Theoretischer Hintergrund: Die arbeitspsychologische Stressforschung hat bis heute den Zusammenhang zwischen Arbeitsstress und Gesundheit oder Wohlbefinden wiederholt untersucht (Semmer & Mohr, 2001). Eine besondere Rolle spielt dabei Arbeitsstress, der durch eine Imbalance zwischen Anforderungen und den erhaltenen Belohnungen entsteht (Siegrist, 2006), und der negative Folgen, wie beispielsweise kardiovasculre Erkrankungen hervorrufen kann. Inwieweit diese negativen Reaktionen eintreten, hngt davon ab, wie Menschen mit Stress umgehen und wie stressanfllig sie sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass kognitiv-behaviorale Stressmanagementtrainings (KBSM) einerseits geeignet sind, adquate Stressbewltigungsfhigkeiten zu vermitteln und andererseits positive Auswirkungen auf das persnliche Wohlbefinden beziehungsweise dem Ausma an erlebter Erschpfung und Belastetheit haben. Die Auswirkungen der KBSM wurden in letzter Zeit nicht nur im Hinblick auf psychologische, sondern vermehrt auch endokrinologisch-physiologische Variablen untersucht und hier insbesondere auf die Cortisol und Alpha-Amylase Reaktivitt. Die untersuchten Stichproben beziehen sich allerdings vorwiegend auf Studierende oder aber Angehrige einzelner Berufsgruppen. Methode: In einem Feldexperiment wurde in einer deutschen Betriebskrankenkasse fr die dortigen Mitarbeiter ein kognitiv-behaviorales Stressmanagementtraining (KBSM) entwickelt und durchgefhrt. Die psychodiagnostische Beschreibung der Gesamtstichprobe erfolgt in der ersten Studie der vorliegenden Arbeit. In der zweiten Studie wurde die Evaluation hinsichtlich psychologischer Variablen durchgefhrt. Die Daten der drei Messzeitpunkte (MZP) – unmittelbar vor, zwei Wochen und drei Monate nach dem Training – der Experimental-und Kontrollgruppe wurden varianzanalytisch ausgewertet. Die Evaluation hinsichtlich endokrinologisch-physiologischer Daten ist Gegenstand der dritten Studie. Zu diesem Zweck nahmen eine bereits trainierte Experimentalgruppe (EG) und eine Kontrollgruppe (KG) an dem einem psychosozialen Stresstest (TSST) teil. Die ermittelten Alpha-Amylase-, Cortisol- und Herzratenwerte wurden ebenfalls varianzanalytisch hinsichtlich der Trainingseffekte berprft. Ergebnisse: Im Rahmen der psychodiagnostischen Beschreibung der Gesamtstrichprobe zeigte sich, dass Arbeitsstress positiv mit Overcommitment, Perfektionismus und Vitaler Erschpfung korreliert. Die regressionsanalytischen Ergebnisse belegen, dass die Kriteriumsvariable Vitale Erschpfung sich durch die Prdiktorvariablen Overcommitment und Allgemeine Lebenszufriedenheit und die Kriteriumsvariable Allgemeine Lebenszufriedenheit wiederum durch Overcommitment, Perfektionismus und Vitale Erschpfung vorhersagen lsst. Die Teilnehmer des KBSM unterschieden sich bezglich stressrelevanter Merkmale bereits vor dem Training. Insbesondere waren sie stressanflliger und verfgten ber weniger geeignete Stressbewltigungsfhigkeiten. Es konnte nachgewiesen werden, dass durch die Trainingsteilnahme die EG im Vergleich zur KG weniger stressanfllig wurde, toleranter gegenber Misserfolgen, Kritik, sozialen Konflikten, Arbeitsbelastungen und Unsicherheiten sowie erholungsfhiger. Auch verringerte sich das Ausma an Overcommitment sowie vitaler Erschpfung und Belastetheit signifikant. Weitere Ergebnisse sind, dass die EG nach dem Training einen weniger ausgeprgten emotionsorientierten Copingstil erworben hat, eine geringere resignative Einstellung der Arbeit gegenber zeigt und ber ein deutlich verbessertes Erholungserleben verfgt. Die EG kann im Vergleich zur KG besser abschalten, intensiver Angenehmes erleben, sich besser regenerieren und selbstndiger darber entscheiden, was sie in der Freizeit tut. Das personenspezifische rgerniveau sowie die Tendenz, rger gegenber anderen Personen auszulassen, nahm ebenfalls zu. Schlielich verbesserte sich die wahrgenommene soziale und emotionale Untersttzung durch die Trainingsteilnahme. Bezglich der endokrinologisch-physiologischen Daten zeigte sich, dass das Training einen positiven Effekt auf die Cortisolreaktivitt und auch Alpha-Amylase Reaktivitt – vorausgesetzt die Kovariaten Alter, BMI und Geschlecht werden kontrolliert – zeigt. Auswirkungen auf die Herzrate konnten nicht nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Zusammenfassend belegen die Ergebnisse, dass auch in einem betrieblichen Umfeld mit einer Stichprobe, die besonderem Arbeitsstress ausgesetzt ist, die Teilnahme an einem KBSM das Copingverhalten und die Stressanflligkeit positiv beeinflusst, sowie weitere Effekte bezglich eines verbesserten Stressverhaltens erzielt werden. Damit zeigt sich, dass es sinnvoll ist, ein Stressbewltigungstraining so zu gestalten, dass sowohl die affektiven wie auch kognitiven und behavioralen Komponenten beachtet werden. Schlielich legen die Ergebnisse bezglich der Variablen Stressanflligkeit nahe, gezielt Gruppen besonders stressanflliger Mitarbeiter ein derartiges Training im Rahmen der betrieblichen Personalentwicklung anzubieten. Der Erfolg des Stressbewltigungstrainings entbindet Unternehmen allerdings nicht, etwaig gegebene krankmachende Rahmenbedingungen zu identifizieren und diesen entsprechend zu begegnen.

Titel
Psychoendokrinologische Evaluation eines Stressmanagement Trainings im betrieblichen Umfeld einer Betriebskrankenkasse
EAN
9783736924406
ISBN
978-3-7369-2440-6
Format
E-Book (pdf)
Herausgeber
Veröffentlichung
04.12.2007
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
0.86 MB
Anzahl Seiten
182
Jahr
2007
Untertitel
Deutsch