M. Kommerell hat in seiner einflussreichen Studie Jean Paul die Fähigkeit zur Weltgestaltung abgesprochen. Im vorliegenden Band werden in 23 Aufsätzen neue Seiten des Werks entdeckt: die Welthaltigkeit und Modernität seines Erzählens, die sich in der Rezeption spiegelt. Durch ausgedehnte Lektüre zeitgenössischer Texte und ihre Aufbereitung in unzähligen Exzerptenheften gelingt es Jean Paul, ein Zeitpanorama voller psychologischer wie soziologischer Einsichten zu entwerfen. Die Welthaltigkeit zeigt sich in der akribischen Charakterisierung der vorrevolutionären zeitgenössischen Stadtgesellschaften um 1800 und ihrer theologischen und philosophischen Diskurse, was Niklas Luhmann zu zahlreichen Zitaten motiviert hat. Jean Pauls avantgardistisches Erzählen speist sich aus der Vielfalt der enzyplodädischen Stimmen, mit denen der subjektive Autor durch witzige Kombinatorik sich selbst und seine Welt konstruiert. Aus dem Geist der Naturwissenschaft schafft er z.B. mit der Maschine, der Sternenwelt und der Perle Vorbilder für eine neue Metaphorik, welche die Figuren und ihre Aktionen erklärend oder satirisch kommentiert.

Autorentext

Prof. (em.) Dr. Hans Esselborn lehrte seit 1987 Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Köln, Institut für deutsche Sprache und Literatur I.

Titel
Jean Paul eine Neuentdeckung
Untertitel
Der Autor als akribischer Beobachter und avantgardistischer Erzähler
EAN
9783826088919
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
31.03.2025
Digitaler Kopierschutz
frei
Anzahl Seiten
466
Lesemotiv