Um Hackmaster davon abzuhalten, den kleinen Ort San Toro wegen des Banditen Murillo klein zu machen, ohne auf die Einwohner Rücksicht zu nehmen, schlug sich Kilkenny auf die Seite der Bandoleros ...

Leseprobe

Kilkennys
Entscheidung

Als ich wieder einmal im Staub lag, wollte ich gar nicht mehr aufstehen. Das Pferdebiest, welches mich abgeworfen hatte, tanzte auskeilend von mir weg in die andere Ecke des Corrals. Und so gab es eigentlich keinen Grund, mich hastig zu erheben. Nun kam es gewiss nicht oft vor, dass mich ein Wildpferd abwerfen konnte. Doch ich hatte an diesem Tag schon fünf wilde Biester zugeritten und mich mit dem sechsten wohl etwas übernommen. Ich grinste schief zu meinem Helfer empor. Sonora grinste zurück. Auch er hatte schon harte Arbeit geleistet.

»Machen wir Feierabend«, sagte ich. »Es kommt wohl nicht drauf an, ob wir einen Tag eher zum Tequila und den Chicas kommen oder nicht. Nicht wahr?«

»Si, Amigo.« Er nickte. »Was nützen einem die schönsten Conchitas, wenn man sich Arme und Beine und wer weiß was noch bricht. Morgen ist auch noch ein Tag. Si.«

Aaah, es war schön, so im Staub zu liegen. Auch war es an diesem Spätnachmittag nicht mehr so heiß. Aber dann sah ich, wie Sonora den Blick hob, wie er auf einen bestimmten und gar nicht weit entfernten Punkt blickte. Wie sein Grinsen plötzlich erstarrte, kalt und hart wurde - und wie sich seine Rechte unauffällig zum Revolvergriff bewegte ...

Aber dann krachte ein Gewehr. Und die Kugel fetzte ein Stück von Sonoras Revolvergriff weg. Wahrscheinlich wurde auch sein Pferd von den Splittern verletzt, denn obwohl es an Gewehr- und Revolverfeuer gewöhnt war, stieg es wiehernd in die Höhe.

Sonora - einer der besten Reiter, die ich jemals sah - lag plötzlich neben mir im Staub.

»Bleibt nur schön friedlich!« Eine etwas heiser klingende Stimme rief es scharf zu uns herüber. »Unser Gewehrschütze schießt euch sonst die Ohren ab!«

Das glaubte ich ihm. Und auch Sonora war überzeugt. Denn sein Colt war ruiniert. Den musste er zum Büchsenmacher bringen und dort einen neuen Kolben anfertigen lassen.

Aber würde er überhaupt noch einen reparierten Colt brauchen?

Wir erhoben uns langsam. Und nun sahen wir auch den Gewehrschützen. Er befand sich in Luftlinie nur knapp fünfzig Schritt von uns entfernt. Dort war im Canyon an der Westwand eine große Felsnase. Er lag dort oben und hatte einen erstklassigen Überblick.

Überdies kamen noch vier Reiter auf uns zu.

Und der erste der Reiter war sicherlich der Mann, der den Gewehrschützen dort hinaufgeschickt hatte. Das musste ein kluger und erfahrener Mann sein.

Und so sah er auch aus. Er ließ mich bei seinem Anblick an eine große, schwarze Katze denken. Sein Pferd war gleichfalls schwarz, ein riesiger Wallach, der trotz seiner gewiss gut dreizehnhundert Pfund so leicht ging wie ein Wüstenwolf.

Verdammt noch mal, waren das Banditen, die uns um die Früchte einer wochenlangen Arbeit bringen wollten?

Sonora und ich, wir hatten uns ein hübsches Rudel Wildpferde gefangen. Es waren genau drei Dutzend. Und alle hatten wir schon mehr oder weniger zugeritten. Auch das Biest, welches mich soeben abgeworfen hatte, würde ich am nächsten Tag schon klein bekommen haben.

Und dann hätten wir uns auf den Weg nach El Paso gemacht, wo ich mit dem Agenten der Post- und Frachtgesellschaft einen Vertrag hatte. Dieser Agent wartete wahrscheinlich schon auf Nachschub. Die Überlandlinien brauchten für ihre Expresskutschen immer wieder Pferde. Überall auf den Relaisstationen mussten frische Gespanne bereitgehalten werden. Und je häufiger die Kutschen in beiden Richtungen verkehrten, umso mehr frische Gespanne wurden benötigt.

Es war eine gute Zeit für Wildpferdjäger.

Nun, kommen wir zu dem Mann zurück, der auf dem großen Pferd dahergeritten kam und bei dessen Anblick ich an eine große, schwarze Katze denken musste.

Er und seine Begleiter ritten Pferde mit den gleichen Brandzeichen. Das beruhigte mich etwas. Sie waren also keine Banditen, sondern eine Ranch-Mannschaft.

Das Brandzeichen war ein verschnörk

Titel
G. F. Unger Western-Bestseller 2473
Untertitel
Kilkennys Entscheidung
EAN
9783751701136
Format
E-Book (epub)
Altersempfehlung
16 bis 18 Jahre
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
21.07.2020
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
1.45 MB
Anzahl Seiten
64
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet