Seit Jahren malt Caja nur noch Auftragsillustrationen, ihre Ambitionen als Künstlerin hat sie aufgegeben. In Graz, wohin sie ihrem Ehemann Ben zuliebe gezogen ist, findet sie nur schwer Anschluss und verbringt die meiste Zeit in ihrem Atelier. Die Träume vom Reisen schiebt sie immer wieder auf. Erst als ihre lebenslustige Freundin Jolie zu Besuch kommt und Caja das Smartphone einer Fremden und damit deren gesamtes Leben findet, beginnt sie, ihren eigenen Alltag, ihre Wünsche und Sehnsüchte zu überdenken. Auf einem Roadtrip mit Jolie und Ludwig, einem älteren Herrn, den die beiden Freundinnen unterwegs aufgabeln, landet sie in einem Künstlerhaus an der Küste Italiens. Das Meer immer vor Augen, taucht Caja in eine Welt ein, der sie sich viel zugehöriger fühlt als ihrer eigenen, zumal der Straßenkünstler Juran langsam ihr Herz erobert. Doch auf den Spuren der Handybesitzerin zieht es sie weiter nach Berlin, wo sie endlich Antworten findet. Und vielleicht sich selbst. »Ich wurde auch am Meer geboren.« »Dann wissen Sie ja, wie das ist. Es ist schwer, ohne es zu leben.«

Franziska Fischer wurde 1983 in Berlin geboren, wohin es sie, trotz einiger Zeit im Ausland, immer wieder zurückzieht. Sie studierte Germanistik und Spanische Philologie an der Universität Potsdam und arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin.

So hat sich Caja ihr Leben nicht vorgestellt: Seit Jahren malt sie nur noch Auftragsillustrationen, ihre Ambitionen als Künstlerin hat sie aufgegeben. In Graz, wohin sie ihrem Ehemann Ben zuliebe gezogen ist, findet sie nur schwer Anschluss und verbringt die meiste Zeit in ihrem Atelier. Die Träume vom Reisen schiebt sie immer wieder auf. Erst als Caja das Smartphone einer Fremden findet und damit deren gesamtes Leben in der Hand hält, beginnt sie, ihren eigenen Alltag, ihre Wünsche und Sehnsüchte zu überdenken. Und dann überredet ihre lebenslustige Freundin Jolie sie auch noch zu einer ungewöhnlichen Reise. Auf einem Roadtrip mit Jolie und Ludwig, einem liebenswerten älteren Herrn, den sie unterwegs aufgabeln, landen sie in einem Künstlerhaus an der Küste Italiens. Das Meer immer vor Augen, taucht Caja ein in eine Welt, der sie sich viel zugehöriger fühlt als ihrer eigenen, zumal der Straßenkünstler Juran langsam ihr Herz erobert. Doch auf den Spuren der Handybesitzerin zieht es sie weiter nach Berlin, wo sie Antworten findet und anfängt, sich endlich die richtigen Fragen zu stellen ...

Ein berührender Roman über Freundschaft, Liebe und alles, was dazwischenliegt. Ein Buch das fragt, was im Leben wirklich zählt. Franziska Fischer schreibt zart und leicht über eine Frau auf dem Weg zu sich selbst Mit farbig gestalteten Umschlaginnenseiten

Vorwort
Zwei beste Freundinnen, ein alter Mann und das Meer

Autorentext
FRANZISKA FISCHER wurde 1983 in Berlin geboren, hat einige Zeit im Ausland verbracht und ist mittlerweile aus der Stadt herausgezogen. Sie studierte Germanistik und Spanische Philologie an der Universität Potsdam und arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin. Bei DuMont erschienen zuletzt der SPIEGEL-Bestseller In den Wäldern der Biber (2022) und Unsere Stimmen bei Nacht (2023).

Leseprobe

Kapitel 1

Das laute Klappern des Müllfahrzeugs dringt tief in meinen Schlaf und reißt mich aus einem Traum, der nicht mehr hinterlässt als ein vages Erinnern an Unruhe und Sehnsucht. Schläfrig taste ich zur Seite, wo Ben nicht mehr liegt, wahrscheinlich schon seit einer Weile nicht mehr. Ich warte, bis es wieder ruhiger wird und der Traum verklingt. Aus der Wohnung dringt kein Laut.

Langsam stehe ich auf und schlüpfe nach einer raschen Dusche in ein schlichtes schwarzes Kleid. Es ist einer dieser Tage, an denen sich der Gedanke, die ganze Zeit allein oben im Atelier zu verbringen, eng und ermüdend anfühlt, weil nichts dorthin kommt, keine Stimmen, kein Gefühl, kein Draußen. Der Tag ruft, er zieht mich hinaus, und obwohl ich arbeiten müsste, folge ich ihm. Ich könnte mich ohnehin nicht konzentrieren.

Auch im Treppenhaus ist es still, der alte Teppich fängt meine Schritte auf. Als ich die Haustür öffne, steht eine junge Frau davor, ihr unschlüssiger Blick huscht von den Klingelschildern zu mir. Kurz lächelt sie, doch es ist ein Lächeln, das keinen Halt findet, ihre Augen wirken viel zu groß.

»Zu wem wollen Sie denn?«, frage ich und halte die Tür auf, bevor sie hinter mir ins Schloss fallen kann.

Noch immer antwortet sie nicht, starrt mich nur an, dann huscht sie an mir vorbei ins Haus. Für einen Moment frage ich mich, wen sie wohl besuchen will. Vielleicht einen der Studenten aus der WG in der ersten Etage. Sonst ist kaum jemand um diese Uhrzeit zu Hause.

Ein paar Straßen weiter betrete ich einen kleinen Blumenladen. Die Verkäuferin kennt mich, sie nickt mir mit einem Lächeln zu und bietet mir einen frisch gebundenen Spätsommerstrauß an, den ich sogleich entgegennehme, ohne ihn einwickeln zu lassen, nur etwas feuchtes Küchenpapier an den Stielenden wird ihn frisch halten. Der Geruch erfüllt den Bus, in den ich kurz darauf steige, Blumenduft trifft Schweiß und Käsebrot, keine besonders gelungene Kombination.

Etwa zwanzig Minuten später hält der Bus vor dem Grazer Zentralfriedhof. Wie immer bleibe ich eine Weile vor dem Eingang stehen, der die Toten von den Lebenden trennt, und frage mich, ob das überhaupt stimmt, ob es diese Trennung wirklich gibt.

In einer halben Stunde beginnt die Beerdigung. Noch habe ich genug Zeit, um an den Grabreihen entlangzuschlendern und jemanden zu suchen, dem länger niemand mehr Blumen gebracht hat. Schon nach ein paar Minuten finde ich ein Grab, das kahl und einsam wirkt, auch die Blumen können nicht viel daran ändern. Stumm nicke ich wie zu einem Abschied, dann fällt mein Blick auf die Grabstelle daneben.

Kleine Autos stehen auf dem blanken Marmor, als warteten sie darauf, dass ein Kind vorbeikommt und mit ihnen spielt. Doch das Kind, dem sie gehören, spielt nicht mehr. Joel ist knapp fünf Jahre alt geworden, und die einzigen Leben, die ihm noch bleiben, sind die, die sich andere für ihn ausdenken.

Vorsichtig hocke ich mich vor das Grab und berühre den Fotorahmen, der auf hellen Kieseln am Grabstein lehnt. »Du wachst viel zu früh auf«, sage ich. »Die Sonne scheint, heute kommt dein Opa zu Besuch. Nein, nicht der griesgrämige, der nur in Ruhe in seiner Zeitung blättern will, sondern der andere, der mit dir Legohäuser baut und dir Bücher vorliest, und manchmal geht er mit dir ins Naturkundemuseum oder an die Mur, wo ihr Steinchen ins Wasser werft und den Passagieren auf vorbeiziehenden Ausflugsschiffen zuwinkt. Deine Mama hat einen Kuchen gebacken, der Duft erfüllt die ganze Wohnung. Wahrscheinlich hat er dich geweckt, denn der Kindergarten fällt heute aus. Wenn Besuch kommt, musst du nicht in den Kindergarten gehen.« Ich atme tief ein, während das Foto lebendig wird. Der Junge wächst, ich sehe ihn bei einem Streit mit seinem Kumpel, beim Apfelpflücken, seine Oma bringt ihm das Stricken bei. Ich sehe ihn auf seinem neuen Fahrrad, im Urlaub in Spanien, mit seiner ersten Freundin, die Beziehung hält

Titel
Und das Meer vor uns
Untertitel
Roman
EAN
9783832170578
Format
E-Book (epub)
Veröffentlichung
01.08.2020
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
360
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet
Lesemotiv