In der aktuellen in den Medien geführten Debatte über den demographischen Wandel in Deutschland spielen geringe Geburtenraten und hohe Kinderlosigkeit eine zentrale Rolle. Insbesondere spektakuläre Zahlen über das Ausmaß der Kinderlosigkeit unter Akademikerinnen haben die unterschiedlichsten K- mentatoren auf den Plan gerufen. In praktisch allen überregionalen Printmedien wurde das Thema behandelt. Der SPIEGEL berichtete aus einem Land ohne Lachen', die ZEIT vom kinderlosen Land', FOCUS winkte Bye bye Baby'. Journalisten und Journalistinnen stritten und streiten über den Gebärstreik der Frauen' und die Zeugungsunwilligkeit der Männer'. Die in diesem Band versammelten Beiträge liefern eine soziologische - standsaufnahme der Kinderlosigkeit, die sich in Inhalt und Duktus von den in der Öffentlichkeit vorherrschenden Problembeschreibungen abhebt. Der Band geht auf einen Workshop zurück, der am 6. und 7. Oktober 2005 unter dem Titel Ein Leben ohne Kinder? Kinderlosigkeit in Deutschland' am Max-Planck- Institut für demografische Forschung in Rostock stattfand. Wir möchten an d- ser Stelle dem Direktor der Abteilung Fertilität und Familiendynamik im heu- gen Europa des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung Rostock, Prof. Dr. Jan Hoem, für die großzügige infrastrukturelle und finanzielle Unt- stützung der Durchführung des Workshops danken. Gedankt sei auch dem R- tocker Zentrum zur Erforschung des demographischen Wandels; insbesondere Kristín von Kistowski, die den Workshop mit durchgeführt hat, und Christine Röpke, die auf der organisatorischen Seite zum Gelingen des Workshops bei- tragen hat. Schließlich möchten wir dem Lektor des VS Verlags, Frank Eng- hardt, für die Unterstützung des Buchprojekts unserenDank aussprechen.

Trotz der offensichtlichen sozialpolitischen Relevanz und großen medialen Aufmerksamkeit des Phänomens Kinderlosigkeit sind das Ausmaß, die Ursachen und die Konsequenzen der Kinderlosigkeit in Deutschland bislang unzureichend untersucht worden, mit der Folge, dass in öffentlichen Debatten eine unkritische Verwendung irreführender, wenn nicht falscher Angaben über Kinderlosigkeit vorherrscht. Das Ziel des Bandes besteht vor diesem Hintergrund darin, das Phänomen der Kinderlosigkeit in Deutschland analytisch differenziert zu durchdringen und belastbare Daten und Ergebnisse über das Ausmaß und die Struktur, die Ursachen und Folgen von Kinderlosigkeit zu präsentieren.

Vorwort
Über ein zentrales Problem der Gesellschaft

Autorentext
Dirk Konietzka ist Professor für Soziologie am Institut für Sozialwissenschaften der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig.

Dr. Michaela Kreyenfeld ist Jun.-Professorin für Ursachen und Konsequenzen des demografischen Wandels am Institut für Soziologie der Universität Rostock.

Klappentext
In fast allen europäischen Ländern sind die Anteile kinderlos bleibender Männer und Frauen in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Deutschland nimmt in dieser Hinsicht eine Spitzenposition ein.
Die Medien haben das Thema in jüngster Zeit für sich entdeckt; dort ist Kinderlosigkeit immer stärker in den Brennspiegel der Diskussionen um die "Krise" der Familie, den demografischen Wandel, den Umbau des Sozialstaats und eine gerechte Verteilung der Kosten der gesellschaftlichen Alterung gerückt.
Der überwältigenden sozialpolitischen und medialen Aufmerksamkeit steht jedoch ein Mangel an Fakten gegenüber. Ausmaß und Ursachen der Kinderlosigkeit in Deutschland sind bislang nur unzureichend empirisch untersucht worden. In der öffentlichen Debatte herrscht ein unkritischer und missverständlicher Gebrauch statistischer Daten vor. Auf der Grundlage eines lückenhaften empirischen Wissens werden häufig voreilige Diagnosen über die Ursachen und "Verantwortlichen" eines komplexen Aspekts des sozialen und kulturellen Wandels getroffen.
Die in diesem Band versammelten Beiträge leisten eine Bestandsaufnahme eines Phänomens, die über moralische Schuldzuweisungen, mediale Kampagnen und kurzschlüssige Lösungsvorschläge wie "Strafsteuern" für Kinderlose weit hinausgeht. Sie zeigen das Ausmaß, die sozialen Hintergründe und die Folgen von Kinderlosigkeit in Deutschland und im internationalen Vergleich auf. Damit bieten sie dem Leser einen fundierten Einblick in die unterschiedlichen Ausprägungen und Dimensionen eines zentralen Phänomens des gegenwärtigen demografischen Wandels.


Inhalt
Kinderlosigkeit in Deutschland theoretische Probleme und empirische Ergebnisse.- Kinderlosigkeit in Deutschland im europäischen Vergleich.- Kinderlosigkeit in Deutschland Ein europäischer Sonderweg? Daten, Trends und Gründe.- Kinderlosigkeit in Frankreich.- Kinderlosigkeit, Bildungsrichtung und Bildungsniveau. Ergebnisse einer Untersuchung schwedischer Frauen der Geburtenjahrgänge 195559.- Sozialstruktur der Kinderlosigkeit in Ost- und Westdeutschland Die Rolle von Bildung und Erwerbsverlauf.- Familiengründung von Hochschulabsolventinnen. Eine empirische Untersuchung verschiedener Examenskohorten.- Kinderlosigkeit von hoch qualifizierten Frauen und Männern im Paarkontext Eine Folge von Bildungshomogamie?.- Kinderlosigkeit, Kindererziehung und Erwerbstätigkeitsmuster von Frauen in der Bundesrepublik und der DDR und ihre Auswirkungen auf das Alterseinkommen.- Kinderwunsch und Familienorientierung von Männern und Frauen.- Frauen, Männer und Familie: Lebensorientierung, Kinderwunsch und Vaterrolle.- Die Motivation zur Elternschaft. Unterschiede zwischen Männern und Frauen.- Hochschulbildung und Kinderlosigkeit: Deutsch-deutsche Unterschiede.- Anfang dreißig und noch kinderlos? Lebenswege und Familienmodelle berufstätiger Frauen aus Ost- und Westdeutschland.- Erklärungsansätze der Kinderlosigkeit.- Die Kinderfrage und der halbierte Wandel in den Geschlechterverhältnissen.- Geplante Kinderlosigkeit? Ein lebensverlaufstheoretisches Entscheidungsmodell.- Eine Kultur des Zweifels: Kinderlosigkeit und die Zukunft der Familie.
Titel
Ein Leben ohne Kinder
Untertitel
Kinderlosigkeit in Deutschland
EAN
9783531903231
ISBN
978-3-531-90323-1
Format
E-Book (pdf)
Herausgeber
Veröffentlichung
08.11.2007
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
432
Jahr
2007
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv