Die aktuellen Interventionen westlicher Mächte in Drittweltländern haben vieles gemeinsam mit den unzähligen Gewaltkonflikten an der Peripherie seit der Eroberung Amerikas im 16. Jahrhundert. Wie ihre Vorgänger sind die modernen Imperialkriege vor allem von den Gegebenheiten des Raums und der ausgeprägten Asymmetrie von Militärorganisation, Ressourcen, Kriegführungsstilen und Gewaltkulturen der Konfliktparteien geprägt.
Sie sind im Kern lokale Bürgerkriege, in denen die westlichen Mächte nur ein dominanter Machtfaktor unter vielen sind. Sie haben keine klaren Fronten, keinen Anfang und kein Ende. Regeln zur Gewalteinhegung spielen nur eine geringe Rolle. Die westliche Militärmaschinerie erweist sich auch heute noch als unfähig, einen politischen Konflikt militärisch zu entscheiden, einen Gegner zur Schlacht zu stellen, der keinen Grund hat, sie anzunehmen, und sich auf Guerillakrieg und Terrorismus verlässt. Den Preis zahlt letztlich, früher wie heute, die Bevölkerung vor Ort.
Dierk Walter unternimmt erstmals den Versuch, die Logik der Gewaltkonflikte im Rahmen der europäischen Expansion schlüssig zu erklären. Er untersucht Konfliktmuster, die Bedingungen der Gewaltentgrenzung und die Dynamik des Zusammenstoßes gegensätzlicher Gewaltkulturen. Dabei werden Parallelen zwischen verschiedenen Imperien und Kontinuitäten über die Epochengrenzen hinweg deutlich, die eines ganz klarmachen: Die jüngsten Militäreinsätze westlicher Streitkräfte in Drittweltländern wie Afghanistan, Irak oder Mali sind keine "neuen Kriege". Vielmehr stehen sie in einer 500-jährigen Tradition transkultureller Gewaltkonflikte unter den spezifischen Bedingungen der "kolonialen Situation".



Autorentext

Dierk Walter, PD Dr. phil., Historiker; seit 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg; im Wintersemester 2012/2013 Vertretung der Professur für Neuere und Neueste Geschichte am Historischen Institut der Universität zu Köln. 1995 bis 2001 war er Assistent für Neueste allgemeine Geschichte am Historischen Institut der Universität Bern, wo er 2001 promoviert und 2008 habilitiert wurde und seitdem als Privatdozent lehrt.



Zusammenfassung
Die aktuellen Interventionen westlicher Machte in Drittweltlandern haben vieles gemeinsam mit den unzahligen Gewaltkonflikten an der Peripherie seit der Eroberung Amerikas im 16. Jahrhundert. Wie ihre Vorganger sind die modernen Imperialkriege vor allem von den Gegebenheiten des Raums und der ausgepragten Asymmetrie von Militarorganisation, Ressourcen, Kriegfuhrungsstilen und Gewaltkulturen der Konfliktparteien gepragt. Sie sind im Kern lokale Brgerkriege, in denen die westlichen Mchte nur ein dominanter Machtfaktor unter vielen sind. Sie haben keine klaren Fronten, keinen Anfang und kein Ende. Regeln zur Gewalteinhegung spielen nur eine geringe Rolle. Die westliche Militrmaschinerie erweist sich auch heute noch als unfhig, einen politischen Konflikt militrisch zu entscheiden, einen Gegner zur Schlacht zu stellen, der keinen Grund hat, sie anzunehmen, und sich auf Guerillakrieg und Terrorismus verlsst. Den Preis zahlt letztlich, frher wie heute, die Bevlkerung vor Ort. Dierk Walter unternimmt erstmals den Versuch, die Logik der Gewaltkonflikte im Rahmen der europischen Expansion schlssig zu erklren. Er untersucht Konfliktmuster, die Bedingungen der Gewaltentgrenzung und die Dynamik des Zusammenstoes gegenstzlicher Gewaltkulturen. Dabei werden Parallelen zwischen verschiedenen Imperien und Kontinuitten ber die Epochengrenzen hinweg deutlich, die eines ganz klarmachen: Die jngsten Militreinstze westlicher Streitkrfte in Drittweltlndern wie Afghanistan, Irak oder Mali sind keine "e;neuen Kriege"e;. Vielmehr stehen sie in einer 500jhrigen Tradition transkultureller Gewaltkonflikte unter den spezifischen Bedingungen der "e;kolonialen Situation"e;.

Inhalt

Einleitung

1. Krieg an der Peripherie

Raum

Logistik und Mobilität

Die Gegner der Imperien

Die Macht der Imperien

Die Grenzen der Machtprojektion

Truppenzahlen, Bevölkerung und Raum

Raumbeherrschung

Grauzonen

Entscheidung um jeden Preis

Kooperation

Politische Kriegführung

Fazit

2. Ziele und Legitimationen

Begrenzte Ziele

Strafexpeditionen

Gehorsamserzwingung

Regimewechsel

Unterwerfung

Raub und Zerstörung

Totale Kriegsziele

Opportunismus

Indigene Motive

Fazit

3. Grenzüberschreitungen

Krieg ohne Regeln

Militärische Notwendigkeit

Härte und Entschlossenheit

Kulturdistanz

"Indianerland"

Vergeltungsdiskurse

Gewalttraditionen

Institutionelle Dynamiken

Ausnahmezustände

Fazit

4. Asymmetrie, Anpassung und Lernen

Streitkräfte

Taktik

Technik

Festungen

Seekrieg

Luftkrieg

Gewaltkulturen im Konflikt

Wissen und Ignoranz

Lernen

Fazit

Schluss

Danksagung

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Titel
Organisierte Gewalt in der europäischen Expansion
Untertitel
Gestalt und Logik des Imperialkrieges
EAN
9783868546309
ISBN
978-3-86854-630-9
Format
E-Book (epub)
Veröffentlichung
17.09.2014
Dateigrösse
1.26 MB
Anzahl Seiten
414
Jahr
2014
Untertitel
Deutsch