewollt und unabänderlich betrachtet. Das mit Ungleichheit, Armut oder Gewalt verbundene Leid gilt von nun an als überwindbar. Die Befreiung aus dem Elend wird zu einem emanzipatorischen politischen Projekt. Gleichzeitig hat die Politisierung des Leidens, die konstitutiv für die Moderne ist, aber auch eine Schattenseite: Weil die Position des Opfers mediale Aufmerksamkeit und verbürgte Authentizität verspricht, wird sie politisch instrumentalisierbar. Affektiv aufgeladene Opfernarrative, die sich mitunter an Feindbildern abarbeiten, dienen nicht nur sozialen, sondern auch autoritären Bewegungen als Begründung für ihr politisches Handeln. Daniel Burghardt ordnet aktuelle Debatten um soziale Ungleichheit und einen neuen Autoritarismus historisch wie theoretisch ein und schärft den kritischen Blick auf Leidenserfahrungen des (spät-)modernen Menschen.

- Einordnung aktueller Debatten um soziale Ungleichheit und Autoritarismus - Kurze Einführung in Klassiker und Standardwerke der kritischen Sozialforschung - Streifzug durch Theorien des Leids u.a. bei Marx, Freud, Adorno bis hin zu Butler - Eröffnet einen kritischen Blick auf gegenwärtige Phänomene wie die Klimabewegung, Querdenken-Proteste oder neue Klassismus-Diskurse »Burghardts Buch ist zugleich deprimierend und aufrüttelnd; deprimierend, weil es die Allgegenwärtigkeit des Leidens in der bisherigen Geschichte der Moderne aufzeigt; aufrüttelnd, weil es deutlich macht, dass es nicht so sein müsste. Die Lektüre gemahnt daran, das Leiden abzuschaffen, die gesellschaftlichen Verhältnisse so einzurichten, dass das Leiden ein Ende findet. Ein wichtiges Buch.« Sebastian Voigt, Historiker am Institut für Zeitgeschichte München

Autorentext
Daniel Burghardt lehrt Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt soziale Ungleichheit und politische Bildung an der Universität Innsbruck. Seine Forschungsbereiche sind Kritische Theorie, Erziehungs- und Bildungsphilosophie, psychoanalytische Pädagogik sowie antisemitismus- und rassismuskritische Bildungsarbeit. Stand: März 2024

Inhalt
Die Permanenz des Leids. Einleitung 1 Elend und Erkenntnis. Oder uber das Ende der besten aller Welten 2 Die Verelendung der Armen. Oder uber das Ausbleiben der Revolution 3 Das Elend im Unbewussten. Oder uber ein altes Unbehagen und einen neuen Autoritarismus 4 Das Elend der Herkunft. Oder uber Repräsentation und (subalterne) Emanzipation 5 Das Elend der Anderen. Oder uber Emanzipation und Naturbeherrschung Der 7. Oktober 2023 und die Versuche der Kontextualisierung des Leids. Nachwort Literatur
Titel
Elend und Emanzipation
Untertitel
Über die Politisierung des Leidens
EAN
9783837962543
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
01.07.2024
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
2.71 MB
Anzahl Seiten
150
Auflage
1. Auflage 2024
Lesemotiv