Deborah Levys kühnes Debüt erzählt von Außenseiter*innen, die rastlos und rasterlos leben und eben dadurch miteinander verbunden sind. In kurzen Passagen blickt Levy durch die Augen der schönen Mutanten auf die Welt.Sie erzählt von der russischen Exilantin Lapinski, ihrerseits eine Sammlerin von Geschichten, von der Poetin, die am Fließband tiefgefrorene Hamburger formt, vom Nachbarn, der Lapinski eine »schamlose Cunt« nennt, von der anorektischen Anarchistin und der pyromanischen Bankerin, die einst Gemma war, und von einem Lama.In Schöne Mutanten offenbart Deborah Levy eine Welt, deren Figuren aufbrechen und sich neu zusammen setzen, sich gegenseitig und ihre Leser*innen abstoßen und anziehen. Roh und bezaubernd und schön und vulgär. Eine provokative Prosa, die die Kerben, die Europa durchziehen, beschreibt und in den Bruchstellen Sonnenblumen pflanzt.Levy schreibt mit Scharfsinn und Witz und zieht das Groteske dem Naturalistischen stets vor. Vielleicht zeigt sich erst aus der Distanz die wahre Absurdität unserer Welt, in der zu leben offenbar bedeutet, Geld auszugeben.

Autorentext
DEBORAH LEVY glaubt nicht an Genregrenzen. Sie helfen ihr zwar, sich in Buchhandlungen zurechtzufinden, aber sie ist davon überzeugt, dass wirklich gute Bücher keine Schubladen brauchen. Und so ist auch ihr Schreiben ungeheuer vielschichtig, verbinden sich darin doch essayistische und lyrische Momente, autobiographisches und fiktionales Erzählen miteinander. Deborah Levy emigrierte im Alter von neun Jahren mit ihrer Familie aus Südafrika nach Großbritannien. Ihre Romane Heim schwimmen (2011), Heiße Milch (2016) und Der Mann, der alles sah (2019) waren für den Booker Prize nominiert. Für ihr dreiteiliges autobiographisches Projekt wurde sie mit dem Prix Femina Étranger ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet in London und Paris.

Leseprobe
»Wenn alles eindeutig ist, kann man nicht schreiben, denn es gibt nichts herauszufinden.«»Als ich ein Mädchen war, hielt ich gern die Babyfrösche fest, die vom Teich auf mein Handgelenk sprangen, aber ich habe nie einen geküsst, um ihn in einen Prinz zu verwandeln, und habe mir nie etwas gewünscht, nur für den Fall, dass mein Wunsch dann doch nicht in Erfüllung gehen sollte. Hätte ich mir doch etwas gewünscht. Das wäre mein Wunsch. Die gezackte Lebenslinie auf meiner Handfläche, die ich so oft angestarrt habe, ist verschwunden, also muss ich mir ohne sie eine Geschichte ausdenken. Ich sage uns allen eine wunderbare Zukunft voraus. Du wirst im Juli die Liebe deines Lebens auf einer Brücke kennenlernen, eure Kinder werden gesund und glücklich sein und nie im Januar in Zügen betteln müssen, es wird immer genug Regen geben, um die Felder im August zu wässern, Bienen werden nie im April aussterben, Bibliotheken werden im Mai vierundzwanzig Stunden lang geöffnet sein, niemand wird im November unter deinem Haus nach Öl bohren, und alle werden im Februar lernen. Dann bleiben noch März, Juni, September, Oktober, Dezember, in denen andere Dinge geschehen können.«
Titel
Schöne Mutanten
Vorwort von
Übersetzer
EAN
9783311703709
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Veröffentlichung
22.09.2022
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
112
Lesemotiv