Dieses eBook: "Boëtius von Orlamünde: Der Aristokrat (Vollständige Ausgabe)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen.
Boëtius von Orlamünde ist ein Internats- und Entwicklungsroman von Ernst Weiß, der, Mitte der zwanziger Jahre geschrieben. Boëtius Maria Dagobert von Orlamünde, "glaubensschwacher", fast mittelloser Sohn eines "verarmten, stellungslosen Fürsten" aus Brüssel, nennt sich einfach Orlamünde. Der 18-Jährige hält sich für eine "armselige Person", hat sechs Jahre Onderkuhle absolviert und sitzt in dem Stift gleichsam zwischen den Stühlen. Orlamünde weiß nicht, wie es mit ihm weitergeht, denn der Vater, der ihm "sehr fehlt", hat seit fünf Wochen nicht mehr geschrieben. So wird er vom Meister, dessen väterliches Wohlwollen er genießt, gelegentlich mit einer diffizilen Aufgabe betraut und auch zur Beaufsichtigung vornehmlich jüngerer Zöglinge beim Reiten und Schwimmen eingesetzt. Während einer solchen Unternehmung rettet Orlamünde seinen "einzigen Freund" Titurel vor dem Ertrinken. Zum Dank wendet sich der Gerettete vom Retter ab. Als Orlamünde dem kleinen Knaben Alma Venus, genannt Alma, Schwimmunterricht geben muss und der kleine Kerl versagt, hat der "Schwimmlehrer" zwar Mitleid, muss den Versager aber auf dem Fechtboden einsperren, weil diese Strafe im "spartanischen" Reglement von Onderkuhle für Wasserscheu so vorgeschrieben ist...
Ernst Weiß (1882 - 1940) war ein österreichischer Arzt und Schriftsteller. 1928 wurde Weiß vom Land Oberösterreich mit dem Adalbert-Stifter-Preis ausgezeichnet. Weiß debütierte mit seinem Roman Die Galeere.
Zusammenfassung
Dieses eBook: "Boëtius von Orlamünde: Der Aristokrat" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Boëtius von Orlamünde ist ein Internats- und Entwicklungsroman von Ernst Weiß, der, Mitte der zwanziger Jahre geschrieben. Boëtius Maria Dagobert von Orlamünde, "glaubensschwacher", fast mittelloser Sohn eines "verarmten, stellungslosen Fürsten" aus Brüssel, nennt sich einfach Orlamünde. Der 18-Jährige hält sich für eine "armselige Person", hat sechs Jahre Onderkuhle absolviert und sitzt in dem Stift gleichsam zwischen den Stühlen. Orlamünde weiß nicht, wie es mit ihm weitergeht, denn der Vater, der ihm "sehr fehlt", hat seit fünf Wochen nicht mehr geschrieben. So wird er vom Meister, dessen väterliches Wohlwollen er genießt, gelegentlich mit einer diffizilen Aufgabe betraut und auch zur Beaufsichtigung vornehmlich jüngerer Zöglinge beim Reiten und Schwimmen eingesetzt. Während einer solchen Unternehmung rettet Orlamünde seinen "einzigen Freund" Titurel vor dem Ertrinken. Zum Dank wendet sich der Gerettete vom Retter ab. Als Orlamünde dem kleinen Knaben Alma Venus, genannt Alma, Schwimmunterricht geben muss und der kleine Kerl versagt, hat der "Schwimmlehrer" zwar Mitleid, muss den Versager aber auf dem Fechtboden einsperren, weil diese Strafe im "spartanischen" Reglement von Onderkuhle für Wasserscheu so vorgeschrieben ist... Ernst Weiß (1882 - 1940) war ein österreichischer Arzt und Schriftsteller. 1928 wurde Weiß vom Land Oberösterreich mit dem Adalbert-Stifter-Preis ausgezeichnet. Weiß debütierte mit seinem Roman Die Galeere.
Leseprobe
2
Inhaltsverzeichnis
Noch erinnere ich mich eines Tages, einer Spazierfahrt im Walde. Zum Schulstift gehörte auch ein kleines Gestüt. Wir hatten freie Pferde genug, nicht alle konnten als Wirtschafts- und Schulpferde benutzt werden. Das Mustergut, das mit der Schule in Onderkuhle verknüpft war, brauchte die Zugtiere noch nicht alle, es war vor der Ernte, Anfang Juli vielleicht. Ich vertrat einen der Reitlehrer, der verreist war (verreist nannte man es, wenn ein Lehrer erkrankt war), und dieses Ehrenamt brachte mir viele Vorteile. Ich war zu dieser Zeit über das Alter der meisten anderen Zöglinge hinaus, war keiner Klasse (es waren deren fünf) zugeteilt und erwartete jeden Tag, daß man mir nahelegen würde, einen Berufsweg einzuschlagen und Onderkuhle zu verlassen.
Um so schöner dieser Tag. Die Stalldiener zogen unser honigfarbenes Gig aus dem Verschlag, es war ein zweiräderiger, hoher, weichfedernder Karren. Wir, mein Freund Titurel und ich, spannten ein junges, noch nicht dreijähriges Pferdchen vor, das mit seinem zarten, leicht zusammenpreßbaren Körper die Riemen und Schleifen nicht vollständig ausfüllte, sondern sich in ihnen wie ein Mensch in einem zu weiten Anzüge bewegte; so ähnlich schrumpfte daheim unser alter Diener David in seiner violettintenfarbigen Livree von Jahr zu Jahr ein, sein Rock hing ihm bis an die Knie und später noch tiefer. Bei ihm war es Alter und Ende, bei unserem Pferdchen Anfang und Jugend. Nun setzte sich das Pferdchen in Gang, sich fortwährend unaufmerksam nach uns, die wir Rücken an Rücken im Wagen sitzen, umwendend und das blanke Maul zum Wiehern öffnend. Da es durch den Zügelriemen und das Stangengebiß belästigt ist, wälzt das Tier seine breiten schwarzen, innen hellroten Lefzen nach außen, wodurch der trotz allen Bürstens struppige Kopf ein komisches, knabenhaft lustiges Aussehen erhält. Es trabt nun das Pferd mit uns durch den Park zu einem nahen See, der nicht mehr zu unserem Gute gehört. Sage ich nicht unser Gut, als wäre das alles, Ställe, Wirtschaftsgebäude, Rechnungsstuben, Gesindewohnungen, Brunnen und Tränken, Spritzenhaus, Kornkammern, Scheunen, Schweinekoben, Taubenschläge und der eingezäunte Raum mit Perlhühnern, Pfauen, Truthähnen, der Schuppen mit den Pflügen, mit der Dreschlokomobile und den mechanischen Heuwendeapparaten mein persönliches Eigentum? Und doch gehört mir nichts. Nicht einmal die Peitsche, die ich ruhig in der Hand halte, ohne auch nur mit der Spitze die feine, zitternde Haut des isabellfarbenen Tieres zu berühren.
In schlankem Trabe geht es neben den Düngergruben über einen kleinen Steg in die Obstgärten, wo schon alles abgeblüht ist. Es sind aber doch noch Reste von weißem Blütengefieder am Boden rings um die schwarzen, in der Sonne stark glänzenden, wie gefirnißten Apfelbaumstämme zurückgeblieben. Die Zeit ist wolkenlos. Kein Wind. Nachts nur ein wenig Tau unter dem herrlich prangenden Mond; man trägt …