Die Christologie des Martin Chemnitz (1522-1586) stellt einen Meilenstein der lutherischen Theologiegeschichte dar. Wirkmächtig ist sie vor allem über ihren Einfluss auf die Konkordienformel (1577) geworden, zu deren Hauptverfassern Chemnitz zählt. Hendrik Klinge erschließt sie in ihrer historischen Bedeutung sowie ihrer Relevanz für die gegenwärtige Systmatische Theologie. Diesem Ziel dient ihre Verortung innerhalb der christologischen Debatten des späten sechzehnten Jahrhunderts und ihre detaillierte Rekonstruktion entlang der klassischen Topoi der Christologie. Klinge zeigt deutlich, dass Chemnitz' Christologie von einem stark anti-spekulativen Impetus geprägt und soteriologisch fokussiert ist. Ihre Bedeutung besteht wesentlich in einer Dynamisierung der christologischen Zentralaussagen, wie sie sich vor allem in Chemnitz' Lehre von der Allgegenwart Jesu Christi niederschlägt. Dem "zweiten Martin" der lutherischen Kirche gelingt es so, eine via media zwischen den christologischen Entwürfen Luthers und Melanchthons anzubahnen. Gleichermaßen sprach- und erfahrungstheologisch fundiert, verweist Chemnitz' Christologie über ihre Zeit hinaus. In einem letzten Schritt präsentiert Klinge daher Kontinuitätslinien zwischen dem "altprotestantischen" Denker Chemnitz und ausgewählten Repräsentanten des sogenannten "Neuprotestantismus", um so einen Beitrag zur Versöhnung zwischen neo-orthodoxen und radikal-liberalen Ansätzen in der gegenwärtigen Theologie zu liefern.
Autorentext
Dr. theol. Hendrik Klinge ist Vikar der Hannoverschen Landeskirche.
Zusammenfassung
Hendrik Klinge shows us the historical scope of the Christology of Martin Chemnitz, its relevance to modern theology and how it paved the way for bridging the Christology of Martin Luther and Melanchthon. The Christology of Martin Chemnitz (1522-1586) represents one of the milestones in the history of Lutheran theology. In this volume Hendrik Klinge shows us its historical scope and its relevance to modern theology. He illustrates that the Christology of Chemnitz was shaped by a strong antispeculative impetus and was focused on soteriological concerns. Chemnitz, the second "Martin" of the Lutheran Protestant Church, thus succeeded in striking a bridge between the Christological views of Martin Luther and those of Melanchthon. At the same time, his Christology was grounded in the theology of language and experience and remained effective long after his time.