Carl Laemmle wusste, wie schaffenskräftig und lebensbejahend die Laupheimer Geschäftsleute waren. Gleichzeitig hatte er miterlebt, wie seelisch gebrochen sie ihre einstige geliebte Heimat verlassen hatten. Der Satz this is strictly confidential (streng vertraulich) steht hier. Es lässt sich vermuten, dass Carl Laemmle mit seinem Brief einen notwendigen Anstoß, eine Hilfe zur Selbsthilfe geben wollte, sich selbst um Kontakte und ihr eigenes Weiterkommen zu kümmern. Wieder zeigt Carl Laemmle seine bescheidene Art, bei der Hilfe im Hintergrund zu bleiben. Er erinnert an seinen Repräsentanten, Julius Graf, in New York, sowie an die anderen Laupheimer, die schon in New York lebten. Dieser Brief sollte den Nördlingers wieder Mut und Hoffnung auf ein Leben in der neuen Umgebung geben
Das e-Book enthält Werbung für die erweiterte Neuerscheinung des repräsentativen Bildbandes: Udo Bayer/Gabriele Bayer Carl Laemmle. Von Laupheim nach Hollywood Die Biografie des Universal-Gründers in Bildern, Geschichten und Dokumenten. Im e-book ist ein QR-code zum Blättern im Buch., dt./engl., 184 Seiten, Hardcover, 207 Abb., davon 51 vierfarbig ISBN: 978-3-98184-444-3 Das im e-book abgebildete Poster erhhalten die Buchhändler bei der Abnahme von 5 Exemplaren. 34,80 Euro / sofort lieferbar, innerhalb Deutschland versandkostenfrei
Autorentext
*1950 in Stuttgart, lebt seit 1976 in Laupheim, in der Geburtsstadt von Carl Laemmle. Seit 1987 ist G. Bayer in Kontakt mit emigrierten Juden, die in der NS Zeit emigrieren mussten. Besonders intensive Kontakte pflegt sie zu den Nachfahren von Carl Laemmle seit den 1980 er Jahren.
Zusammenfassung
Der Gasthof Zum Ochsen war bis 1938 kultureller Mittelpunkt im süddeutschen Städtchen Laupheim. Carl Laemmle, der erfolgreiche Gründer der Universal Studios, war in den 1920er Jahren ein willkommener Gast im Ochsen.Die Autorin lernte Sophie Nördlinger, die ehemalige Ochsenwir-tin, in New York 1989 persönlich kennen. Die Zeitzeugin wusste viel von damals zu erzählen auch von ihrer bittersten Erfahrung von den Ereignissen in der Reichspo-gromnacht am 9. November 1938. Ihren Lebensmut in der Emigration zum Aufbau einer neu-en Existenz verdankte Sophie N. dem Hollywood-Pionier Carl Laemmle.
Leseprobe
Meine Begegnung mit Sophie Nördlinger G. Bayer Die persönliche Begegnung mit der letzten jüdischen Ochsen-Wirtin, Sophie Nördlinger, in New York 1989 möchte ich hier aus meiner Erfahrung und Sichtweise weitergeben. Sophie Nördlinger kannte Carl Laemmle noch persönlich aus Laupheim und weckte unser Interesse für unsere Laemmle-Recherchen. Sophie Nördlinger, geb. Sänger, wurde am 3.4.1898 in Laupheim als einziges Kind von Albert Sänger (bis 1929) und Klara Sänger (geb. Einstein, 18651942) geboren. Sophie Nördlingers Großvater Benjamin Sänger kaufte den Ochsen, heute bekannt als Zum Rothen Ochsen, im Jahre 1860. Erbaut wurde das Gebäude um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts. Bis in die 1930er Jahre, in einer Zeit ohne Fernsehen, Radio und Internet, war für das Städtchen Laupheim der jüdische Gasthof Ochsen der Dreh-und Angelpunkt des kulturellen und geselligen Lebens. Es war ein Haus ersten Ranges, wie in einer spaßhaften Anzeige des Gesangsvereins Frohsinn von 1914 zu lesen war. Das beliebte Wirtshaus hatte mehr als nur Gastronomie mit der Spezialität Saure Kutteln zu bieten. Für Hochzeitsfeiern und Purim-Feste zog man jedoch den größeren jüdischen Gasthof Zum Kronprinzen vor. Der Leser, der das heutige Gasthaus Zum Rothen Ochsen kennt, ist amüsiert über die Aufzählung der vielen Räumlichkeiten, wollten doch die Verfasser des Artikels die vielfältigen Geselligkeiten im Gasthaus Ochsen etwas ironisch hervorheben. Das leidvolle Schicksal der Emigranten Zwischen 1987 und 2003 hatte ich zusammen mit meinem in 2015 verstorbenen Mann, Udo Bayer, in den USA sowie auch hier in Laupheim eine ganze Reihe von Begegnungen mit jüdischen deutschstämmigen Amerikanern, die alle ein Schicksal miteinander teilten: Sie mussten sich wegen des grausamen Naziterrors in der Hitler-Zeit eine neue Heimat suchen. Das Leben eines Juden war in der Hitlerzeit nicht viel wert. Deshalb sahen die Emigranten die Rettung ihres Lebens als Geschenk an, das sie Zufällen zu verdanken hatten. Der Ochsen in den 1920er Jahren in Laupheim (Bild im e-book) Die Ochsen-Kulisse auf dem Studiogelände von Universal in Los Angeles (Bild im e-book) Doch bei unseren Begegnungen spürten wir, wie das Geschehene sie in ihrem Inneren noch wie ein Stachel schmerzte. Viele hatten ihre leidvollen Erfahrungen lange verdrängt. Für einige war es das erste Mal, dass sie sich gegenüber Deutschen der heutigen Generation öffneten. Stockend berichteten sie über ihre Erlebnisse und ihre Flucht in dieser schrecklichen Zeit. Für unser Zuhören waren sie sehr dankbar. Die starken emotionalen Ereignisse waren den Geretteten ebenso in ihr Gedächtnis eingebrannt wie ihre glücklichen Kindheitserlebnisse in ihrer Geburtsstadt. Tief betroffen erkannten wir, dass jeder der Emigrierten auch von nahen Verwandten berichten konnte, die es nicht mehr geschafft hatten, den Fängen der Nazi-Schergen zu entkommen. In den persönlichen Gesprächen mit den 70- bis 80-jährigen Zeitzeugen fühlten wir uns teilweise beklommen sprachlos, als sie von ihren einstigen Qualen in Deutschland sprachen. Jede einzelne dieser persönlichen Geschichten, die allesamt von unfassbarem Leid erzählten, hat uns aufgewühlt und sowohl bei mir als auch meinem Mann tiefe Eindrücke hinterlassen. Wir empfanden damals große Scham, Deutsche zu sein. Wie konnte es sein, dass so viele Deutsche so wenig Mitgefühl aufgebracht haben? Wo war die Menschlichkeit nur geblieben? Als Nachkriegskind hätte ich einige persönliche Fragen an meine eigenen Eltern gestellt, die jedoch bereits nicht mehr lebten. Wohin flohen die Nördlingers? Eine Begegnung, die sich besonders in unser Gedächtnis eingeprägt hat, war das einmalige Treffen mit Sophie Nördlinger in New York im August 1989 in ihrer Wohnung in Morning Side Heights, 411 West 115th Street, Apt.41. Im äußersten Norden von Manhattans, wo die George-Washington-Hängebrücke über den Hudson führt, liegt das Stadtviertel Washington Heights. In diesem Viertel, das auch unter dem Namen Frankfurt on the Hudson bekannt ist, siedelten sich jüdische Emigranten aus Deutschland und Österreich an, die vor der Nazi-Herrschaft geflüchtet waren. Einen ganz eigenen repräsentativen Charakter hatte die Nachbarschaft Morning Side Heights. Dort hat der Broadway seine Hausnummern in den Viertausendern. Die Straßen sind breit, kleine Grünanlagen angrenzend, eng bebaut mit Geschäfts- und Wohnhäusern, meist fünfgeschossig mit flach geneigten Dächern. An den rot-braunen Backsteinfassaden fallen die schnörkellosen Fenster- und Türverzierungen ebenso auf wie die aus Filmen bekannten, gusseisernen schwarzen Außennottreppen. In diesem Viertel gab es für die jüdischen Familien Wohnraum unterschiedlichster Größe. Zu den bekanntesten Bewohnern zählte Henry Kissinger, der amerikanische deutschstämmige Außenminister der USA in den Jahren 1973 bis 1977. Auch einige Laupheimer Familien wie die Sternscheins, Lewins, Obernauers und die Doch bei unseren Begegnungen spürten wir, wie das Geschehene sie in ihrem Inneren noch wie ein Stachel schmerzte. Viele hatten ihre leidvollen Erfahrungen lange verdrängt. Für einige war es das erste Mal, dass sie sich gegenüber Deutschen der heutigen Generation öffneten. Stockend berichteten sie über ihre Erlebnisse und ihre Flucht in dieser schrecklichen Zeit. Für unser Zuhören waren sie sehr dankbar. Die starken emotionalen Ereignisse waren den Geretteten ebenso in ihr Gedächtnis eingebrannt wie ihre glücklichen Kindheitserlebnisse in ihrer Geburtsstadt. Tief betroffen erkannten wir, dass jeder der Emigrierten auch von nahen Verwandten berichten konnte, die es nicht mehr geschafft hatten, den Fängen der Nazi-Schergen zu entkommen. In den persönlichen Gesprächen mit de…
Das e-Book enthält Werbung für die erweiterte Neuerscheinung des repräsentativen Bildbandes: Udo Bayer/Gabriele Bayer Carl Laemmle. Von Laupheim nach Hollywood Die Biografie des Universal-Gründers in Bildern, Geschichten und Dokumenten. Im e-book ist ein QR-code zum Blättern im Buch., dt./engl., 184 Seiten, Hardcover, 207 Abb., davon 51 vierfarbig ISBN: 978-3-98184-444-3 Das im e-book abgebildete Poster erhhalten die Buchhändler bei der Abnahme von 5 Exemplaren. 34,80 Euro / sofort lieferbar, innerhalb Deutschland versandkostenfrei
Autorentext
*1950 in Stuttgart, lebt seit 1976 in Laupheim, in der Geburtsstadt von Carl Laemmle. Seit 1987 ist G. Bayer in Kontakt mit emigrierten Juden, die in der NS Zeit emigrieren mussten. Besonders intensive Kontakte pflegt sie zu den Nachfahren von Carl Laemmle seit den 1980 er Jahren.
Zusammenfassung
Der Gasthof Zum Ochsen war bis 1938 kultureller Mittelpunkt im süddeutschen Städtchen Laupheim. Carl Laemmle, der erfolgreiche Gründer der Universal Studios, war in den 1920er Jahren ein willkommener Gast im Ochsen.Die Autorin lernte Sophie Nördlinger, die ehemalige Ochsenwir-tin, in New York 1989 persönlich kennen. Die Zeitzeugin wusste viel von damals zu erzählen auch von ihrer bittersten Erfahrung von den Ereignissen in der Reichspo-gromnacht am 9. November 1938. Ihren Lebensmut in der Emigration zum Aufbau einer neu-en Existenz verdankte Sophie N. dem Hollywood-Pionier Carl Laemmle.
Leseprobe
Meine Begegnung mit Sophie Nördlinger G. Bayer Die persönliche Begegnung mit der letzten jüdischen Ochsen-Wirtin, Sophie Nördlinger, in New York 1989 möchte ich hier aus meiner Erfahrung und Sichtweise weitergeben. Sophie Nördlinger kannte Carl Laemmle noch persönlich aus Laupheim und weckte unser Interesse für unsere Laemmle-Recherchen. Sophie Nördlinger, geb. Sänger, wurde am 3.4.1898 in Laupheim als einziges Kind von Albert Sänger (bis 1929) und Klara Sänger (geb. Einstein, 18651942) geboren. Sophie Nördlingers Großvater Benjamin Sänger kaufte den Ochsen, heute bekannt als Zum Rothen Ochsen, im Jahre 1860. Erbaut wurde das Gebäude um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts. Bis in die 1930er Jahre, in einer Zeit ohne Fernsehen, Radio und Internet, war für das Städtchen Laupheim der jüdische Gasthof Ochsen der Dreh-und Angelpunkt des kulturellen und geselligen Lebens. Es war ein Haus ersten Ranges, wie in einer spaßhaften Anzeige des Gesangsvereins Frohsinn von 1914 zu lesen war. Das beliebte Wirtshaus hatte mehr als nur Gastronomie mit der Spezialität Saure Kutteln zu bieten. Für Hochzeitsfeiern und Purim-Feste zog man jedoch den größeren jüdischen Gasthof Zum Kronprinzen vor. Der Leser, der das heutige Gasthaus Zum Rothen Ochsen kennt, ist amüsiert über die Aufzählung der vielen Räumlichkeiten, wollten doch die Verfasser des Artikels die vielfältigen Geselligkeiten im Gasthaus Ochsen etwas ironisch hervorheben. Das leidvolle Schicksal der Emigranten Zwischen 1987 und 2003 hatte ich zusammen mit meinem in 2015 verstorbenen Mann, Udo Bayer, in den USA sowie auch hier in Laupheim eine ganze Reihe von Begegnungen mit jüdischen deutschstämmigen Amerikanern, die alle ein Schicksal miteinander teilten: Sie mussten sich wegen des grausamen Naziterrors in der Hitler-Zeit eine neue Heimat suchen. Das Leben eines Juden war in der Hitlerzeit nicht viel wert. Deshalb sahen die Emigranten die Rettung ihres Lebens als Geschenk an, das sie Zufällen zu verdanken hatten. Der Ochsen in den 1920er Jahren in Laupheim (Bild im e-book) Die Ochsen-Kulisse auf dem Studiogelände von Universal in Los Angeles (Bild im e-book) Doch bei unseren Begegnungen spürten wir, wie das Geschehene sie in ihrem Inneren noch wie ein Stachel schmerzte. Viele hatten ihre leidvollen Erfahrungen lange verdrängt. Für einige war es das erste Mal, dass sie sich gegenüber Deutschen der heutigen Generation öffneten. Stockend berichteten sie über ihre Erlebnisse und ihre Flucht in dieser schrecklichen Zeit. Für unser Zuhören waren sie sehr dankbar. Die starken emotionalen Ereignisse waren den Geretteten ebenso in ihr Gedächtnis eingebrannt wie ihre glücklichen Kindheitserlebnisse in ihrer Geburtsstadt. Tief betroffen erkannten wir, dass jeder der Emigrierten auch von nahen Verwandten berichten konnte, die es nicht mehr geschafft hatten, den Fängen der Nazi-Schergen zu entkommen. In den persönlichen Gesprächen mit den 70- bis 80-jährigen Zeitzeugen fühlten wir uns teilweise beklommen sprachlos, als sie von ihren einstigen Qualen in Deutschland sprachen. Jede einzelne dieser persönlichen Geschichten, die allesamt von unfassbarem Leid erzählten, hat uns aufgewühlt und sowohl bei mir als auch meinem Mann tiefe Eindrücke hinterlassen. Wir empfanden damals große Scham, Deutsche zu sein. Wie konnte es sein, dass so viele Deutsche so wenig Mitgefühl aufgebracht haben? Wo war die Menschlichkeit nur geblieben? Als Nachkriegskind hätte ich einige persönliche Fragen an meine eigenen Eltern gestellt, die jedoch bereits nicht mehr lebten. Wohin flohen die Nördlingers? Eine Begegnung, die sich besonders in unser Gedächtnis eingeprägt hat, war das einmalige Treffen mit Sophie Nördlinger in New York im August 1989 in ihrer Wohnung in Morning Side Heights, 411 West 115th Street, Apt.41. Im äußersten Norden von Manhattans, wo die George-Washington-Hängebrücke über den Hudson führt, liegt das Stadtviertel Washington Heights. In diesem Viertel, das auch unter dem Namen Frankfurt on the Hudson bekannt ist, siedelten sich jüdische Emigranten aus Deutschland und Österreich an, die vor der Nazi-Herrschaft geflüchtet waren. Einen ganz eigenen repräsentativen Charakter hatte die Nachbarschaft Morning Side Heights. Dort hat der Broadway seine Hausnummern in den Viertausendern. Die Straßen sind breit, kleine Grünanlagen angrenzend, eng bebaut mit Geschäfts- und Wohnhäusern, meist fünfgeschossig mit flach geneigten Dächern. An den rot-braunen Backsteinfassaden fallen die schnörkellosen Fenster- und Türverzierungen ebenso auf wie die aus Filmen bekannten, gusseisernen schwarzen Außennottreppen. In diesem Viertel gab es für die jüdischen Familien Wohnraum unterschiedlichster Größe. Zu den bekanntesten Bewohnern zählte Henry Kissinger, der amerikanische deutschstämmige Außenminister der USA in den Jahren 1973 bis 1977. Auch einige Laupheimer Familien wie die Sternscheins, Lewins, Obernauers und die Doch bei unseren Begegnungen spürten wir, wie das Geschehene sie in ihrem Inneren noch wie ein Stachel schmerzte. Viele hatten ihre leidvollen Erfahrungen lange verdrängt. Für einige war es das erste Mal, dass sie sich gegenüber Deutschen der heutigen Generation öffneten. Stockend berichteten sie über ihre Erlebnisse und ihre Flucht in dieser schrecklichen Zeit. Für unser Zuhören waren sie sehr dankbar. Die starken emotionalen Ereignisse waren den Geretteten ebenso in ihr Gedächtnis eingebrannt wie ihre glücklichen Kindheitserlebnisse in ihrer Geburtsstadt. Tief betroffen erkannten wir, dass jeder der Emigrierten auch von nahen Verwandten berichten konnte, die es nicht mehr geschafft hatten, den Fängen der Nazi-Schergen zu entkommen. In den persönlichen Gesprächen mit de…
Titel
Carl Laemmle und Sophie N.
Untertitel
Emigration und Reichspogromnacht - Begegnung mit einer Zeitzeugin-
Autor
EAN
9783981844498
Format
E-Book (pdf)
Altersempfehlung
8 bis 18 Jahre
Hersteller
Genre
Veröffentlichung
11.09.2018
Digitaler Kopierschutz
frei
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5.96 MB
Lesemotiv
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