Hans Kammerlander, 1956 in Ahornach, Südtirol, geboren, Extrembergsteiger, Bergführer und Skilehrer, unternahm rund fünfzig Erst- und sechzig Alleinbegehungen in den Dolomiten und Alpen und bezwang die höchsten Berge der Welt, darunter zwölf Achttausender. Er ist Autor mehrerer erfolgreicher Bücher ('Bergsüchtig' u.a.) und berichtet in Vorträgen von seinen Expeditionen. Zuletzt erschienen sein Band 'Seven Second Summits' über die Besteigung der zweithöchsten Berge der Welt sowie seine Autobiografie 'Hans Kammerlander - Höhen und Tiefen meines Lebens', die er in Gesprächen mit den Journalisten Verena Duregger und Mario Vigl aufgezeichnet hat. Hans Kammerlander lebt in Ahornach, Südtirol.
Vorwort
»Wenn du es nicht versuchst, wirst du nie wissen, ob du es kannst.« Pakistanisches Sprichwort
Autorentext
Hans Kammerlander, 1956 in Ahornach, Südtirol, geboren, Extrembergsteiger, Bergführer und Skilehrer, unternahm rund fünfzig Erst- und sechzig Alleinbegehungen in den Dolomiten und Alpen und bezwang die höchsten Berge der Welt, darunter zwölf Achttausender. Er ist Autor mehrerer erfolgreicher Bücher ("Bergsüchtig" u.a.) und berichtet in Vorträgen von seinen Expeditionen. Zuletzt erschienen sein Band "Seven Second Summits" über die Besteigung der zweithöchsten Berge der Welt sowie seine Autobiografie "Hans Kammerlander - Höhen und Tiefen meines Lebens", die er in Gesprächen mit den Journalisten Verena Duregger und Mario Vigl aufgezeichnet hat. Hans Kammerlander lebt in Ahornach, Südtirol.
Leseprobe
Prolog
Am 6. September 2003 kam es in Sand in Taufers zu einem außergewöhnlichen Einsatz der Feuerwehr. Es brannte kein Haus und keine Scheune, und es war auch kein Hochwasser in einen Keller geflossen. Eigentlich war überhaupt nichts passiert. Und dennoch rückte gegen 18 Uhr die Feuerwehr aus.
Nicht weil es meine Heimat ist, ich da geboren bin und dort immer noch lebe das Tauferer Ahrntal zählt sicher zu den schönsten Tälern Südtirols. Vom Pustertal zweigt es bei Bruneck nach Norden hin ab, bildet bei Sand in Taufers die Seitenäste des Mühlwalder Tals, des Reintals und des Weißenbachtals, bevor es bald hinter Sand einen Bogen nach Nordosten macht. Die Vielfalt der Möglichkeiten scheint schier unerschöpflich. Tal- und Almwanderungen, kleine und große Bergbesteigungen, Rafting, Mountainbiking, Skitouren im Winter, Eisfallklettern, alpiner Skilauf, Langlauf all das und noch viel mehr hat das Tauferer Ahrntal zu einer viel und gern besuchten Gegend gemacht.
Hochfeiler (3510m), Weißzint (3371m), Großer Möseler (3478m), Schwarzenstein (3368m), Keilbachspitze (3093m), Wollbachspitze (3210m), Napfspitze (3143m), Rauhkofel (3252m) wie an einer Perlenschnur aufgezogen, reihen sich im Norden die vergletscherten Dreitausender der Zillertaler Alpen zu einer spektakulären Kulisse aneinander. Nach Osten hin bildet die nicht minder spannende Rieserferner-Gruppe mit dem Hochgall (3435m), dem Wildgall (3272m) und dem Magerstein (3372m) ein mächtiges Bollwerk. Da ist es kein Wunder, daß der Drang nach Bewegung fast schon zwanghaft wird.
Ein wenig hat es aber doch gebrannt an diesem 6. September 2003. Und das hing eben mit dem Drang nach Bewegung zusammen.
Augenblick: Tauferer Ahrntal und die Gipfel der Zillertaler Alpen
24 Stunden zählt ein Tag. Davon sind in der Regel acht Stunden der Arbeit vorbehalten, acht Stunden der Freizeit und acht Stunden dem Schlaf. Irgendwann im Laufe eines Tages wird der Mensch einfach müde, dann braucht der Körper Ruhe und eine Pause. Doch was passiert, wenn der Körper 24 Stunden in Bewegung gehalten wird? Was ist, wenn der Mensch 24 Stunden ununterbrochen gefordert wird? Was, wenn während einer 24stündigen Bergtour die Müdigkeit übermächtig wird? Wenn die Beine nicht mehr wollen und der Kopf immer wieder sagt: Aufhören, ich kann nicht mehr? Eine Grenzerfahrung, ohne Zweifel. Aber auch eines der ganz besonderen Erlebnisse in der rauhen Welt der Berge. 24 Stunden gehen, rauf und runter, wieder rauf und wieder runter, unterbrochen nur von ein paar kurzen Rastpausen, das ist die Überwindung des scheinbar Unmöglichen.
Für mich war das immer schon eine besondere Herausforderung. Ich wollte wissen, was kann mein Körper innerhalb von 24 Stunden leisten? Was ist möglich binnen eines Tages und einer Nacht? Spätestens an dieser Stelle mag man die berechtigte Frage stellen: Ja, hat denn der Mensch nichts Besseres zu tun? Natürlich macht es keinen wirklichen Sinn, innerhalb 24 Stunden alle vier Grate des Matterhorns zu besteigen. Und auch nicht, durch die Nordwand des Ortler zu klettern, dann mit dem Rad von Sulden zu den Drei Zinnen in den Dolomiten zu fahren und in der Nacht durch die Nordwand der Großen Zinne zu steigen. Ich bin vielleicht auch nicht unbedingt ein Gewinn für die Menschheit, weil ich in 24 Stunden auf den Mount Everest gestapft und dann mit Ski wieder hinuntergefahren bin. Das alles war in erster Linie ein Gewinn für mich selbst. Nutzlos, aber ein intensives Erlebnis. Weil ich der Grenze dessen, was ich zu leisten imstande bin, dadurch so nahe gekommen bin.
Wenn andere darüber staunen oder mit Interesse jenen zuhören, die im Meer unendlich tief tauchen, durch glühende