Das Publikum für die Medien in Deutschland verändert sich sowohl strukturell als auch hinsichtlich der Nutzungsformen und inhaltlichen Erwartungen. Neben den demografischen Prozessen wie der Alterung der Bevölkerung und der Vervielfältigung von Medienzugängen und Inhalten durch die digitalen Medien trägt der steigende Anteil von Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte zu diesem Wandel bei. Was bedeuten diese Veränderungen der Zielgruppen und Publika für die journalistische und redaktionelle Arbeit sowie für die Medienforschung? Reichen die vorhandenen Konzepte und Methoden in Wissenschaft und Praxis aus, um heute und morgen die Wege für die Produktion erfolgreicher Medienangebote zu finden? Im Fokus dieses Buches stehen jüngere Menschen, die entweder selbst oder deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind. Insgesamt sind bundesweit 30 Prozent der Menschen entweder selbst nach Deutschland eingewandert oder haben mindestens einen Elternteil, der eingewandert ist. In jüngeren Altersgruppen sind es rund 40 Prozent. Wie die hier vorgestellten Studienergebnisse zeigen, führt eine Betrachtung dieser Menschen als eine migrantische Gesamtgruppe nicht weiter. Dem Konzept der Superdiversität folgend, zeigt sich, dass eine Differenzierung, etwa nach Kriterien wie User Needs, Interessen, Alter, sozialer Lage und Lebenswelt entscheidend ist. Herkunft ist in diesem Verständnis ein Merkmal unter anderen, welches die Mediennutzung beeinflussen kann. Zum anderen ist stärker als bisher zu berücksichtigen, wie und mit welchen Wirkungen mediale Realitäten konstruiert werden. Die Frage nach den emotionalen, kognitiven und sozialen Medienwirkungen wird für die Produktion erfolgreicher und gesellschaftlich wertvoller Medienangebote zukünftig noch relevanter als heute sein. Auf der Grundlage von Publikumsbefragungen erarbeiten die Autor:innen inhaltliche und methodische Ableitungen für Medienforschung und Medienpraxis. Die Analyse bewegt sich im Rahmen der aktuellen Konzepte aus Migrations-, Kommunikations- und Medienwissenschaft. Basierend auf Praxisbeispielen und in einer publikumszentrierten Sichtweise werden die zentralen Fragestellungen und methodischen Herausforderungen für die Medien, die für ein superdiverses Publikum produzieren, diskutiert.

Autorentext
Erk Simon, geboren in Rostock, ist Leiter der Medienforschung beim Westdeutschen Rundfunk. Er studierte Soziologie, Psychologie und Deutsche Philologie in Köln sowie Supervision, Coaching und Organisationsberatung in Frankfurt am Main. Erk Simon absolvierte zudem Ausbildungen in morphologischer Markt- und Medienpsychologie sowie in systemischer Beratung. Seine fachlichen Schwerpunkte sind Publikumsforschung TV/Video, Programmqualität und Medien in der Einwanderungsgesellschaft. Er hat zahlreiche Forschungsprojekte zum Thema Medien und das Publikum mit Einwanderungsgeschichte geleitet.

Inhalt
1. Einfuhrung Dynamiken und Mediendiskurse in der Einwanderungsgesellschaft 2. Neue Fragen alte Antworten? Konzepte und theoretische Ansätze 2.1 Der konzeptionelle Rahmen superdiverse Gesellschaft 2.2 Repräsentation theoretische Rahmung 2.3 Medien fur wen? Wie sich Medienpublikum und Medienrezeption verändern 2.4 Forschungsfeld Medien und Migration 2.5 Empirische Basis Publikumsstudien 3. Mediale Bedurfnisse migrantischer Zielgruppen Qualitätskriterien aus Publikumssicht 3.1 Relevanz der Medien 3.1.1 Medienbedurfnisse: qualitative Analyse 3.1.2 Themeninteressen und Mediennutzung: quantitative Ergebnisse 3.2 Identifikation 3.3 Vertrauen 3.4 Normalität 4. Zusammenfassung und Ableitungen 4.1 Qualitätskriterien und Ableitungen fur die Medienpraxis 4.2 Perspektiven fur weitere Forschung Literatur Über die Autor:innen
Titel
Medien für die superdiverse Gesellschaft
Untertitel
Konzepte und Ergebnisse für die Medienpraxis
EAN
9783869627403
Format
E-Book (pdf)
Veröffentlichung
16.12.2025
Digitaler Kopierschutz
Wasserzeichen
Anzahl Seiten
188
Lesemotiv