Die Heilpädagogische Abteilung als Evaluierungsinstanz kindlichen Verhaltens entfaltete ihre Wirkmacht im Zusammenspiel mit den Behörden, die sie konsultierten. Tausende Minderjährige wurden von 1911 bis 1949 begutachtet und waren als Folge vielfach von einschneidenden Lebensveränderungen betroffen. Eltern, Jugendämter, Schulen, Gerichte und Ärzt*innen wandten sich mit dem Wunsch nach Begutachtung ihrer Schützlinge ab 1911 regelmäßig an die neugegründete Heilpädagogische Abteilung. Aufenthalte von einer Woche bis zu mehreren Monaten sollten durch Beobachtung und Testungen die Einschätzung von Verhaltensweisen und deren bestmögliche Förderung oder Korrektur gewährleisten. Diese schließlich umzusetzen war Aufgabe der Einrichtungen und Personen, die die entlassenen Patient*innen zusammen mit einer Maßnahmenempfehlung in Empfang nahmen. Geprägt von den ärztlichen Leitungsfiguren änderten sich in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts konzeptuelle Ansätze, jedoch nicht Funktionsweise, Aufgaben und Kooperationen der Abteilung. Sie firmierte als klinisch-wissenschaftlicher Leitstern im Wiener Fürsorgesystem.

Ina Friedmann ist Zeithistorikerin in Innsbruck und beschäftigt sich mit Medizin-, Fürsorge- und Wissenschaftsgeschichte.



Autorentext

Ina Friedmann ist Zeithistorikerin in Innsbruck und beschäftigt sich mit Medizin-, Fürsorge- und Wissenschaftsgeschichte.

Titel
Abnormalität (de-)konstruiert
Untertitel
Die Heilpädagogische Abteilung der Wiener Universitäts-Kinderklinik und ihre Patient*innen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
EAN
9783205215424
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
13.06.2022
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
40.34 MB
Anzahl Seiten
506