Amélie ist 16 und die letzten Monate an ihrer jetzigen Schule sind angebrochen. In welche Richtung wird sie gehen? Doch erstmal steht der große Abschlussball an. Die Frage aller Fragen: Welches Kleid soll Amélie anziehen? Und: Wer wird ihr Begleiter sein?

Leseprobe
Freitag, 1. Februar

I ch schwebe. Ich genieße diesen Augenblick der Schwerelosigkeit, kurz bevor die Füße zurück auf den Boden kommen, in dem man glaubt zu fliegen.

Ich hüpfe. Das liebe ich. Hüpfen sollte als offizielles Fortbewegungsmittel anerkannt werden. Es ist schneller als Gehen. Und viel angenehmer als Rennen. O.k., zugegeben, für Februar ist es nicht die praktischste Art, sich fortzubewegen. Wenn es kalt und der Schnee überfroren ist, kann man leicht ausrutschen. Und wenn es taut, spritzt man sich Strümpfe und Hosenbeine mit Schneematsch voll.

Trotzdem liebe ich es, zu hüpfen. Leider ist es nicht wirklich, äh, gesellschaftlich akzeptiert, wenn man älter als sechs ist. Und sechs ist schon großzügig bemessen. Mit sechs geht man in die erste Klasse, lernt lesen und ist also schon "groß". Und wenn man offiziell "groß" ist, darf man nicht mehr hüpfen. Dabei ist Hüpfen ein super Sport! 1) macht es Spaß und 2) ist es ideal, um Herz und Kreislauf zu trainieren. Ich könnte es mir glatt als olympische Sportart vorstellen. Es käme darauf an, so hoch wie möglich zu hüpfen und dabei so schnell wie möglich voranzukommen. Ich persönlich habe beim Hüpfen in diesem kurzen Augenblick, wenn meine Füße nicht den Boden berühren und ich in der Luft schwebe, das Gefühl, die Gesetze der Schwerkraft auszuhebeln. Es ist nur ganz wenig Schwung nötig, um erneut in die Luft zu fliegen. Ich verstehe echt nicht, warum man dabei angestarrt wird, als hätte man nicht alle Tassen im Schrank.

Ich fände es cool, auf einem Planeten zu leben, wo alle ganz selbstverständlich durch die Gegend hüpfen. Es gäbe Leute, die gehen, Leute, die rennen, und Leute, die hüpfen. Es wäre ganz normal. Ganz natürlich. Niemand würde sich wundern. Super ist außerdem an der Hüpferei (o.k., es gibt noch keinen offiziellen Begriff, ich habe ihn erfunden und werde versuchen, ihn ins Wörterbuch zu schleusen, sobald ich dem Rest des Planeten beigebracht haben, dass Hüpfen eine großartige Sportart ist), dass man es ganz automatisch tut, wenn man glücklich ist und vor Freude übersprudelt. Und wenn man nicht glücklich ist oder gerade ein Energietief hat, sorgt das Hüpfen wieder für gute Stimmung. Echt jetzt, wer bitte hat beschlossen, dass es sonderbar ist zu hüpfen, wenn man älter ist als fünf oder sechs? Diese Person, die sich die gesellschaftlichen Regeln ausgedacht hat, war echt lahm!
22:12

Es schneit. Ich komme gerade vom Babysitten bei unseren Nachbarn. Und ich hüpfe. Bis zu unserem Haus. Weil mich niemand sehen kann. Dann darf man schließlich hüpfen. Ich muss an Victor denken, den Sechsjährigen, auf den ich aufgepasst habe. Ich habe ihm bei den Hausaufgaben geholfen und er hat mir anvertraut, dass er Schwierigkeiten in der Schule hat. Ich habe ihm verraten, dass ich auch manchmal Schwierigkeiten in der Schule habe und dann immer denke, man habe mir versehentlich Eichhörnchenneuronen eingepflanzt. Er hat mich angesehen, den Kopf schief gelegt und gefragt:

"Was sind Eichhörnchenmormonen?"

Ich: " Neuronen . Das sind sozusagen die Zellen in unserem Gehirn, die machen, dass es funktioniert. Weil ich nicht so toll in der Schule bin. Deshalb habe ich das Gefühl, dass ich das Gehirn eines Eichhörnchens habe."

Er (noch immer mit schief gelegtem Kopf, schulterzuckend): "Aber Eichhörnchen sind doch schlau!"

Da habe ich erkannt, einfach so, peng, dass im Leben alles auf den Standpunkt ankommt. Für mich sind Eichhörnchen einfach bescheuert. Sie denken nur daran, Eicheln zu sammeln und für den Winter zu verstecken (ich glaube ja, sie vergessen, wo sie sie versteckt haben, aber gut, das ist meine persönliche Meinung, ich habe keine umfassenden Eichhörnchenstudien betrieben, um diese Theorie belegen zu können), und sie erwarten, dass man sie füttert, und wenn man es nicht tut, werden sie aggressiv und sehen so aus, als wollten sie sich gleich auf einen stür
Titel
Das verdrehte Leben der Amélie, 8, Mitten im Leben
Illustrator
EAN
9783440150122
ISBN
978-3-440-15012-2
Format
E-Book (epub)
Altersempfehlung
11 bis 14 Jahre
Hersteller
Veröffentlichung
08.06.2016
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Dateigrösse
4.98 MB
Anzahl Seiten
536
Jahr
2016
Untertitel
Deutsch
Features
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet
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