Rund 1000 Jahre beherrschte das Byzantinische Reich das östliche Mittelmeer. Es sah sich als legitime Fortsetzung des römischen Kaisertums, lange bevor im Westen wieder ein Kaisertum entstand. Seine reiche Kultur strahlte weit ins Abendland aus und prägte auch das westliche Mittelalter. Michael Grünbart legt einen fundierten Überblick vor, dessen Hauptteil nach Dynastien strukturiert ist. Eingerahmt wird diese chronologische Darstellung durch Kapitel zur Metropole Konstantinopel, zur Struktur des oströmischen Kaisertums, zur Verwaltung des Reichs und zur Kirche sowie durch eine Zusammenfassung der wichtigen Errungenschaften und Veränderungen im Reich. Die Kenntnis von der Geschichte des Byzantinischen Reiches ist Voraussetzung zum Verständnis des westlichen mittelalterlichen Kaisertums wie des Papsttums.

Michael Grünbart, geb. 1969, studierte Byzantinistik, Klassischen Philologie und Numismatik an der Universität Wien. Nach Lehraufträgen an der Ludwig-Maximilians-Universität München, den Universitäten Budapest, Ioannina, Rhethymno, Wien und Zürich ist er seit 2008 Professor für Byzantinistik an der Universität Münster. Er gilt als einer der besten jüngeren Byzantinisten.

Autorentext
Michael Grünbart, geb. 1969, studierte Byzantinistik, Klassischen Philologie und Numismatik an der Universität Wien. Nach Lehraufträgen an der Ludwig-Maximilians-Universität München, den Universitäten Budapest, Ioannina, Rhethymno, Wien und Zürich ist er seit 2008 Professor für Byzantinistik an der Universität Münster. Er gilt als einer der besten jüngeren Byzantinisten.

Leseprobe
I. Konstantinos I. und seine Nachfolger (306-378) - Die Grundlagen des oströmischen/byzantinischen Reiches

306

Konstantinos zum Augustus ausgerufen

311

Toleranzedikt Galerius'

312

Schlacht an der Milvischen Brücke

313

Mailänder Vereinbarung zwischen Konstantinos und Licinius

324

Sieg Konstantinos' über Licinius

325

Konzil von Nikaia (gegen Arianismus)

325

und 326 Vicennalien Konstantinos' in Nikomedeia und Rom

327/328

Reise Helenas ins Heilige Land

330,

11. Mai Einweihung der Stadt Konstantinos'

337

Tod Konstantinos'

357

Besuch Konstantios' in Rom

362

Rhetorenedikt Iulianos'

375

Tod Valentinianus'

Konstantinos I. (306-337)

Konstantinos leitete die Entwicklung des byzantinischen Reiches ein und gilt nach wie vor als Archeget des christlichen Kaisertums. Er erblickte an einem 27. Februar zwischen 270 und 288 als Sohn der aus einfachen Verhältnissen stammenden Helena und des Militärs Constantius Chlorus in Naissus (Nis) das Licht der Welt. Konstantinos dürfte eine gute Ausbildung erhalten haben und diente in der Reiterei des augustus Galerius. Nachdem Kaiser Diocletian abgedankt und seinen Kollegen Maximianus zum Rücktritt gedrängt hatte, zog Konstantinos mit seinem Vater nach Britannien; nach dessen Tod ( 25. Juli 306) wurde er zum augustus in der nordenglischen Stadt Eboracum (York) ausgerufen. Dieser Akt bedeutete eigentlich eine Usurpation, denn nach den Regeln der zu dieser Zeit noch intakten Regierungsform der Tetrarchie ("Viererherrschaft") musste ein Konsens über die Nachfolge unter den beteiligten Machthabern gefunden werden.

E

Tetrarchie
Diocletian (284-305) wollte den chaotischen Zuständen seiner Vorgänger und den raschen Kaiserwechseln ein Ende bereiten. Da er keinen leiblichen Sohn als Nachfolger hatte, bestimmte er den fast gleichaltrigen Offizier Maximianus zunächst zum caesar, dann zum augustus. Zum 1. März 293 wurden den beiden älteren augusti zwei jüngere caesares beigestellt, denen die augusti nach einer bestimmten Zeit ihre Positionen überließen. Die vier Machthaber bekamen informell vier Kompetenzbereiche zugewiesen, jeweils zwei im Westen und im Osten, wo sie auch ihre Residenzen errichteten (Mailand, Trier, York, Thessalonike, Sirmium und Nikomedeia). Rom büßte seine realpolitische Funktion ein, da eine zentralisiert gesteuerte Regierung des Imperiums nicht mehr möglich war. Prinzipien der Tetrarchie waren der Ausschluss der leiblichen Söhne von der Herrschaftsfolge, die theokratische Ideologie und die Freiwilligkeit der Amtsübergabe. Die Tetrarchen regierten als Stellvertreter der Götter Iuppiter und Hercules. Jeglicher Umsturzversuch galt demnach als Sakrileg.

Galerius, augustus des Ostens, tolerierte Konstantinos nur als caesar. Im selben Jahr wurde in Rom Maxentius, der Sohn des Maximianus, öffentlich zum Kaiser ausgerufen. Der Akt des Ausrufen eines Kaisers, die acclamatio, blieb über Jahrhunderte das wichtigste Element für ei