Wer meldet als nächstes Insolvenz an? Geht das Öl wirklich bald aus? Werden wir im Klimachaos untergehen? Angesichts der täglich vermeldeten Krisen - und der Hilflosigkeit der Politik, damit umzugehen - sind die Menschen verunsichert. Können wir das Ruder doch noch herumreißen? Ja, wir können! sagt Hans-Peter Dürr voll Überzeugung. Der Kernphysiker und Vordenker der Ökologiebewegung glaubt an eine friedliche Lösung der Probleme, die uns und unsere Umwelt bedrohen - ob Kriege, Kernenergie oder Klimawandel. Und das hat nichts mit Naivität zu tun, sondern fußt auf der Erkenntnis, dass die Krisen unserer Zeit nur Symptome eines alten Denkens sind; eines Weltbilds, von dem sich die moderne Wissenschaft längst verabschiedet hat. Hans-Peter Dürr setzt seine Hoffnung in eine fundamental neue Weltsicht, die dieser Erkenntnis gerecht wird. Als herausragender Physiker und gesellschaftlicher Querdenker beschränkt er sich nie auf den sprichwörtlichen Elfenbeinturm. Er bewahrt sich den Blick für das Ganze und entwickelt konkrete Vorschläge für den gesellschaftlichen Wandel und für unser aller Handeln. Er eröffnet uns den Weg zu einer positiven, in vollem Sinne zukunftsfähigen Lebensweise und begeistert mit seiner Vision einer gewaltfreien und gerechten Zukunft. In diesem Buch fasst er sein Lebenswissen zusammen - das intellektuelle Vermächtnis eines Vordenkers.

Hans-Peter Dürr, Mitglied des Club of Rome, war lange Jahre Direktor des Max-Plank-Instituts für Physik in München, wo er von 1958 bis 1976 bereits als Mitarbeiter von Werner Heisenberg tätig war. Er ist einer der bedeutendsten Erkenntnistheoretiker der Gegenwart und zugleich ein weltweit anerkannter Sprecher der Umwelt- und Friedensbewegung. Dürr erhielt 1987 den Alternativen Nobelpreis und 1995 - als Mitglied von Pugwash International - den Friedensnobelpreis.

Autorentext
Hans-Peter Dürr war lange Jahre Direktor des Max-Planck-Institus fuer Physik in München. Er ist einer der bedeutendsten Querdenker unserer Zeit und ein weltweit anerkannter Sprecher der Umwelt- und Friedensbewegung. Duerr erhielt 1987 den Alternativen Nobelpreis und 1995 als Mitglied von Pugwash International den Friedensnobelpreis.

Leseprobe
Eine Welt in Trümmern - Zusammenhalten und Kooperieren

Es war der 1. September 1939. Hitler hatte an diesem Tag Polen überfallen. Meine Mutter war, wie jeden Tag, Semmeln holen gegangen und kam aufgeregt vom Bäcker zurück: "Stellt euch vor, der Geselle vom Bäcker ist eingezogen worden; der Arme steht nun völlig ohne Hilfe da! Das ist ja alles für ihn nicht mehr zu schaffen." Noch am Frühstückstisch hatte meine Mutter eine Idee, wie dem herzkranken Dorfbäcker geholfen werden kann. "Peter, könntest du ihm nicht zur Hand gehen?". Ich war gerade zehn Jahre alt, bin aber am nächsten Tag um fünf Uhr morgens in der Backstube gewesen und habe geholfen, so gut ich es konnte und bis der Schulunterricht anfing. Und dies über viele Wochen. Ich war unglaublich stolz, "Erwachsenenarbeit" leisten zu dürfen. Auch meine zwei älteren Schwestern fanden dies "toll" und wollten auf irgendeine Weise selbst mithelfen.

Dazu gab es bald reichlich Gelegenheit, da meine Mutter damals begann, sich kinderreicher Familien anzunehmen, bei denen die Väter und älteren Söhne zum Kriegsdienst eingezogen worden waren. Bald kümmerten sich meine Schwestern - jede hatte "ihre" Familie - an mehreren Tagen der Woche um die Kinder überforderter Mütter, sodass rund um unseren Mittagstisch meistens mehr als nur wir sechs Geschwister saßen.

So verbinde ich den Beginn dieses schrecklichen Krieges mit einem durchaus positiven Erlebnis: als Kind in der Welt der Erwachsenen gebraucht zu werden, helfen zu können.

Wir lebten in Feuerbach, einem nördlichen Stadtbezirk von Stuttgart. Mein Vater war Mathematiklehrer an einem Stuttgarter Gymnasium. Er kam aus einfachen Verhältnissen. Unter den schwierigen Umständen der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg - sein einziger Bruder war im Krieg gefallen und er selbst noch in den letzten Kriegswochen eingezogen worden - konnte er durch Nachhilfestunden die Schule und später ein Mathematikstudium mit Erfolg absolvieren.

Er träumte davon, nach seinem Studium eine Universitätslaufbahn einzuschlagen, was aber aufgrund widriger Umstände und auch aus finanziellen Gründen nicht gelang. Ich erinnere mich, wie er später immer wieder von wissenschaftlichen Problemen schwärmte, die er mit seinem Professor damals in Berlin weiterbearbeiten wollte. In seiner 15-jährigen Tätigkeit als Mathematiker an Oberschulen in Cannstadt und Korntal war er ein beliebter Lehrer. Auch bei uns zu Hause setzte er sich sehr für eine gute Erziehung und Ausbildung von uns sechs Kindern ein. Wenn es seine Zeit erlaubte, liebte er es, mit uns in fröhlicher Ausgelassenheit herumzutoben.

Dass es mein Vater aufgrund seiner Gründlichkeit und persönlichen Integrität bis zu einem hoch geschätzten Berater des württembergischen Kultusministers gebracht hat, war für ihn ein großer Erfolg. Aber es hatte für uns Kinder seinen Preis: Bis zu seiner militärischen Einberufung im Sommer 1944 ging er stets früh morgens weg und kam meistens sehr spät nach Hause. Ich kann mich eigentlich an kein längeres persönliches Gespräch mit ihm erinnern - außer einem einzigen: Ich war 14 und mein Vater fragte mich, wie es mir in der Schule ergehe und erkundigte sich nach anderen, eher alltäglichen Dingen und Erlebnissen. Dabei entdeckte er in mir, wie mir schien, auf einmal einen durch all die Kriegserlebnisse früh gereiften Gesprächspartner. Dieses Gespräch, das eine engere Verbindung zwischen uns beiden anzukündigen schien, fand 1944 statt - und sollte leider auch unser letztes sein.

Meine Mutter war der Mittelpunkt der Familie, damals nichts Ungewöhnliches in einer Familie aus der Mittelschicht. Ungewöhnlich war jedoch der Altersunterschied meiner Eltern (meine Mutter war sieben Jahre älter als mein Vater). Auch in ihrer Herkunft unterschieden sich beide: der Vater meines Vaters ein künstlerisch begabter Konditor, der Vater meiner Mutter, Emil Kraepelin (1856-1926), ein Münchner Universitätsprofessor und damals eine gew

Inhalt
1;WARUM ES UMS GANZE GEHT;1
2;Inhaltsverzeichnis;5
3;Vorwort;9
4;KAPITEL I. Warum wir Verantwortung übernehmen müssen;13
4.1;Eine Welt in Trümmern - Zusammenhalten und Kooperieren;15
4.2;Wissen als Macht - Edward Teller und die Bombe;22
4.3;Verdrängung und Schuld - Hannah Arendt und der Weg in die Verantwortung;31
4.4;Der Auszug aus dem Elfenbeinturm - die "Göttinger Erklärung";37
5;KAPITEL II Warum Wissenschaft nicht wertfrei ist;41
5.1;Werner Heisenberg - philosophischer Physiker und Vorbild;43
5.2;Die Welt im Umbruch - Kalter Krieg, Kernenergie und Friedensbewegung;54
5.3;Die Stärke des Schwachen - Krieg und eine neue Kultur des Friedens;65
5.4;Wissen als Wertung - Meine Verantwortung als Wissenschaftler;72
6;KAPITEL III Wie das Unlebendige lebendig wird;83
6.1;Altes Weltbild, neues Denken - Revolution in der Physik;85
6.2;Welt als Beziehung - eine neue Sichtweise;98
6.3;Physik und Alltagserfahrung - Versuch einer Annäherung;109
6.4;Kommunikation und Dialogfähigkeit - die Rolle der Zivilgesellschaft;116
7;KAPITEL IV Wie das neue Denken zum Handeln führt;135
7.1;Schmetterling und Pendel - Die Kreativität der Instabilität;137
7.2;Die Diät der Energiesklaven - Lebensstil und Verantwortung;147
7.3;Die Suche nach der Wahrheit - Religion und Wissenschaft;158
7.4;Mensch und Natur - Warum es ums Ganze geht;166
8;ANHANG;175
8.1;Zur Person Hans-Peter Dürr;177
8.2;Personenregister;188
8.3;Bildquellen;189
Titel
Warum es ums Ganze geht
Untertitel
Neues Denken für eine Welt im Umbruch
EAN
9783865816214
ISBN
978-3-86581-621-4
Format
E-Book (pdf)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
01.09.2009
Digitaler Kopierschutz
frei
Anzahl Seiten
224
Jahr
2009
Untertitel
Deutsch
Auflage
1., Auflage
Lesemotiv