Amélie hat Schmetterlinge im Bauch, seit sie wieder mit Nicolas zusammen ist. Aber ansonsten ist das Leben ziemlich kompliziert: Nervige Streits mit der Mutter, die Schule, ihre besten Freunde - wie soll Amélie das alles nur unter einen Hut bekommen? Und dann gibt es da diese riesengroße Neuigkeit...
Leseprobe
Samstag, 1. September
I ch sterbe. Schon klar, alle Menschen sterben irgendwann. Das ist nichts Neues. Man lebt und zögert den Moment hinaus, doch eines Tages kommt er, ohne dass man etwas dagegen tun kann. Ich für meinen Teil habe ihn so lange wie möglich hinausgezögert, aber jetzt kann ich nicht mehr. Lebt wohl!
Ich schließe die Augen, ziehe den Kopf ein, kreische "Aaah!" und warte darauf, dass es vorbei ist. Es dürfte schnell gehen, wenn ich mir den Laster ansehe, der da mit Vollgas auf mich zusteuert.
Es heißt ja immer, dass im Moment des Todes das ganze Leben noch einmal an uns vorbeizieht. Ich werde also vermutlich gleich in schneller Folge Augenblicke meines Lebens vor mir sehen. Ha, da kommt schon einer. Ich bin etwa vier Jahre alt und mit meiner Mutter und meinem Vater bei meiner Tante Loulou zum Abendessen eingeladen.
Äh ...? Ist das alles? Ich sterbe und das Einzige, woran ich mich erinnere, ist irgendein blödes Abendessen bei meiner Tante Loulou? Dieses Bild soll ich mit ins Jenseits nehmen? Ich habe ja schon immer gewusst, dass mein Gehirn einen Schaden hat und meine Gehirnzellen nicht ganz richtig funktionieren. Aber so schlimm? Ich sterbe und alles, was von meiner Durchreise auf der Erde übrig bleibt, ist ein Abendessen bei meiner Tante Loulou? Das ist meine Hinterlassenschaft auf diesem Planeten? Ein Abendessen, an das ich nicht mehr gedacht habe, bis ein Laster geradewegs in mich hineinrast?
Ich flehe mein Gehirn an, sich ein bisschen zu konzentrieren, damit ich auf meinem Weg ins Jenseits noch ein paar Erinnerungen an die Menschen mitnehme, die meinen Weg gekreuzt haben.
Der Erste, der mir in den Sinn kommt, ist mein Fahrlehrer, der neben mir sitzt und wohl auch gerade die wichtigsten Ereignisse seines Lebens noch einmal durchlebt. Als ich vorhin zu meiner ersten Fahrstunde zu ihm ins Auto gestiegen bin, hatte ich eine Riesenpanik. Die Panik wich schnell dem Ekel, weil der Herr einen starken Geruch verströmt. Ich würde mal sagen, "schlecht verdauter Koriander" und ähnlich Appetitliches, gemischt mit Schweiß. Wie soll ich mich aufs Fahren konzentrieren, wenn derjenige, der es mir beibringen will, wie ein Komposteimer riecht?
Upps, ich verliere den Fokus. Beim Sterben sollte man ganz im Einklang mit der Welt sein. Ich darf mich nicht über meinen stinkenden Fahrlehrer aufregen. Oder wütend werden. Ich muss ganz ruhig sein. Tief einatmen. Ah-fu. Ah-fu.
Ich sollte lieber an die Menschen denken, die ich liebe.
An meine Mutter, die echt cool ist, trotz ihres Putzfimmels.
An François (der sich nur auf dieser Liste befindet, weil er der Freund meiner Mutter ist, und mir, wenn ich an sie denke, automatisch eine Nanosekunde lang ein Bild von François durch den Kopf schießt).
An meine Großmutter Laflamme und unsere enge Verbundenheit, die den Graben der Generationen überwindet.
An meine Großeltern Charbonneau, die mich zum Lachen bringen und mir diesen Sommer eine, äh, positivere Einstellung zum Camping vermittelt haben.
An Sybil, meine Katze, die mein Ableben vermutlich nie überwinden wird, mit der ich aber sicher in Kontakt bleibe, weil Katzen doch angeblich mit den Geistern der Toten kommunizieren können.
An Kat, meine best friend 4ever and ever , die ich nie vergessen werde, nicht mal als Zombie.
An Tommy, meinen besten Kumpel und Ex-Nachbarn, bei dem ich herumspuken werde, weil ich mir sein Gesicht beim Anblick eines Gespensts nicht entgehen lassen will.
An Nicolas, meine einzige große Liebe, der mir im Jenseits unglaublich fehlen wird. Und der, im Gegensatz zu gewissen anderen Personen, kein Problem mit schlechtem Körpergeruch hat, da er den besten Duft der Welt verströmt. Nämlich nach einem mysteriösen, in keinem Geschäft auffindbaren Weichspüler, der sich mit dem Geruch seines Melonenkaugummis vermischt. Mmmh ...
Und an meinen Vater.
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Samstag, 1. September
I ch sterbe. Schon klar, alle Menschen sterben irgendwann. Das ist nichts Neues. Man lebt und zögert den Moment hinaus, doch eines Tages kommt er, ohne dass man etwas dagegen tun kann. Ich für meinen Teil habe ihn so lange wie möglich hinausgezögert, aber jetzt kann ich nicht mehr. Lebt wohl!
Ich schließe die Augen, ziehe den Kopf ein, kreische "Aaah!" und warte darauf, dass es vorbei ist. Es dürfte schnell gehen, wenn ich mir den Laster ansehe, der da mit Vollgas auf mich zusteuert.
Es heißt ja immer, dass im Moment des Todes das ganze Leben noch einmal an uns vorbeizieht. Ich werde also vermutlich gleich in schneller Folge Augenblicke meines Lebens vor mir sehen. Ha, da kommt schon einer. Ich bin etwa vier Jahre alt und mit meiner Mutter und meinem Vater bei meiner Tante Loulou zum Abendessen eingeladen.
Äh ...? Ist das alles? Ich sterbe und das Einzige, woran ich mich erinnere, ist irgendein blödes Abendessen bei meiner Tante Loulou? Dieses Bild soll ich mit ins Jenseits nehmen? Ich habe ja schon immer gewusst, dass mein Gehirn einen Schaden hat und meine Gehirnzellen nicht ganz richtig funktionieren. Aber so schlimm? Ich sterbe und alles, was von meiner Durchreise auf der Erde übrig bleibt, ist ein Abendessen bei meiner Tante Loulou? Das ist meine Hinterlassenschaft auf diesem Planeten? Ein Abendessen, an das ich nicht mehr gedacht habe, bis ein Laster geradewegs in mich hineinrast?
Ich flehe mein Gehirn an, sich ein bisschen zu konzentrieren, damit ich auf meinem Weg ins Jenseits noch ein paar Erinnerungen an die Menschen mitnehme, die meinen Weg gekreuzt haben.
Der Erste, der mir in den Sinn kommt, ist mein Fahrlehrer, der neben mir sitzt und wohl auch gerade die wichtigsten Ereignisse seines Lebens noch einmal durchlebt. Als ich vorhin zu meiner ersten Fahrstunde zu ihm ins Auto gestiegen bin, hatte ich eine Riesenpanik. Die Panik wich schnell dem Ekel, weil der Herr einen starken Geruch verströmt. Ich würde mal sagen, "schlecht verdauter Koriander" und ähnlich Appetitliches, gemischt mit Schweiß. Wie soll ich mich aufs Fahren konzentrieren, wenn derjenige, der es mir beibringen will, wie ein Komposteimer riecht?
Upps, ich verliere den Fokus. Beim Sterben sollte man ganz im Einklang mit der Welt sein. Ich darf mich nicht über meinen stinkenden Fahrlehrer aufregen. Oder wütend werden. Ich muss ganz ruhig sein. Tief einatmen. Ah-fu. Ah-fu.
Ich sollte lieber an die Menschen denken, die ich liebe.
An meine Mutter, die echt cool ist, trotz ihres Putzfimmels.
An François (der sich nur auf dieser Liste befindet, weil er der Freund meiner Mutter ist, und mir, wenn ich an sie denke, automatisch eine Nanosekunde lang ein Bild von François durch den Kopf schießt).
An meine Großmutter Laflamme und unsere enge Verbundenheit, die den Graben der Generationen überwindet.
An meine Großeltern Charbonneau, die mich zum Lachen bringen und mir diesen Sommer eine, äh, positivere Einstellung zum Camping vermittelt haben.
An Sybil, meine Katze, die mein Ableben vermutlich nie überwinden wird, mit der ich aber sicher in Kontakt bleibe, weil Katzen doch angeblich mit den Geistern der Toten kommunizieren können.
An Kat, meine best friend 4ever and ever , die ich nie vergessen werde, nicht mal als Zombie.
An Tommy, meinen besten Kumpel und Ex-Nachbarn, bei dem ich herumspuken werde, weil ich mir sein Gesicht beim Anblick eines Gespensts nicht entgehen lassen will.
An Nicolas, meine einzige große Liebe, der mir im Jenseits unglaublich fehlen wird. Und der, im Gegensatz zu gewissen anderen Personen, kein Problem mit schlechtem Körpergeruch hat, da er den besten Duft der Welt verströmt. Nämlich nach einem mysteriösen, in keinem Geschäft auffindbaren Weichspüler, der sich mit dem Geruch seines Melonenkaugummis vermischt. Mmmh ...
Und an meinen Vater.
Titel
Das verdrehte Leben der Amélie, 7, Herzstürme
Autor
Illustrator
EAN
9783440150115
ISBN
978-3-440-15011-5
Format
E-Book (epub)
Altersempfehlung
11 bis 14 Jahre
Hersteller
Herausgeber
Genre
Veröffentlichung
09.03.2016
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
4.56 MB
Anzahl Seiten
448
Jahr
2016
Untertitel
Deutsch
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet
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