Die Nationalisierungs- und Modernisierungspolitik der multiethnischen galizischen Hauptstadt Lemberg führte vor 1914 zur Eskalation des Nationalitätenkonfliktes zwischen Polen und Ruthenen. Hierbei konstruierten die kommunalpolitischen Akteure diskursiv den "polnischen Charakter" der Stadt und dessen Gefährdung, um ihre politische Agenda vor Ort durchzusetzen und die jüdische und ukrainische Bevölkerung zu marginalisieren.

Durch die Analyse zentraler Themenfelder der Stadtentwicklungs-, Kultur-, Bildungs- und Geschichtspolitik macht Heidi Hein-Kircher die grundlegenden Diskurse und Praktiken, Strategien und Visionen sowie Wertvorstellungen der Lemberger Kommunalpolitik sichtbar: Indem die kommunalpolitischen Akteure die notwendige Stadtentwicklung als ethnisch-nationales bzw. national-kulturelles Sicherheitsproblem für die eigene, d.h. polnische Gruppe, darstellten, legitimierten sie ihre eigenen politischen Praktiken und Strategien und entwickelten daraus zugleich eine Vision, wie Lemberg als polnische und nicht als multiethnische Stadt zukünftig aussehen sollte.



Autorentext
Heidi Hein-Kircher ist Leiterin der Abteilung Wissenschaftsforum am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung und Privatdozentin an der Philipps-Universität Marburg. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Stadtgeschichte Ostmitteleuropas, die Sicherheits- und Konfliktgeschichte sowie Erinnerungskulturen im östlichen Europa.
Titel
Lembergs "polnischen Charakter" sichern
Untertitel
Kommunalpolitik in einer multiethnischen Stadt der Habsburgermonarchie zwischen 1861/62 und 1914
EAN
9783515126960
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
12.06.2020
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
4.63 MB
Anzahl Seiten
404
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