Die Demokratie steckt in der schwersten Krise ihrer Geschichte. Menschen sehnen sich seit jeher nach Lichtgestalten. Passt das heute noch in unser aufgeklärtes Weltbild? Ja, sagt Dieter Thomä. Er wendet sich gegen diejenigen, die sich in einer postheroischen Gesellschaft einrichten, und zeigt, wie leblos eine Demokratie ist, in der alle gleich sind. Thomä erklärt, warum heute Menschen gefragt sind, die über sich hinauswachsen und andere motivieren, es ihnen gleich zu tun. Die Demokratie tut gut daran, das Heldentum nicht denen zu überlassen, die autoritär oder fundamentalistisch denken. Denn sie wird nicht nur von Institutionen zusammengehalten, sondern auch von Individuen, die sich für eine Sache einsetzen, die größer ist als sie selbst. Sie machen aus der Kampfeslust eine Tugend und wagen neue Wege. In der Suche nach den richtigen Helden - und im Streit um sie - schärft eine demokratische Gesellschaft ihr Profil. Gerade in Zeiten, in denen sie unter Druck steht, ist dies unverzichtbar.
Autorentext
Dieter Thomä, geboren 1959, ist Professor für Philosophie an der Universität St. Gallen und leitet dort das Masterprogramm "Management-Organisation-Kultur". Er war u. a. Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin und am Institute for Advanced Study in Princeton sowie Gastprofessor an der Brown University/USA. Er schreibt regelmäßig für die "FAZ" und andere Zeitungen und Zeitschriften. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen "Puer robustus. Eine Philosophie des Störenfrieds", "Der Einfall des Lebens" und "Väter. Eine moderne Heldengeschichte".
Klappentext
»Der Marsch zählte mehr als Hunderttausend, unterm Banner von Refugees Welcome die Mariahilfer hinab, zur Ringstraße, zum Parlament. Um uns Plakate, Europa ohne Mauer, per Megafon postulierte Forderungen, Es ist genug für alle da. Elena neigte sich vor, die rechte Hand um das schwarze Gehäuse der Kamera geschlossen, die Finger der linken am Objektiv. Ein blitzschnelles Ergreifen der Gegenwart, als würde sie mit ihrem ganzen Denken und Fühlen aus der Linse heraus den Moment am Genick packen. Ein dunkelgrünes Schlauchboot wurde vorbeigetragen, daran die Aufschrift: Keine Toten im Mittelmeer. Warst du auch auf so einem?, fragte ich Z. Nein, erwiderte er, meines war kleiner.«