Das neue Schuljahr beginnt für Jade mit einem Schock. Vier Jahre ist
es her! Damals war Zoë ein graues Mäuschen und Jade konnte einfach nicht anders, als sie zu ärgern und zu schikanieren, jeden Tag. Bis Zoë eines Tages verschwand. Doch jetzt ist sie wieder da und das Blatt wendet sich. Plötzlich bekommt Jade diese Briefe. Briefe, die sagen: Jetzt bist du an der Reihe!

Daniëlle Bakhuis, geboren 1982, schrieb bereits mit 18 Jahren für die Kolumne der Mädchenzeitschrift Fancy. Nach ihrem Journalismusstudium machte sie sich als Redakteuerin selbstständig und arbeitete unter anderem auch für CosmoGIRL und Cosmopolitan. Seit 2008 schreibt sie Bücher für Jugendliche. Denkzettel ist ihr erstes Buch beim Arena Verlag. Daniëlle Bakhuis lebt in Amsterdam.

Das neue Schuljahr beginnt für Jade mit einem Schock. Vier Jahre ist es her! Damals war Zoë ein graues Mäuschen und Jade konnte einfach nicht anders, als sie zu ärgern und zu schikanieren, jeden Tag. Bis Zoë eines Tages verschwand. Doch jetzt ist sie wieder da und das Blatt wendet sich. Plötzlich bekommt Jade diese Briefe. Briefe, die sagen: Jetzt bist du an der Reihe!



Autorentext

Daniëlle Bakhuis, geboren 1982, schrieb bereits mit 18 Jahren für die Kolumne der Mädchenzeitschrift Fancy. Nach ihrem Journalismusstudium machte sie sich als Redakteuerin selbstständig und arbeitete unter anderem auch für CosmoGIRL und Cosmopolitan. Seit 2008 schreibt sie Bücher für Jugendliche. Denkzettel ist ihr erstes Buch beim Arena Verlag. Daniëlle Bakhuis lebt in Amsterdam.



Leseprobe

2

Die ersten beiden Stunden gehen komplett an mir vorbei. Die Französischlehrerin muss mich zweimal aufrufen, bevor ich endlich mitkriege, dass ich dran bin. Ich soll erzählen, dass ich de très bonnes vacances verbracht habe. In Erdkunde läuft es auch nicht viel besser. Erst in der Mitte der Stunde komme ich dahinter, dass ich in meinem Buch ein völlig falsches Kapitel aufgeschlagen habe. Ich mache mir nicht einmal die Mühe, zur richtigen Seite zu blättern.

Zoë.

Zoooooooooooeeeeee.

Wie eine Fliege summt mir ihr Name durch den Kopf.

Die ganze Zeit behalte ich panisch die Klassenzimmertür im Auge, voller Angst, sie könnte auf einmal hereinspazieren. Was tut sie hier? Warum ist sie plötzlich wieder da? In den letzten vier Jahren habe ich kaum an sie gedacht. Ich könnte nicht einmal sagen, wann ich sie zum letzten Mal gesehen habe. Es muss in der siebten Klasse gewesen sein, gegen Ende des Schuljahrs. In der allerletzten Woche, als wir unseren Sporttag hatten, war sie jedenfalls nicht mehr da. Krank. Wie immer. Wenn es um Sport ging, war Zoë andauernd krank. Als sie dann nach den Sommerferien nicht mehr auftauchte, wusste keiner, wo sie abgeblieben war. Die Schule gewechselt, meinten die einen. In eine andere Stadt gezogen, die anderen. Ich war einfach nur froh, dass sie weg war. Warum nur ist sie jetzt nach all den Jahren wieder zurück? Warum in Gottes Namen ist Zoë Kramer wieder da?

Als es zur kleinen Pause klingelt, verlasse ich, so schnell ich kann, das Klassenzimmer. Ohne in der Aula auf Finn zu warten, renne ich aus der Schule. Als ich beinahe eine Gruppe kleiner Mädchen anrempele, entschuldige ich mich nicht einmal. Keine Zeit. Frische Luft, ich brauche frische Luft.

Ich haste über den Schulhof, bis ich im Oosterpark ankomme. Eigentlich dürfen wir während der Unterrichtszeit das Schulgelände nicht verlassen, aber den Lehrer möchte ich sehen, der mich jetzt aufhält. Erst als die Schule nicht mehr in Sichtweite ist, habe ich wieder das Gefühl, frei atmen zu können.

Ich setze mich auf eine Parkbank, lege den Kopf in den Nacken und atme ein paarmal tief durch. Durch die Nase ein, durch den Mund aus. Das Summen der Fliege in meinem Kopf wird leiser.

»Oh, Dear!« Plötzlich steht Finn vor mir und sieht mich mitleidig an. Sie hält den Kopf schief und schiebt die Unterlippe vor. »Ich wusste, dass du dich hierher flüchtest. Rutsch mal ein Stück.« Sie tippt mir mit ihrer Tasche gegen die Schulter.

Nachdem sie sich hingesetzt hat, schlägt sie die Beine übereinander und stupst mich mit ihren Stilettoabsätzen sanft gegen die Wade. »Believe me, er ist es nicht wert. So eine wie dich kriegt Wout nie mehr wieder.«

Als sie seinen Namen nennt, zucke ich zusammen. Wout. Seit ich Zoë gesehen habe, habe ich keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet.

»Was?« Finn lacht leise. »Oder hast du gedacht, ich hätte heute Morgen nicht gemerkt, dass du in Panik geraten bist? Du dachtest, du hättest diese Amöbe gesehen, stimmt's?«

Seit Wout Schluss gemacht hat, hat Finn kein gutes Wort mehr an ihm gelassen. Seither ist er für sie eine Amöbe: ein mikroskopisch kleines Tierchen ohne Rückgrat, mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar.

Sie wühlt in ihrer Tasche, bis sie einen abgepackten Schokokeks und eine Flasche Wasser gefunden hat. Ich bin froh, dass ich sie jetzt nicht anschauen muss. Wenn ich nichts sage, brauche ich nicht zu lügen, sondern kann in der sicheren Grauzone zwischen Schweigen und Halbwahrheit herumwabern.

Mit den Zähnen reißt Finn die Folie von ihrem Keks auf. »Darum bist du doch heute Morgen ausgeflippt, oder? Du kannst mir alles sagen, das weißt du.«

Aber das ist genau der Punkt. Ich kann es eben nicht. Es gibt Dinge, die ich nicht erzählen kann, ihr nicht, niemandem.

»Hm?«

Ich schüttele den Kopf. »Schon gut, es ist nur ...«

»Nichts ist schon gut.« Finn wirft mir

Titel
Denkzettel. Wenn dein Albtraum wahr wird
EAN
9783401804682
ISBN
978-3-401-80468-2
Format
E-Book (epub)
Herausgeber
Veröffentlichung
01.07.2015
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
1.7 MB
Anzahl Seiten
264
Jahr
2015
Untertitel
Deutsch
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet