Harald Kuhimann (*1943) ist Schauspieler und Theaterautor. Nach seiner Ausbildung an der Max-Reinhardt-Schule und ersten Engagements - unter dem Künstlernamen Harald Oslender - am Wiener Theater in der Josefstadt und am Schauspielhaus Zürich gehört er 1970 zu den Gründungsmitgliedern der neu formierten Berliner Schaubühne und spielt in Inszenierungen von Peter Stein. Darsteller in Filmen von Volker Schöndorff ("Die verlorene Ehre der Katharina Blum") und Edgar Reitz ("Der Schneider von Ulm"). 1975-77 Engagement am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Intendant Ivan Nagel, und 1985-90 unter der Intendanz von Günther Rühle als Schauspieler und Hausautor am Schauspiel Frankfurt; ebendort Uraufführung seines Stücks "Wünsche und Krankheiten der Nomaden", 1987. Weitere Stücke: "Pfingstläuten", uraufgeführt 1981 am Staatstheater Darmstadt; "Engelchens Sturmlied", UA 1993 am Schauspielhaus Zürich; "Jesabels Rache", UA 1997 am Staatstheater Hannover.
Die Autobiographie des Schauspielers und Theaterautors Harald Kuhlmann
Autorentext
Harald Kuhlmann:Harald Kuhimann (*1943) ist Schauspieler und Theaterautor. Nach seiner Ausbildung an der Max-Reinhardt-Schule und ersten Engagements - unter dem Künstlernamen Harald Oslender - am Wiener Theater in der Josefstadt und am Schauspielhaus Zürich gehört er 1970 zu den Gründungsmitgliedern der neu formierten Berliner Schaubühne und spielt in Inszenierungen von Peter Stein. Darsteller in Filmen von Volker Schöndorff ("Die verlorene Ehre der Katharina Blum") und Edgar Reitz ("Der Schneider von Ulm"). 1975-77 Engagement am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Intendant Ivan Nagel, und 1985-90 unter der Intendanz von Günther Rühle als Schauspieler und Hausautor am Schauspiel Frankfurt; ebendort Uraufführung seines Stücks "Wünsche und Krankheiten der Nomaden", 1987. Weitere Stücke: "Pfingstläuten", uraufgeführt 1981 am Staatstheater Darmstadt; "Engelchens Sturmlied", UA 1993 am Schauspielhaus Zürich; "Jesabels Rache", UA 1997 am Staatstheater Hannover.
Klappentext
Die Autobiographie des Schauspielers und Theaterautors Harald Kuhlmann
Zusammenfassung
Die Autobiographie des Schauspielers und Theaterautors Harald Kuhlmann
Leseprobe
Der Film im neorealistischen Stil, VON LIEBE BESESSEN, in dem ich mit Peter die Hauptrolle gespielt hatte, bewegte sich auf den Abspann zu. Wohl wahr, er hatte mich wirklich gern und war vielleicht die größte Liebe meines Lebens, aber Peter konnte von den Weibern nicht lassen und für einen Warmen gehalten werden wollte er schon gleich gar nicht! Also heiratete er Barbara, eine Buchhändlerin, die ein bisschen aussah wie Rita Hayworth und stark neurotisch war. Die Mutter seiner Kinder wurde sie allerdings nicht; er verließ sie, nachdem er sein Studium beendet hatte.
Meine Bemühungen um einen Neustart in Berlin waren vorerst gescheitert, und nach Peters Rückkehr in die Schweiz in derselben Wohnung mit Frau Bondzio ausharren, nein, das wollte ich auf keinen Fall. Ich kündigte das Zimmer, und meine Mutter (wie gewohnt) stemmte ihre Fäuste in die Hüften und sparte nicht mit stiller Geringschätzung, als sie mich wieder in Hannover auftauchen sah. Es galt jedoch zwischen uns als ausgemacht, dass ich bei ihr immer eine Zuflucht haben würde, und sie verpflegte mich großzügig. Mit meinem letzten Geld machte ich einen Abstecher nach Hamburg, um den Kollegen Frank Storm zu besuchen, der dort Unterschlupf am Ernst-Deutsch-Theater gefunden hatte. Er spielte den Christus in DAS TESTAMENT DES HUNDES von Suassuna; der Regisseur Ottokar Runze empfand es als belustigend, diese Rolle von einem Schwulen spielen zu lassen, und ich muss sagen: Frank machte das mit Würde und Anstand. Das Publikum liebte ihn, er wurde zu einem kleinen Höhepunkt der im Ganzen recht mittelmäßigen Aufführung. Sein Erfolg ließ ihn mutiger werden; er bewarb sich bei den anderen Hamburger Theatern und erhielt eine feste Anstellung als Schauspieler/ Inspizient am Thalia, wo er in naher Zukunft den englischen Regisseur William Gaskill kennenlernte und ihm nach London folgte. Ich war nicht wenig erstaunt, dass er sein früheres Phlegma fast völlig abgelegt hatte.
Die so freigesetzten lähmenden Miasmen, fürchtete ich, könnten auf mich übergreifen, wenn ich nicht schnellstens mich davonmachte. Zurück in Hannover, nahm ich die Arbeit an meinem halbfertigen Stück wieder vor; trante aber und trödelte herum, wusste nicht, wo ich den Faden wieder aufnehmen soll, und es kam der unangenehme Zeitpunkt, dass ich meine Mutter um Geld bitten musste ... Ich dachte, o Gott, jetzt schmiert sie mir die dumme Geschichte mit Pater Reinold aufs Butterbrot, doch kein Wort davon! Sie hob, wenn auch mit Märtyrermiene, einen ansehnlichen Betrag von ihrem Konto ab und überreichte ihn mir mit den Worten: "Du presst mich aus wie eine Zitrone." Ich wartete noch auf ihren Lieblingssatz "Was hat unsereins denn schon vom Leben gehabt!", aber der kam nicht. Es war von Vorteil, dass in der neuen Wohnung ich ein Zimmer für mich allein hatte und die Tür hinter mir zumachen konnte.
Für eine Zeitlang nahmen wir die alten Muster wieder auf. Pflichtversessen und ziemlich resolut sorgte sie jetzt für mich, als sei ich immer noch das Schlüsselkind, das allmorgens hoch- und zur Schule gescheucht werden muss. Sie selbst ging, so lange es ihr möglich war, halbtags in die Knochenhauer malochen, und wenn sie irgendwann nachmittags, mit Henkelmann bepackt, nach Hause kam, riss sie manchmal die Tür zu meinem Zimmer auf, um mich beim Nichtstun zu ertappen. Zwar enthielt sie sich direkter Kritik und fürchtete wohl auch, im Konfliktfall mir nicht gewachsen zu sein, doch die Kunst, stille Vorwürfe zu machen, setzte sie wirkungsvoll ein und verfeinerte sie täglich. Ich war ein Taugenichts, ein Versager und lag meiner Mutter auf der Tasche.
Aus solchen Gründen hielt ich mich, um unangenehmen Fragen auszuweichen, von Kollegen des hannoverschen Theaters fern, - ausgenommen Fritz Schmiedel, den ich noch von Wien her kannte. Er hatte an der Josefstadt gespielt und war damals, als ich am selben Theater meine erste große Niederlage erlitt, mir ein tröstender Beistand gewesen. Nun