Die Erben des geheimnisvollen Uhrmachers Philip Seidelbast leben in dem von ihm geerbten Haus tief im Bayerischen Wald, zusammen mit unzähligen Uhren, Diese entwickeln wieder ein unheimliches Eigenleben und schicken die Bewohner auf gefährliche Zeitreisen. Ziel ist ein ehemaliges Kinderheim, dessen Ruinen irgendwo verschollen mitten im Wald liegen. Dort wurden einst Kinder von den grausamen Angestellten gequält und sannen auf Rache. Doch die Helfer, die ihnen Hilfe anboten, entpuppen sich als das leibhaftige Böse. Wird es Franz Seidelbast, seiner Mutter und seiner Lebensgefährtin gelingen, mithilfe der Uhren die Vergangenheit zu ändern und die Zukunft zu retten? Teuflische Kinder ist das zweite Abenteuer der Familie Seidelbast und liegt hier als Erstveröffentlichung vor.
Leseprobe
Erinnern Sie sich an mich? Mein Name ist Franz Seidelbast. Ich habe Ihnen zuletzt von den verrückten Erlebnissen erzählt, die sich nach dem Tod meines Vaters Max Seidelbast und dessen Bruder Philip ereigneten. Ich war, bis ich zum ersten Mal das gespenstische Haus mitten im Wald betrat, überzeugter Realist gewesen. Philips Bude, ein Gebäude mit winzigen Fensterchen und unzähligen alten klackenden Uhren in allen Räumen, gehört jetzt mir. Ich bewohne es, nachdem ich es letztes Jahr geerbt hatte, zusammen mit meiner Lebensgefährtin Kerstin, meiner Mutter Maria und seltsamen Geistern. Geistern? Das fragen Sie sich? Ja, Sie haben richtig gehört. Wesen aus einer anderen Dimension gehören seit dem Umzug in den Bayerischen Wald zum Leben dazu. Ich war IT Spezialist und unerklärliche Phänomene regten mich stets nur zu einem verächtlichen Schmunzeln an. Als mein Vater verstarb, säuselten ein paar Verwandte hinter vorgehaltener Hand von einem Fluch, den Onkel Philip gegen ihn ausgestoßen haben soll. Selbst auf der Beerdigung sah man in deren Augen Verunsicherung glimmen. Sogar meine Mutter - Maria Seidelbast - war davon betroffen. Voller Angst wollte sie mich von dem bösartigen mysteriösen Onkel und dessen Erbe fernhalten. Gut, dass es ihr letztendlich nicht geglückt ist. Philip, der einsam in einem winzigen Kaff am Rande des Nirgendwo hauste, hatte sein Leben den alten Minutensprunguhren gewidmet, die massenweise auf dem Schrott landeten. Die betagten Zeitmesser, die jahrzehntelang in den Fluren von Ämtern, Schulen, Praxen und Krankenhäusern ihr durchdringendes Klack zu jeder vollen Minute in die Köpfe der Menschen gehämmert hatten, wurden nach und nach ersetzt durch Digitalzeitanzeiger. Zifferblätter in allen Farben landeten scheppernd in Metallcontainern. Winzige Zahnräder und Uhrwerke, die jahrzehntelang ihren Dienst verrichteten, zerbarsten. Zeiger verbogen sich kurios. Aber Philip hatte zeitlebens viele von ihnen gerettet, sie liebevoll repariert und ihnen neues Leben eingehaucht. Denn er kannte die Geheimnisse, die hinter dem Zifferblatt lauerten. Ich habe inzwischen seine Nachfolge angetreten, widme mich den Uhren, setze sie instand und arrangiere mich mit den mysteriösen, grausamen, gruseligen oder emotionalen Geschichten, die diese Zeitmesser im Lauf ihres rastlosen Lebens gespeichert haben. Und Sie dürfen mir glauben, es sind Szenen, die unter die Haut gehen. Das habe ich am eigenen Leib gespürt, als ich meine erste Reisen in eine unbekannte Welt antrat und durch die Uhr in die Vergangenheit blickte, die manche Menschen lieber unter dem grauen Tuch des Vergessens versteckt hätten. Denn ohne Onkel Philips alte Minutensprunguhren, die auch heute noch jeden Quadratzentimeter der Zimmerwände bedecken, hätte ich nie erfahren, dass wir uns alle in Vater Max getäuscht hatten. Die Uhr im Wohnzimmer meiner Eltern enthüllte letztendlich seinen wahren, bitterbösen Charakter. Es war kein Fluch, der ihm das Leben gekostet hat. Er hat seine Seele ganz allein dem Teufel geschenkt. Aber das habe ich Ihnen ja alles schon erzählt in der vorangegangenen Geschichte. Ich hoffte eigentlich, dass Kerstin, Mutter Maria und meine Wenigkeit ein ruhiges Leben im Waldhäuschen führen könnten, doch da habe ich mich leider getäuscht. Die menschliche Welt ist voll von bösen Einflüssen und Philips Zeitmesser haben noch viel zu erzählen. Habe ich die erste Uhr, die ich nach dem Tod des Onkels selbst repariert habe, bereits erwähnt? Auch sie stammt aus einem Schrottcontainer. Ihr Zifferblatt war leuchtend rot, glänzende Messingkugeln markierten die Stunden darauf. Der Knopf auf der die Sechsuhrposition, fehlte ihr. Dafür wirkten die goldfarbenen Zeiger wie winzige Meisterwerke der Uhrmacherkunst und glichen den Makel wieder aus. Als ich sie in einem Traum, den mir Philips Mutteruhr im Keller bescherte, aus dem Müll zog, tat sie mir leid. Sie ähnelte einem kranken Tier, das meine Hilfe benötigt. Ich weiß nicht, wie es genau geschah. Das Gefühl, in die Zukunft gereist zu sein, ließ mich nicht los. Doch plötzlich lag sie ganz real in einem unscheinbaren Karton auf den Stufen der Kellertreppe, als könne sie den Tag, an dem ich sie wirklich auf dem Müll finden würde, gar nicht mehr erwarten. Hatte ich sie übersehen? Hatte Onkel Philip sie extra für mich dorthin gestellt? Ich machte mich jedenfalls daran, sie in Gang zu setzen und erfreute mich an ihrem moderaten Klack, als ihre Zeiger sich wieder im unablässigen Strom der Zeit bewegten. * Die rote Uhr erhielt von diesem Tag an einen besonderen Platz. Noch heute hängt sie neben einer ihrer Schwestern über der blauen, abgewetzten Couch, die mich bei meinem ersten Besuch in diesem Haus beinahe aufgefressen hätte. Sie haben richtig gehört. Um ein Haar wäre ich in ihren weichen, abgetragenen Polstern in eine üble Unterwelt entschwunden, da auch sie ein schreckliches Geheimnis barg. Übrigens, es war Mutter Maria, die darauf bestanden hatte, das seltsame Sofa nicht durch ein moderneres Sitzmöbel zu ersetzen. Oft beobachte ich sie dabei, wie sie sich verzückt und ohne Angst in die Polster sinken lässt. Inzwischen sieht sie in diesem Sofa keine Gefahr, ganz im Gegenteil. Wenn sie sich darauf niederlässt, formen ihre Lippen lautlose Worte und ihre Hände streicheln über unsichtbare Wesen. Ich hätte schwören können, schemenhaft eine weiße Maus und einen struppigen Hund darauf zu erkennen. Ich weiß, das klingt ganz schön verrückt, denn die Tierkonturen verschwimmen mit den Farben der Kissen und nur Marias streichelnde Hand verrät mir ihre geisterhafte Existenz. Ihre Finger gleiten über Köpfchen, Rücken und Schwanz unsichtbarer Haustiere. Wir haben bis heute nie ausführlich darüber geredet. Aber meine Mutter scheint eine besonders starke Bindung zu Maus und Hund aus dem Jenseits zu besitzen. Doch dann verflüchtigte sich der Hausfrieden. Im Januar 2024, als kurzzeitig der Schnee den Wald in eine Märchenlandschaft verwandelte, begann die rote Uhr über der Couch ein gruseliges Eigenleben. Nie hätte ich gedacht, dass ihre Erinnerungen von einer derartigen Brisanz sein könnten. Ich warne Sie, für schlaflose Nächte übernehme ich keinerlei Verantwortung okay? Sie sind hart im Nehmen? Dann hören Sie zu: »Schatz, Uhren Wohnzimmer abstauben?«, drang Kerstins Stimme bruchstückhaft aus unserer gemütlichen Stube. Ich befand mich gerade in der Küche, wo ich mir einen Humpen Kaffee von der neuen, sündhaft teuren Maschine brühen ließ. Meine Mutter hatte darauf bestanden, dass so ein Gerät hier ins Waldhaus einziehen musste. Durch das Kreischen des Mahlwerks hatte ich nicht alles verstanden. Es dauerte eine Schrecksekunde lang, bis ich begriff, was meine Lebensgefährtin vorhatte. Ich stellte die Tasse hastig auf die Arbeitsfläche und eilte ihr zur Hilfe. Kerstin kannte zwar zum Teil die Geheimnisse der alten Zeitmesser, aber im Wohnzimmer hing über dem Sofa eben auch die feuerrote Uhr mit dem fehlenden Messingknopf auf der Sechsuhrposition. Seit Wochen grübelte ich schon darüber nach, die Uhr umzuhängen, an einen Platz, an dem man sie nicht jeden Tag intensiv betrachten würde. Aber eine unbekannte Kraft hielt mich immer wieder davon ab. Kerstin zog sich gerade einen Stuhl…
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Erinnern Sie sich an mich? Mein Name ist Franz Seidelbast. Ich habe Ihnen zuletzt von den verrückten Erlebnissen erzählt, die sich nach dem Tod meines Vaters Max Seidelbast und dessen Bruder Philip ereigneten. Ich war, bis ich zum ersten Mal das gespenstische Haus mitten im Wald betrat, überzeugter Realist gewesen. Philips Bude, ein Gebäude mit winzigen Fensterchen und unzähligen alten klackenden Uhren in allen Räumen, gehört jetzt mir. Ich bewohne es, nachdem ich es letztes Jahr geerbt hatte, zusammen mit meiner Lebensgefährtin Kerstin, meiner Mutter Maria und seltsamen Geistern. Geistern? Das fragen Sie sich? Ja, Sie haben richtig gehört. Wesen aus einer anderen Dimension gehören seit dem Umzug in den Bayerischen Wald zum Leben dazu. Ich war IT Spezialist und unerklärliche Phänomene regten mich stets nur zu einem verächtlichen Schmunzeln an. Als mein Vater verstarb, säuselten ein paar Verwandte hinter vorgehaltener Hand von einem Fluch, den Onkel Philip gegen ihn ausgestoßen haben soll. Selbst auf der Beerdigung sah man in deren Augen Verunsicherung glimmen. Sogar meine Mutter - Maria Seidelbast - war davon betroffen. Voller Angst wollte sie mich von dem bösartigen mysteriösen Onkel und dessen Erbe fernhalten. Gut, dass es ihr letztendlich nicht geglückt ist. Philip, der einsam in einem winzigen Kaff am Rande des Nirgendwo hauste, hatte sein Leben den alten Minutensprunguhren gewidmet, die massenweise auf dem Schrott landeten. Die betagten Zeitmesser, die jahrzehntelang in den Fluren von Ämtern, Schulen, Praxen und Krankenhäusern ihr durchdringendes Klack zu jeder vollen Minute in die Köpfe der Menschen gehämmert hatten, wurden nach und nach ersetzt durch Digitalzeitanzeiger. Zifferblätter in allen Farben landeten scheppernd in Metallcontainern. Winzige Zahnräder und Uhrwerke, die jahrzehntelang ihren Dienst verrichteten, zerbarsten. Zeiger verbogen sich kurios. Aber Philip hatte zeitlebens viele von ihnen gerettet, sie liebevoll repariert und ihnen neues Leben eingehaucht. Denn er kannte die Geheimnisse, die hinter dem Zifferblatt lauerten. Ich habe inzwischen seine Nachfolge angetreten, widme mich den Uhren, setze sie instand und arrangiere mich mit den mysteriösen, grausamen, gruseligen oder emotionalen Geschichten, die diese Zeitmesser im Lauf ihres rastlosen Lebens gespeichert haben. Und Sie dürfen mir glauben, es sind Szenen, die unter die Haut gehen. Das habe ich am eigenen Leib gespürt, als ich meine erste Reisen in eine unbekannte Welt antrat und durch die Uhr in die Vergangenheit blickte, die manche Menschen lieber unter dem grauen Tuch des Vergessens versteckt hätten. Denn ohne Onkel Philips alte Minutensprunguhren, die auch heute noch jeden Quadratzentimeter der Zimmerwände bedecken, hätte ich nie erfahren, dass wir uns alle in Vater Max getäuscht hatten. Die Uhr im Wohnzimmer meiner Eltern enthüllte letztendlich seinen wahren, bitterbösen Charakter. Es war kein Fluch, der ihm das Leben gekostet hat. Er hat seine Seele ganz allein dem Teufel geschenkt. Aber das habe ich Ihnen ja alles schon erzählt in der vorangegangenen Geschichte. Ich hoffte eigentlich, dass Kerstin, Mutter Maria und meine Wenigkeit ein ruhiges Leben im Waldhäuschen führen könnten, doch da habe ich mich leider getäuscht. Die menschliche Welt ist voll von bösen Einflüssen und Philips Zeitmesser haben noch viel zu erzählen. Habe ich die erste Uhr, die ich nach dem Tod des Onkels selbst repariert habe, bereits erwähnt? Auch sie stammt aus einem Schrottcontainer. Ihr Zifferblatt war leuchtend rot, glänzende Messingkugeln markierten die Stunden darauf. Der Knopf auf der die Sechsuhrposition, fehlte ihr. Dafür wirkten die goldfarbenen Zeiger wie winzige Meisterwerke der Uhrmacherkunst und glichen den Makel wieder aus. Als ich sie in einem Traum, den mir Philips Mutteruhr im Keller bescherte, aus dem Müll zog, tat sie mir leid. Sie ähnelte einem kranken Tier, das meine Hilfe benötigt. Ich weiß nicht, wie es genau geschah. Das Gefühl, in die Zukunft gereist zu sein, ließ mich nicht los. Doch plötzlich lag sie ganz real in einem unscheinbaren Karton auf den Stufen der Kellertreppe, als könne sie den Tag, an dem ich sie wirklich auf dem Müll finden würde, gar nicht mehr erwarten. Hatte ich sie übersehen? Hatte Onkel Philip sie extra für mich dorthin gestellt? Ich machte mich jedenfalls daran, sie in Gang zu setzen und erfreute mich an ihrem moderaten Klack, als ihre Zeiger sich wieder im unablässigen Strom der Zeit bewegten. * Die rote Uhr erhielt von diesem Tag an einen besonderen Platz. Noch heute hängt sie neben einer ihrer Schwestern über der blauen, abgewetzten Couch, die mich bei meinem ersten Besuch in diesem Haus beinahe aufgefressen hätte. Sie haben richtig gehört. Um ein Haar wäre ich in ihren weichen, abgetragenen Polstern in eine üble Unterwelt entschwunden, da auch sie ein schreckliches Geheimnis barg. Übrigens, es war Mutter Maria, die darauf bestanden hatte, das seltsame Sofa nicht durch ein moderneres Sitzmöbel zu ersetzen. Oft beobachte ich sie dabei, wie sie sich verzückt und ohne Angst in die Polster sinken lässt. Inzwischen sieht sie in diesem Sofa keine Gefahr, ganz im Gegenteil. Wenn sie sich darauf niederlässt, formen ihre Lippen lautlose Worte und ihre Hände streicheln über unsichtbare Wesen. Ich hätte schwören können, schemenhaft eine weiße Maus und einen struppigen Hund darauf zu erkennen. Ich weiß, das klingt ganz schön verrückt, denn die Tierkonturen verschwimmen mit den Farben der Kissen und nur Marias streichelnde Hand verrät mir ihre geisterhafte Existenz. Ihre Finger gleiten über Köpfchen, Rücken und Schwanz unsichtbarer Haustiere. Wir haben bis heute nie ausführlich darüber geredet. Aber meine Mutter scheint eine besonders starke Bindung zu Maus und Hund aus dem Jenseits zu besitzen. Doch dann verflüchtigte sich der Hausfrieden. Im Januar 2024, als kurzzeitig der Schnee den Wald in eine Märchenlandschaft verwandelte, begann die rote Uhr über der Couch ein gruseliges Eigenleben. Nie hätte ich gedacht, dass ihre Erinnerungen von einer derartigen Brisanz sein könnten. Ich warne Sie, für schlaflose Nächte übernehme ich keinerlei Verantwortung okay? Sie sind hart im Nehmen? Dann hören Sie zu: »Schatz, Uhren Wohnzimmer abstauben?«, drang Kerstins Stimme bruchstückhaft aus unserer gemütlichen Stube. Ich befand mich gerade in der Küche, wo ich mir einen Humpen Kaffee von der neuen, sündhaft teuren Maschine brühen ließ. Meine Mutter hatte darauf bestanden, dass so ein Gerät hier ins Waldhaus einziehen musste. Durch das Kreischen des Mahlwerks hatte ich nicht alles verstanden. Es dauerte eine Schrecksekunde lang, bis ich begriff, was meine Lebensgefährtin vorhatte. Ich stellte die Tasse hastig auf die Arbeitsfläche und eilte ihr zur Hilfe. Kerstin kannte zwar zum Teil die Geheimnisse der alten Zeitmesser, aber im Wohnzimmer hing über dem Sofa eben auch die feuerrote Uhr mit dem fehlenden Messingknopf auf der Sechsuhrposition. Seit Wochen grübelte ich schon darüber nach, die Uhr umzuhängen, an einen Platz, an dem man sie nicht jeden Tag intensiv betrachten würde. Aber eine unbekannte Kraft hielt mich immer wieder davon ab. Kerstin zog sich gerade einen Stuhl…
Titel
Hinter dem Zifferblatt 2 - Teuflische Kinder
Untertitel
Horrorkabinett - Band 13
Autor
EAN
9783961273928
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Veröffentlichung
27.07.2024
Digitaler Kopierschutz
frei
Anzahl Seiten
96
Auflage
1. Auflage
Lesemotiv
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