»Georg hatte ein feines Gespür dafür, aus kleinsten Bemerkungen, ja einzelnen Worten, Unausgesprochenes, Hintergründiges herauszulesen, so ähnlich wie Archäologen einen Knochen finden und daraus die Gestalt des ganzen restlichen Menschen rekonstruieren. Das faszinierte und beunruhigte Claire zugleich.« Täglich bewertet Gerichtsgutachter Georg Förster seine Fälle: Mörder, Räuber, Drogensüchtige. Er weiß ihren Verfehlungen auf den Grund zu gehen. Er erstellt Diagnosen, Kriminalprognosen und begutachtet ihre Schuldfähigkeit. Von niemandem lässt er sich vorführen. Zu gut kennt er die Abgründe der menschlichen Psyche. Doch der kühle Georg wird aus der Bahn geworfen, als er mit einem neuen Gutachtenfall beauftragt wird: Ein Schönheitschirurg soll Frauen unter Drogen gesetzt und sie anschließend operiert haben. Für Georg wird der Fall schließlich zur emotionalen Achterbahnfahrt. Beruf und seine Beziehung zu der 17 Jahre jüngeren Claire werden infragestellt, als Claire entdeckt, dass er ein großes Geheimnis hat... Ein Kriminalroman. Eine fatale Beziehungsgeschichte. Ein Einblick in die Untiefen des Rechtssystems. __________________________________________________________________ Mehr zum Gerichtsgutachter: https://www.dergerichtsgutachter.de __________________________________________________________________ Der Gerichtsgutachter liest: alle Termine auf: https://www.dergerichtsgutachter.de/

Georg Schreiber wurde 1961 in Angermünde (Brandenburg) geboren und wuchs in Ostdeutschland auf. Er studierte an Universitäten in Jena, Leipzig, Berlin und in Cambridge/USA (Harvard). Er war als Psychologe u.a. als Dozent an der Freien Universität Berlin und leitender Psychologe einer Rehaklinik tätig, betrieb eine Praxis für Körperpsychotherapie und ist seit vielen Jahren selbstständiger Gerichtsgutachter. Er lebt in Mecklenburg.

Autorentext
Georg Schreiber wurde 1961 in Angermünde (Brandenburg) geboren und wuchs in Ostdeutschland auf. Er studierte an Universitäten in Jena, Leipzig, Berlin und in Cambridge/USA (Harvard). Er war als Psychologe u.a. als Dozent an der Freien Universität Berlin und leitender Psychologe einer Rehaklinik tätig, betrieb eine Praxis für Körperpsychotherapie und ist seit vielen Jahren selbstständiger Gerichtsgutachter. Er lebt in Mecklenburg.

Leseprobe
II
Harvard

Sommer. Georg und Claire flogen mit Air France über Paris nach Marseille. »Hast du deine Tavor schon genommen?«, fragte Georg, als sie die Sicherheitskontrolle in Tegel passierten.

»Nein, noch nicht«, antwortete Claire.

»Dann wäre es jetzt wirklich ein guter Zeitpunkt.«

»Ich weiß, ich will noch warten, ob es vielleicht diesmal ohne geht.«

»Und wieso sollte es diesmal ohne gehen? Das letzte Mal hast du eine Panikattacke bekommen, als wir gerade von Teneriffa abhoben. Erinnerst du dich noch? Die Stewardess musste sich mitten im Steigflug abschnallen und kam angerannt, weil sie dachte, du hättest eine Herzattacke. Dann hast du sie angelächelt und gesagt, es sei alles gut, du hättest nur Flugangst.«

»Könntest du bitte das Thema Flugangst fallenlassen? Ich finde das nicht besonders hilfreich!«

Als sie zum Start rollten, griff Claire nach Georgs Hand und nagelte sie an der Armlehne fest. »Ich glaube, ich nehme jetzt doch besser eine«, sagte sie mit Angst geweiteten Augen. Sie sah blass aus und atmete schnell und stoßweise.

»Na dann aber schnell, dann wirkt sie vielleicht wenigstens bei der Landung. Wo hast du sie denn?«

»Vorne in meiner Handtasche. Gib sie mir! Ich bin so aufgeregt.«

»Dann musst du aber meine Hand loslassen.« - Claire gab Georgs Hand frei. Er kramte das gelbweiße Plastikröhrchen aus ihrer Tasche und steckte ihr eine der winzig kleinen Pillen in den Mund.

»Ich hab so einen trockenen Mund, ich kann nicht schlucken! Hast du noch Wasser?«

»Nein, das mussten wir ja vor der Sicherheitskontrolle abgeben.«

»Dann spuck mir in den Mund!«

In Charles de Gaulle stiegen sie um. Das Flugzeug juckelte gemütlich zum Start. »Ich halt das nicht aus!«, Claire war außer sich.

»Was ist denn nun schon wieder?! Die Pille müsste doch eigentlich noch wirken?«

»Die Musik! Das ist die Musik aus Spiel mir das Lied vom Tod.«

»Wirklich? - Ja, du hast recht. Hm. Die Franzosen haben einen etwas anderen Humor.«

»Das ist nicht lustig!«

Georg gab der Stewardess, die durch den Gang patrouillierte, ein Zeichen. »Entschuldigen Sie, könnten Sie vielleicht eine andere Musik einlegen? Meine Freundin hat Flugangst«, sagte er auf Englisch.

»Aber was ist mit der Musik? Das ist doch eine sehr schöne Melodie, alle Leute lieben sie.«

»Das ist die Titelmusik von Spiel mir das Lied vom Tod. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«

»Aber nein! Das ist C'era una volta il West - Once upon a time in the West.«

»Wie dem auch sei. Könnten Sie die Musik abstellen oder wechseln? Sie bekommt meiner Freundin nicht: Sie bekommt davon noch mehr Angst - Panik!«

»Ich bedaure, mein Herr. Das tut mir leid für Ihre Freundin.«

Kaum hatten sie in Marignane aufgesetzt, das Flugzeug hatte die Landebahn noch nicht verlassen, ging es Claire wieder gut. Auf dem Platz vor dem Terminal holten sie ihr Mietauto ab.

»Gib mal her«, sagte Georg zu Claire und nahm ihr ihre Reisetasche ab.

»Wieso packst du alles in den Kofferraum? Wir haben doch genug Platz im Auto.«

»Ich glaube, es ist besser so. Wir sind hier in Südfrankreich; man muss die Diebe ja nicht noch anlocken.« Und als Claire ihn ungläubig und leicht genervt ansah, fügte er hinzu: »Hab ich im Reiseführer gelesen.«

Nach dreißig Kilometern hielten sie in Aix-en-Provence, um ein wenig umherzuwandeln und einen Kaffee zu trinken. Als sie ausstiegen, fiel Claire ein, dass ihre Kamera in ebenjener Tasche lag, die Georg in den Kofferraum gepackt hatte.

»Brauchst du die Kamera denn wirklich? Wir sind doch gleich wieder zurück.«

»Ich hätte sie halt gerne bei mir; es ist Urlaub.«

»Ich will nicht, dass jemand sieht, was wir alles im Kofferraum hab

Titel
Der Gerichtsgutachter
Untertitel
Roman
EAN
9783958941731
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
28.02.2021
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
0.26 MB
Anzahl Seiten
332
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet
Auflage
1. Aufl.
Lesemotiv