Ihr altes Leben hinter sich lassend versucht Chiara in Basel einen Neuanfang. Sie lernt die Kunstmalerin Regina kennen, die sich nach bitteren Erfahrungen in ihrer Villa einigelt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fühlt sich Regina zu Chiara hingezogen, doch das unbeschwerte Zusammensein währt nur kurz - alte Erinnerungen plagen Regina, sie zieht sich zurück. Kann Chiara die nötige Geduld aufbringen, um die Mauer, die Regina um ihr Herz gebaut hat, niederzureißen?

Leseprobe
6

" S ie haben einen guten Geschmack", sagte Regina, während ihr Blick über den Fluss schweifte, der im Lichte des Sonnenuntergangs glitzerte.

Chiara lächelte und griff nach dem Weinglas. "Zum Wohl. Auf einen schönen Abend."

Regina erhob ebenfalls das Glas. "Auf einen schönen Abend und danke, dass Sie mich begleiten."

Chiara trank einen Schluck Rotwein und betrachtete ihr Gegenüber mit einem warmen Blick.

Regina lächelte. "Was geht Ihnen durch den Kopf?"

"Na ja." Chiara schmunzelte und verzog die Lippen. "Wenn Sie mich so direkt fragen . . ." Sie räusperte sich. "Seit wir uns verabredet haben, frage ich mich, was wohl auf mich zukommt."

"Ich hoffe", Regina nahm einen Schluck und blinzelte sie über das Glas hinweg an, "dass ich Sie nicht wieder ins Krankenhaus bringen muss."

Chiara lachte laut auf. "Na, das hoffe ich doch auch!"

"Schon komisch, wie wir uns kennengelernt haben", fuhr Regina nachdenklich fort. "Ich habe schon von Überfällen an Geldautomaten gehört, aber noch nie einen gesehen. Aber als ich Sie da liegen sah, blutend . . ." Sie schüttelte den Kopf. "So etwas hätte ich mir nicht vorstellen können."

"Ich auch nicht", sagte Chiara. "Ich habe mir davor nie Gedanken darüber gemacht, dass so etwas passieren könnte." Sie beugte sich vor. "Jedenfalls finde ich es sehr nett, dass Sie mich nicht dort liegengelassen haben."

"Sie hätten eine Gehirnerschütterung haben können oder Schlimmeres." Regina zuckte die Schultern. "Das hätte jeder getan."

"Die meisten hätten vermutlich die Polizei gerufen oder einen Krankenwagen", widersprach Chiara. "Und sich dann aus dem Staub gemacht."

Regina lächelte schief. "Ich weiß nicht, was die meisten tun. Ich fürchte, ich bin nicht so wie die meisten."

Das allerdings, dachte Chiara. Du bist etwas ganz Besonderes. Wieder spürte sie dieses Kribbeln. Sie konnte es nicht verhindern. "Das ist ein Glück", sagte sie. "Eine Malerin -" Sie brach ab und dachte an Reginas Wutausbruch mit dem Bild.

"Eine Malerin ist auch nur ein Mensch", erwiderte Regina, als ob sie ihre Gedanken gelesen hätte. "Mit allen Fehlern und Schwächen."

"Lass uns nicht mehr darüber reden. Oh, Entschuldigung -" Chiara verzog betreten das Gesicht. "Lassen Sie . . ."

"Ist schon gut." Regina lachte und schaute Chiara kritisch an. "Hast du etwa Angst vor mir?" Ihr Blick wurde ernst. "Ich verstehe", seufzte sie. "Bis jetzt hat jede Unterhaltung zwischen uns in einem Desaster geendet." Sie lächelte sanft. "Auf das Du und einen wunderschönen Abend." Chiara zuprostend hob sie ihr Glas.

Es wurde dunkel, das Kerzenlicht schenkte der Terrasse ein sinnliches Ambiente, und das Wasser schimmerte nun im Mondlicht.

"Das Essen ist himmlisch und der Wein göttlich." Regina lehnte sich entspannt zurück.

"Dann sind wir wohl im Himmel", ergänzte Chiara lächelnd. Sie betrachtete Regina und genoss den Anblick.

"Könnte sein." Regina wandte ihr das Gesicht zu. "So genau kenne ich mich da nicht aus."

Für Chiara hätte die Zeit stehenbleiben können. Sie fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Sie wusste nicht genau, was sie erwartet - oder befürchtet - hatte, aber im Moment lernte sie Regina von einer ganz anderen Seite kennen, einer, die ihr sehr gefiel. So konnte es bleiben.

Nach einer Weile beschlossen sie, das Restaurant zu verlassen, und Regina schlug vor, den Abend mit einem Spaziergang ausklingen zu lassen. Ein paar Minuten spazierten sie wortlos nebeneinander her.

"Chiara."

"Ja?" Chiara blickte in Reginas Augen, die ihr so nah wie nie zuvor waren.

"Danke für den wundervollen Abend", sagte Regina mit sanfter Stimme.

Chiaras Augen wollten sich gar nicht mehr von Reginas lösen.

"Ach wie schön . . ." Regina blic
Titel
Vertrauen ist ein zerbrechliches Geschenk
Untertitel
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet
EAN
9783956091650
ISBN
978-3-95609-165-0
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
05.01.2016
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
0.58 MB
Anzahl Seiten
240
Jahr
2016
Untertitel
Deutsch
Lesemotiv