Die konfliktreichen Etappen der psychodynamischen Psychotherapie stellt Günter Gödde in Form eines umfassenden Panoramas ihrer Geschichte dar. Auf der Basis einer historischen Grundlegung zeichnen sich Möglichkeiten zu einer aktuellen Bestandsaufnahme und zukünftigen Perspektiven ihrer Entwicklungsfähigkeit ab.

Die psychodynamische Psychotherapie durchläuft seit ihren Anfängen im psychoanalytischen Standardverfahren eine spannungsreiche Entwicklung. In den vielfältigen Auseinandersetzungen zwischen der tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Psychotherapie sowie im Verhältnis zur Verhaltenstherapie stellt ihr weites Spektrum die Frage nach einer historischen Einordnung, einer aktuellen Bestandsaufnahme sowie einem perspektivischen Ausblick. Günter Gödde erweitert die praktischen Dimensionen psychodynamischer Psychotherapie um eine richtungsweisende theoretische Grundlegung: In plastischer Weise legt er dazu die Wende von einem neurologischen zu einem psychodynamischen Paradigma psychischer Prozesse dar und zeigt anschaulich, wie sich nach Freuds Tod schrittweise eine Pluralität diverser Therapiekonzeptionen entwickelte und wie Konzepte der Intersubjektivität und der therapeutischen Lebenskunst für neue Akzente sorgten. Göddes historisches Nachzeichnen dieser Entwicklungslinien psychodynamischer Psychotherapie setzt schließlich zentrale Wegmarken für eine zukunftsorientierte und selbstbewusste Therapiepraxis.

Gestern - heute - morgen: Die Wandlungsfähigkeit der psychodynamischen Psychotherapie

Autorentext
Günter Gödde ist psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis, Dozent, Supervisor, Lehrtherapeut und Leiter des Schwerpunkts Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie an der Berliner Akademie für Psychotherapie. Arbeitsschwerpunkte: Theorie, Praxis und Ausbildung der psychodynamischen Psychotherapie, Geschichte und Kulturtheorie der Psychoanalyse, Ideengeschichte des Unbewussten, Verhältnis von Psychoanalyse und Philosophie sowie von Therapeutik und Lebenskunst. Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher. Mitherausgeber der Buchreihe Schriften zur kritischen Lebenskunst". Letzte Buchveröffentlichungen: »Unbewusstes« (mit M.B. Buchholz, 2011); »Der Besen, mit dem die Hexe fliegt. Wissenschaft und Therapeutik des Unbewussten« (2 Bde., Mithg. mit M.B. Buchholz, 2012); »Takt und Taktlosigkeit« (Mithg. mit J. Zirfas, 2012); »Lebenskunst im 20. Jahrhundert. Stimmen von Philosophen, Künstlern und Therapeuten« (Mithg. mit J. Zirfas, 2014); »Nietzsche und die Lebenskunst« (Mithg. mit J. Zirfas, 2016); »Therapeutik und Lebenskunst« (mit J. Zirfas, 2016); »Die therapeutische Beziehung in der psychodynamischen Psychotherapie« (Mithg. mit S. Stehle, 2016); »Mit dem Unbewussten arbeiten« (2018); »Kritische Lebenskunst« (Mith. mit J. Zirfas, 2018); »Kritische Lebenskunst«. Themenheft von Psychosozial 162 (Mithg. mit J. Zirfas und H.-J. Wirth, 2020); »Therapieziel Selbstsorge« (mit J. Zirfas, 2021); »Entwicklungslinien psychodynamischer Psychotherapie« (2021); »Supervision in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie« (mit A. Bergner und G. Kurz, 2022); »Psychodynamisch denken lernen« (Mithg. mit E. Püschel und S. Schneider, 2022).

Inhalt
Einleitung Teil I: Die Anfänge psychoanalytischer Psychotherapie und ihre Nachwirkungen Teil II: Der Wechsel zur »Zwei-Personen-Psychologie« und zum intersubjektiven Paradigma Teil III: Das therapeutische Konzept der »Lebenskunst« eine neue Perspektive Teil IV: Zu Gegenwart und Zukunft der psychodynamischen Psychotherapie Teil I Die Anfänge psychoanalytischer Psychotherapie und ihre Nachwirkungen 1. Der Weg zur Konzeption des »dynamisch Unbewussten« Charcots neurologisches Paradigma der Hysterie Pierre Janets psychologische Annäherung an unbewusste Prozesse Breuers Beitrag zur Hysterie-Forschung und seine Grenzen Die Wende vom neurologischen zum psychologischen Paradigma Freuds Weichenstellung zur Psychologie des Unbewussten 2. Von der kathartischen Therapiemethode zum psychoanalytischen Verfahren Die Anfänge der modernen Psychotherapie Das Ursprungsmodell einer kathartischen Psychotherapie Jacob Bernays' Katharsis-Interpretation als Basis fur das kathartische Therapiemodell Die Grundregeln freier Assoziation und gleichschwebender Aufmerksamkeit Der Übergang von einer »ekstatischen« zu einer »asketischen« Methode Das Fortwirken des Heilfaktors Katharsis bei Ferenczi und seinen Nachfolgern Vom »Rapport« zur »Übertragung« Phänomene intensiver Gefuhlsbeziehung 3. Freuds Therapie-Metaphern und ihre Botschaften Zur Bedeutung der Metaphern des therapeutischen Erkennens Therapie-Metaphern in den Fruhschriften zur Hysterie Therapie-Metaphern in den Schriften zur Behandlungstechnik Therapie-Metaphern aus verschiedenen kulturellen Sphären Therapie-Metaphern im Wandel open to revision Zwischenfazit I: Zur Aktualität von Sigmund Freud Teil II Der Wechsel zur »Zweipersonen-Psychologie« und zum intersubjektiven Paradigma 4. Die Weichenstellung zur therapeutischen Beziehung als zentralem Therapiefokus Zur Polarität von »Einsichts-« und »Erlebnistherapie« Von der intrapsychischen Konzeption des Unbewussten zum Beziehungsparadigma Wende zum sozial-konstruktivistischen Paradigma der Übertragung Die Bedeutung der Bindungs-, Mentalisierungs-, Säuglings- und Kleinkindforschung fur die intersubjektive Orientierung Weitere Entwicklungsschritte zum intersubjektiven Paradigma Wechselseitige Anerkennung als intersubjektives Konzept Zur Pluralität der psychodynamischen Konzepte 5. Der Takt als emotionaler Beziehungsregulator im therapeutischen Prozess Der therapeutische Takt ein Randthema im öffentlichen Diskurs Der therapeutische Takt als Basiskompetenz der Deutungs- und Beziehungskunst Empathie-Mängel im Kontext der »psychoanalytischen Situation« Taktprobleme in der Therapeut-Patient-Beziehung aus intersubjektiver Sicht Stufen der emotionalen Annäherung und Beziehungsgestaltung im therapeutischen Prozess Familienähnlichkeit zwischen Takt und »Handhabung der Übertragung« Der Takt als emotionaler Beziehungsregulator Auseinandersetzung mit ethischen Maßstäben 6. Zwei Fälle von Depression und Unsicherheit aus therapeutischer Sicht Erste Eindrucke von beiden Patienten Lebensgeschichtliche Aspekte Einschätzung der Unterschiede Erfahrungen in der Therapie Vergleich in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht Der anthropologische Grundkonflikt zwischen Selbst- und Objektbezogensein Zwischenfazit II: Zur Bedeutung der intersubjektiven Wende Teil III Das therapeutische Konzept der »Lebenskunst« eine neue Perspektive 7. Lebenskunst als »implizites Konzept« der psychodynamischen Psychotherapie Der aktuelle Diskurs uber Lebenskunst Die Kluft zwischen Theorie und Praxis in der psychodynamischen Psychotherapie Behandlungstechnik versus Behandlungskunst Fall-Konstellationen Die implizite Verwendung von Lebenskunst-Konzepten in der psychodynamischen Psychotherapie Implizite Lebenskunstkonzepte des Therapeuten ein Fallbeispiel Nähe zur existenziellen Psychotherapie 8. Erinnern und Vergessen als therapeutische Lebenskunst Freuds Fokussierung auf das Erinnern Nietzsches Fokussierung auf das Vergessen Kunst des Erinnerns und Vergessens in der Psychotherapie Ein therapeutisches Zwei-Stufen-Modell von Erinnern und Vergessen 9. Selbstsorge in der psychodynamischen Therapie ein Fallbeispiel Erschutterung des Selbst durch eine Krise Lebensgeschichtlicher Ruckblick Exploration und Experiment in der Therapie Erweiterung der Optionen und Vorbereitung einer Wahl Umsetzung in die Lebenspraxis Integration in einen neuen Lebensentwurf Bezuge zu einer »kritischen Lebenskunst« Zwischenfazit III: Zur therapeutischen Relevanz des Lebenskunstkonzepts Teil IV Zu Gegenwart und Zukunft der psychodynamischen Psychotherapie 10. Zur wissenschaftlichen und philosophischen Orientierung in der psychodynamischen Therapie Das Problemfeld Wissenschaft Szientismus versus Hermeneutik Psychologie als »empirische Geisteswisse…
Titel
Entwicklungslinien psychodynamischer Psychotherapie
Untertitel
Historische Orientierung, aktuelle Situation und zukünftige Perspektiven
EAN
9783837978001
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
01.08.2021
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
4.87 MB
Anzahl Seiten
336
Auflage
1. Auflage 2021
Lesemotiv