Hartmut Geissler (Geißler) war Gymnasialllehrer für Latein, Geschichte und Sozialkunde. Seitdem forscht und publiziert er als Vorstandsmitglied des Historischen Vereins Ingelheim e.V. und für die Forschungsstelle Kaiserpfalz Bücher und Aufsätze zur Geschichte der Stadt Ingelheim und ihrer karolingischen Pfalz. Er ist Redakteur der ca. 700 Webseiten von www.ingelheimer-geschichte.de. Weil er als Gästeführer immer wieder mit der unbefriedigenden Situation konfrontiert ist, dass über die Adligen, deren Epitaphe in der Ingelheimer Burgkirche stehen, so wenig überliefert ist, versucht er mit diesem Spiegelbild Friedrichs auch das Leben der Ingelheimer Ritter im 15. Jahrhundert besser vorstellbar zu machen.
Autorentext
Hartmut Geissler (Geißler) war Gymnasialllehrer für Latein, Geschichte und Sozialkunde. Seitdem forscht und publiziert er als Vorstandsmitglied des Historischen Vereins Ingelheim e.V. und für die Forschungsstelle Kaiserpfalz Bücher und Aufsätze zur Geschichte der Stadt Ingelheim und ihrer karolingischen Pfalz. Er ist Redakteur der ca. 700 Webseiten von www.ingelheimer-geschichte.de. Weil er als Gästeführer immer wieder mit der unbefriedigenden Situation konfrontiert ist, dass über die Adligen, deren Epitaphe in der Ingelheimer Burgkirche stehen, so wenig überliefert ist, versucht er mit diesem Spiegelbild Friedrichs auch das Leben der Ingelheimer Ritter im 15. Jahrhundert besser vorstellbar zu machen.
Leseprobe
Teil I: Bischof Philipp von Flersheim und die Chronik
Der Autor der Flersheimer Chronik, der Speyerer Bischof Philipp von Flersheim, lebte von 1481 bis 1552.11 Er konnte also seinen Großvater Friedrich nicht mehr persönlich kennenlernen. Auch er wuchs auf dem Flersheimer Familiengut in Laumersheim auf, einem kleinen Pfälzer Weinbauort, zwischen Frankenthal und Grünstadt gelegen.
Schon in jungen Jahren bekam Philipp kirchliche Pfründen übertragen: mit 10 Jahren (!) die Einkünfte als Kanoniker am Stift St. Martin in Worms und mit 13 Jahren die Einkünfte aus der Pfarrei Ilvesheim bei Heidelberg.
Er studierte als erster in seiner Familie und war mit 25 Jahren ein Semester lang Rektor der Universität in Heidelberg, wo er 1507 zum Doktor beider Rechte promovierte.
In Speyer war er Domsänger, wurde im Jahre 1529 Dompropst, 1529/30 Bischof und 1546 auch Fürstpropst des Kollegiatstiftes zu Weißenburg, das mit dem Hochstift Speyer vereinigt worden war. Daneben war er als Berater von Kaiser Maximilian und König Ferdinand sowie der Pfälzer Kurfürsten Philipp und Friedrich II. politisch tätig.
Als entschiedener Anhänger der alten Kirche hielt der hochgebildete Bischof regelmäßig Diözesansynoden ab. Trotz seiner Versuche, die desolaten Zustände beim Klerus zu beheben, setzte sich die luth. Lehre fast im gesamten Diözesangebiet immer stärker durch. Die dadurch zurückgehenden Einnahmen vergrößerten die Finanzprobleme für Diözese und Hochstift. 12
Später widmete er sich auch literarischer Tätigkeit, der Flersheimer Familienchronik und einer Autobiografie, die leider verloren ist.13 Als im Jahr 1552 Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg Speyer verwüstete, mußte Philipp flüchten und starb im Exil. 14
Sein Schwager war der bekannte Ritter Franz von Sickingen, dessen Leben und Sterben ein großer Teil der Chronik gewidmet ist.
Die Niederschrift der Flersheimer Chronik erfolgte auf der Basis mündlicher Angaben des Bischofs ("aus irer fürstlichen gnaden mundtlichen angeben" 15) durch den Kammersekretär Laurentius ("Laux") Fohenstain im Jahre 1547.16
Als Quellen benutzte dieser bzw. der Bischof sicherlich mündliche Familienüberlieferungen, aber auch Aufzeichnungen seines Vaters Hans von Flersheim, eines Sohnes des Ritters Friedrich. Sogar originale Briefe an und von Friedrich waren ein Jahrhundert später noch erhalten und konnten von Philipp bzw. Fohenstain in Abschriften eingefügt werden, und zwar Briefe ...
so (= die) herr Friederich von Flerssheim selig ganntz fursichtigclich in seinem leben beyeiannder behalten, unnd nach seinem absterben hinder ime (= bei ihm) erfunden zu sehen. Derselben brief original unnd hanndschriefften haben die gebrueder von Flerssheim hinder inen (= bei sich), und seint dieselbigen abgeschrieben, lauttenndt in irem buechstaben von wort zu wort. 17
Der Sekretär des Bischofs beteuert also, dass diese Briefe, die von Friedrich sorgfältig aufgehoben worden seien, in seinem Nachlass gefunden, von seinen Söhnen weiter aufbewahrt und für die Chronik buchstabengetreu und wortwörtlich abgeschrieben worden seien. Besonders sie bilden eine überaus wertvolle Fundgrube für viele Details aus Friedrichs Leben.
Im Zusammenhang mit den Briefen seines Schwagers Friedrich von Greiffenclau wird die Quellenlage so beschrieben:
Wie das aus zweyen schreiben zu vernemmen ist. Am ersten aus einer ufzeichnus, so aus Hannsen, seins, Friederichs, sohn gezeichnet unnd noch vorhannden ist; volgenndts aus etlichen senndtbriefen, so herr Friederich von Greiffencloe [...] herr Friederichen seinem schwager geschrieben [...], so noch in original geschrieben, der copeyen hie nachvolgen, unnd wurdig sein zu lesen. 18
Also hatte Friedrichs Sohn Hans nicht nur Briefe vom Vater und an ihn aufgehoben, sonde