In einem abgelegenen, verschneiten Hotel in den Bergen hat Star-Regisseur Alan DeLucca seine Crew versammelt. Er will ein paar Einstellungen seines neuesten Films drehen, in dem Annie die Hauptrolle ergattert hat. Nur ein Wermutstropfen trübt ihr Glück: Der charismatische DeLucca erweist sich ihren Annäherungsversuchen gegenüber als resistent, schließlich ist er verheiratet. Doch bald hat Annie weitaus ernstere Probleme, denn DeLucca wird ermordet und Annie steht als Hauptverdächtige da. Adieu Romantik. Adieu Filmkarriere. Stattdessen versucht Annie zusammen mit einem alten Freund, dem Ex-Cop Sonny, Licht ins Dunkel zu bringen.Einen weiteren Fall löst Annie McGrogan in Auf immer und ewig (dt. von Mechthild Sandberg-Ciletti).
Autorentext
Leseprobe
1 Da stehe ich. Im Büro meines Lovers. Es ist kein besonders tolles Büro. Ich wünschte, ich könnte sagen, er ist auch kein besonders toller Lover. Aber das stimmt nicht. Das Büro sieht aus wie das typische Büro eines Privatdetektivs. Gewerberäume mit langfristigem Mietvertrag in Midtown Manhattan. Er ist auswärts gewesen. Behauptet er wenigstens. Wegen eines Jobs. Detektive verlassen die Stadt wegen Jobs. Sie haben merkwürdige Arbeitszeiten. Jede Menge Nächte. Das weiß ich. Was ihm jede Menge Gelegenheiten bietet zu Affären. Ich habe darauf gewartet, dass es passiert. Oder vielleicht sollte ich besser sagen, ich habe darauf gewartet, dass mich irgendwas mit der Nase darauf stößt, damit ich nicht länger meine angeborene Skepsis ausschalte. Warten ist eigentlich nicht das richtige Wort. Warten impliziert Erwartung, eine gewisse Vorfreude. Fürchten? Befürchtung? Ein ungutes Gefühl haben? Argwöhnen? Außerdem warte ich auf seine Rückkehr. Von auswärts. Falls er tatsächlich dort ist. So lautet einer seiner Lieblingssprüche er lässt ihn nicht mehr fallen, wenn ich dabei bin. Wann hat er eigentlich damit aufgehört? In dem Moment, als der Witz nicht mehr komisch war? Wenn ich diesen Augenblick bestimmen könnte, wüsste ich dann mehr über das, was ich gar nicht wissen will? »Weniger als fünf Minuten und außerhalb der Stadt zählt nicht.« Für so eine Konfrontation bin ich nicht passend angezogen. Hätte ich es gewusst, was hätte ich getragen? Irgendwas Provokatives und Verführerisches? Oder hätte ich mich für strenge Schlichtheit entschieden aber trotzdem vorteilhaft und wettbewerbsfähig? Instinktiv überprüfe ich Frisur und Make-up. Dann geht die Tür auf, und er kommt rein. Was werde ich sagen? Was werden die ersten Worte aus meinem Mund sein? »Hallo, Liebling, ich freu mich ja sooo, dass du zurück bist, ich hab dich schrecklich vermisst.« Oder wie wär's mit: »Du falscher Hund, verschwinde aus meinem Leben « Fast wünsche ich, er wäre nur ein Mann für eine Nacht oder fünf oder sonst wie als Teilzeitaffäre geeignet, dann könnte ich ihn nämlich locker sausenlassen. Aber so ist das nicht. Er taucht nicht einfach auf, legt den Kopf auf mein Kissen und stellt die Stiefel unter mein Bett. Er lebt in meinem Leben. Die Schränke sind voll mit seinem Kram. Mein Leben ist voll mit seinem Kram. Und mein Sohn, der nicht sein Sohn ist, hängt an ihm. Ich könnte sagen: »Du hast mich belogen.« Aber nichts dergleichen. Raus kommt's folgendermaßen: »Ich hab was getan, das ich besser nicht hätte tun sollen.« Fangen wir so an. Ich will nicht, dass die Art und Weise, wie ich es herausgefunden habe, zum Thema wird. Weil das unwichtig ist und nichts zur Sache tut. Oder bin ich zu wenig auf Konfrontationskurs? Wäre ich ein Typ, würde ich ihm dann einfach eine vor den Latz knallen, sobald er durch die Tür kommt? »Oh«, sagt er. Neutral. Die Rädchen in seinem Hirn beginnen sich zu drehen. »Jedenfalls hab ich mir Sorgen gemacht «, sage ich und erkläre, wie's dazu kam. Auch wenn der Beweis, der Gegenstand selbst, dort steht: ein kantiger Plastikklumpen auf dem Schreibtisch neben uns. »Du hast nicht angerufen. Du warst nicht im Hotel. In dem, wo du übernachten wolltest.« »Hm, hm«, macht er. Weiß er, was kommt? Sehe ich da Schuldgefühle in seinen Augen sehe, oder sammelt er einfach nur Energie, um besser zu lügen und zu leugnen? »Ich bin hergekommen«, erkläre ich. »Ich verstehe«, behauptet er. Cool und männlich. Logisch und Beweismaterial sammelnd. Ich gestehe es. »Ich hab deinen Anrufbeantworter abgehört.« Die Bombe. »Ja, und?« »Du weißt, was ich gehört habe.«. Ich kann einfach nicht fassen, wie er reagiert. Zero. Mr. Cool. Er mauert. Und schüttelt verneinend den Kopf. Als wüsste er's nicht. Kann es sein, dass er es nicht weiß? »Du hast deine Nachrichten noch nicht abgehört?« Wieder schüttelt er den Kopf. Noch mehr Nein. Es platzt aus mir heraus: »Ich wünschte, ich wäre nie hergekommen.« Aber was empfinde ich dabei? Ich empfinde ungefähr acht Sachen gleichzeitig, und das meiste davon passt nicht zusammen. »Was ist denn drauf?«, fragt er. Ich weiß nicht, ob er's weiß oder nicht. Aber die Problemlöser-Nummer beherrscht er gut. Das ist wieder eine seiner logischen Untersuchen-wir-das-Beweismaterial-genau-wie-vor-Gericht-Arien. Ein Trick, um Emotionen zu dämpfen und Situationen in den Griff zu bekommen. Ich antworte nicht. Wir sehen beide den Anrufbeantworter an. Er geht hinüber. Der Augenblick ist geladen und die Spannung wächst. Beinahe zögert er. Dann drückt er auf die Wiedergabetaste. Wir hören das Band zurückspulen, mit der Wiedergabe beginnen, dann kommt dieser Moment, unmittelbar, bevor eine Stimme einsetzt. In diesem Moment atmen wir beide nicht. »Ich mag diese Dinger nicht«, erklingt die Stimme seiner Mutter. Eine komische Antiklimax, haha, überhaupt nicht komisch für mich, ich hab vergessen, dass diese Nachricht auch noch drauf war. Er sieht mich an, hebt eine Augenbraue, als wollte er sagen: »Ist das die problematische Nachricht?« Er weiß, dass sie's nicht ist. »Bitte, ruf deine Mutter an«, sagt die Maschine. Das Band dreht sich weiter. Eine Nachricht von seinem Onkel. Noch eine Antiklimax. Wenn er jetzt grinst, explodiere ich. Würde zu ihm passen. Wenn ich die Nerven verliere, kann er ruhig werden. Hysterische Frau, logischer Mann wir wissen, wer gewinnt. »Oh, Tony«, ihre Stimme, lechzend, honigsüß. »Bitte, ruf mich an. Bitte. Sobald du zurück bist. Ich muss mit dir reden, dich sehen.« »Aha«, sagt er. Ich wusste es. Cool. Nichts passiert. »Was läuft hier?«, frage ich mit der gleichen Coolness, lasse aber keinen Zweifel daran, dass mir diese Info nicht reicht. »Nichts«, sagt er. Ja, genau. »Lüg mich nicht an. Ich kann alles ertragen, nur keine Lügen.« »Ich bitte dich«, sagt er, »ich habe eine Klientin. Sie neigt zur Hysterie. Sie hasst ihre Mutter « Als ob mich ihre Probleme interessieren würden. Ich weiß, wer sie ist. Und ich weiß zwei Dinge über sie. Beide gefallen mir nicht. Sie ist jünger als ich, und sie hat eine Menge Geld. Und noch etwas, egal, was er sagt: Sie will meinen Mann. »Die Frau hat ein schlechtes Gewissen wegen ihrem Vater «, plappert er weiter. »Sie misstraut ihren Anwälten und hat das Gefühl, außer mir keinem Menschen auf der Welt trauen zu können. Deshalb klingt sie so. Und ich werde sehr gut bezahlt. Das Dreifache von dem, was ich von manchen der Arschlöcher kriege, für die ich sonst arbeite.« »Wenn du nicht ehrlich bist, wenn du mir nicht die Wahrheit sagst, dann haben wir nichts. Ich will die Wahrheit.« »Auch, wenn ich untreu bin?« »Bist du denn? Ich will die Wahrheit hören.« »Was, wenn ich gestehe, dass ich sie ficke?« »Dann sage ich: Pack deine Koffer, verpiss dich aus meinem Haus und bums dir deinen kleinen Schwanz ab.« »Schön«, entgegnet er. »Das werde ich tun.« Dann fängt er an, sein Hemd aufzuknöpfen. Was soll das? Unsere Beziehung basiert nicht auf seinen Br…
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Gillian B. Farrell ist Schauspielerin, Gründerin des Woodstock Actor's Theatre und hat auch selbst Erfahrungen als Detektivin gesammelt. In ihren bislang zwei Romanen führt sie diese beiden Welten auf überzeugende und höchst originelle Weise zusammen. Sie lebt mit ihrem Mann Larry Beinhart in Woodstock, New York.
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1 Da stehe ich. Im Büro meines Lovers. Es ist kein besonders tolles Büro. Ich wünschte, ich könnte sagen, er ist auch kein besonders toller Lover. Aber das stimmt nicht. Das Büro sieht aus wie das typische Büro eines Privatdetektivs. Gewerberäume mit langfristigem Mietvertrag in Midtown Manhattan. Er ist auswärts gewesen. Behauptet er wenigstens. Wegen eines Jobs. Detektive verlassen die Stadt wegen Jobs. Sie haben merkwürdige Arbeitszeiten. Jede Menge Nächte. Das weiß ich. Was ihm jede Menge Gelegenheiten bietet zu Affären. Ich habe darauf gewartet, dass es passiert. Oder vielleicht sollte ich besser sagen, ich habe darauf gewartet, dass mich irgendwas mit der Nase darauf stößt, damit ich nicht länger meine angeborene Skepsis ausschalte. Warten ist eigentlich nicht das richtige Wort. Warten impliziert Erwartung, eine gewisse Vorfreude. Fürchten? Befürchtung? Ein ungutes Gefühl haben? Argwöhnen? Außerdem warte ich auf seine Rückkehr. Von auswärts. Falls er tatsächlich dort ist. So lautet einer seiner Lieblingssprüche er lässt ihn nicht mehr fallen, wenn ich dabei bin. Wann hat er eigentlich damit aufgehört? In dem Moment, als der Witz nicht mehr komisch war? Wenn ich diesen Augenblick bestimmen könnte, wüsste ich dann mehr über das, was ich gar nicht wissen will? »Weniger als fünf Minuten und außerhalb der Stadt zählt nicht.« Für so eine Konfrontation bin ich nicht passend angezogen. Hätte ich es gewusst, was hätte ich getragen? Irgendwas Provokatives und Verführerisches? Oder hätte ich mich für strenge Schlichtheit entschieden aber trotzdem vorteilhaft und wettbewerbsfähig? Instinktiv überprüfe ich Frisur und Make-up. Dann geht die Tür auf, und er kommt rein. Was werde ich sagen? Was werden die ersten Worte aus meinem Mund sein? »Hallo, Liebling, ich freu mich ja sooo, dass du zurück bist, ich hab dich schrecklich vermisst.« Oder wie wär's mit: »Du falscher Hund, verschwinde aus meinem Leben « Fast wünsche ich, er wäre nur ein Mann für eine Nacht oder fünf oder sonst wie als Teilzeitaffäre geeignet, dann könnte ich ihn nämlich locker sausenlassen. Aber so ist das nicht. Er taucht nicht einfach auf, legt den Kopf auf mein Kissen und stellt die Stiefel unter mein Bett. Er lebt in meinem Leben. Die Schränke sind voll mit seinem Kram. Mein Leben ist voll mit seinem Kram. Und mein Sohn, der nicht sein Sohn ist, hängt an ihm. Ich könnte sagen: »Du hast mich belogen.« Aber nichts dergleichen. Raus kommt's folgendermaßen: »Ich hab was getan, das ich besser nicht hätte tun sollen.« Fangen wir so an. Ich will nicht, dass die Art und Weise, wie ich es herausgefunden habe, zum Thema wird. Weil das unwichtig ist und nichts zur Sache tut. Oder bin ich zu wenig auf Konfrontationskurs? Wäre ich ein Typ, würde ich ihm dann einfach eine vor den Latz knallen, sobald er durch die Tür kommt? »Oh«, sagt er. Neutral. Die Rädchen in seinem Hirn beginnen sich zu drehen. »Jedenfalls hab ich mir Sorgen gemacht «, sage ich und erkläre, wie's dazu kam. Auch wenn der Beweis, der Gegenstand selbst, dort steht: ein kantiger Plastikklumpen auf dem Schreibtisch neben uns. »Du hast nicht angerufen. Du warst nicht im Hotel. In dem, wo du übernachten wolltest.« »Hm, hm«, macht er. Weiß er, was kommt? Sehe ich da Schuldgefühle in seinen Augen sehe, oder sammelt er einfach nur Energie, um besser zu lügen und zu leugnen? »Ich bin hergekommen«, erkläre ich. »Ich verstehe«, behauptet er. Cool und männlich. Logisch und Beweismaterial sammelnd. Ich gestehe es. »Ich hab deinen Anrufbeantworter abgehört.« Die Bombe. »Ja, und?« »Du weißt, was ich gehört habe.«. Ich kann einfach nicht fassen, wie er reagiert. Zero. Mr. Cool. Er mauert. Und schüttelt verneinend den Kopf. Als wüsste er's nicht. Kann es sein, dass er es nicht weiß? »Du hast deine Nachrichten noch nicht abgehört?« Wieder schüttelt er den Kopf. Noch mehr Nein. Es platzt aus mir heraus: »Ich wünschte, ich wäre nie hergekommen.« Aber was empfinde ich dabei? Ich empfinde ungefähr acht Sachen gleichzeitig, und das meiste davon passt nicht zusammen. »Was ist denn drauf?«, fragt er. Ich weiß nicht, ob er's weiß oder nicht. Aber die Problemlöser-Nummer beherrscht er gut. Das ist wieder eine seiner logischen Untersuchen-wir-das-Beweismaterial-genau-wie-vor-Gericht-Arien. Ein Trick, um Emotionen zu dämpfen und Situationen in den Griff zu bekommen. Ich antworte nicht. Wir sehen beide den Anrufbeantworter an. Er geht hinüber. Der Augenblick ist geladen und die Spannung wächst. Beinahe zögert er. Dann drückt er auf die Wiedergabetaste. Wir hören das Band zurückspulen, mit der Wiedergabe beginnen, dann kommt dieser Moment, unmittelbar, bevor eine Stimme einsetzt. In diesem Moment atmen wir beide nicht. »Ich mag diese Dinger nicht«, erklingt die Stimme seiner Mutter. Eine komische Antiklimax, haha, überhaupt nicht komisch für mich, ich hab vergessen, dass diese Nachricht auch noch drauf war. Er sieht mich an, hebt eine Augenbraue, als wollte er sagen: »Ist das die problematische Nachricht?« Er weiß, dass sie's nicht ist. »Bitte, ruf deine Mutter an«, sagt die Maschine. Das Band dreht sich weiter. Eine Nachricht von seinem Onkel. Noch eine Antiklimax. Wenn er jetzt grinst, explodiere ich. Würde zu ihm passen. Wenn ich die Nerven verliere, kann er ruhig werden. Hysterische Frau, logischer Mann wir wissen, wer gewinnt. »Oh, Tony«, ihre Stimme, lechzend, honigsüß. »Bitte, ruf mich an. Bitte. Sobald du zurück bist. Ich muss mit dir reden, dich sehen.« »Aha«, sagt er. Ich wusste es. Cool. Nichts passiert. »Was läuft hier?«, frage ich mit der gleichen Coolness, lasse aber keinen Zweifel daran, dass mir diese Info nicht reicht. »Nichts«, sagt er. Ja, genau. »Lüg mich nicht an. Ich kann alles ertragen, nur keine Lügen.« »Ich bitte dich«, sagt er, »ich habe eine Klientin. Sie neigt zur Hysterie. Sie hasst ihre Mutter « Als ob mich ihre Probleme interessieren würden. Ich weiß, wer sie ist. Und ich weiß zwei Dinge über sie. Beide gefallen mir nicht. Sie ist jünger als ich, und sie hat eine Menge Geld. Und noch etwas, egal, was er sagt: Sie will meinen Mann. »Die Frau hat ein schlechtes Gewissen wegen ihrem Vater «, plappert er weiter. »Sie misstraut ihren Anwälten und hat das Gefühl, außer mir keinem Menschen auf der Welt trauen zu können. Deshalb klingt sie so. Und ich werde sehr gut bezahlt. Das Dreifache von dem, was ich von manchen der Arschlöcher kriege, für die ich sonst arbeite.« »Wenn du nicht ehrlich bist, wenn du mir nicht die Wahrheit sagst, dann haben wir nichts. Ich will die Wahrheit.« »Auch, wenn ich untreu bin?« »Bist du denn? Ich will die Wahrheit hören.« »Was, wenn ich gestehe, dass ich sie ficke?« »Dann sage ich: Pack deine Koffer, verpiss dich aus meinem Haus und bums dir deinen kleinen Schwanz ab.« »Schön«, entgegnet er. »Das werde ich tun.« Dann fängt er an, sein Hemd aufzuknöpfen. Was soll das? Unsere Beziehung basiert nicht auf seinen Br…
Titel
Die Muse des Mörders
Untertitel
Ein Fall für Annie McGrogan 2
Autor
Editor
Übersetzer
EAN
9783945684429
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Veröffentlichung
01.09.2023
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
244
Auflage
1., überarbeitete eBook-Auflage
Lesemotiv
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