James L. Furrow, zertifizierter EFT-Therapeut, hat das Los Angeles Center for Emotionally Focused Therapy mitbegründet. Er arbeitet als Supervisor und Trainer.
Autorentext
Lisa Palmer-Olsen ist zertifizierte EFT-Trainerin sowie Mitbegründerin und Mitleiterin des Emotionally Focused Couples Training and Research Institute an der Alliant International University, San Diego.
Leseprobe
Einführung
Die Emotionsfokussierte Familientherapie (EFFT) fördert aktiv die Entwicklung und Erneuerung von Bindungsbeziehungen in Familien, die durch emotionale Distanz und durch Distress infolge anhaltender Beziehungskonflikte und -verletzungen geprägt sind. EFT-Therapeuten streben danach, solche problematischen Muster, die häufig die Sicherheit und das Wohlbefinden einer Familie untergraben, zu verändern. Orientiert an empirisch bewährten Vorgehensweisen werden Eltern-Kind-Beziehungen durch neue Vertrauens- und Verletzlichkeitserfahrungen neu definiert. Die flexible Verbundenheit und Responsivität, die Familien brauchen, um gesunde emotionale Bindungen aufrechterhalten zu können, werden wiederhergestellt.
Der EFFT-Praxis liegen Jahrzehnte psychotherapeutischer Forschung zugrunde, die gezeigt hat, dass das gemeinsame emotionale Erleben ein starker Katalysator der Weiterentwicklung und therapeutischen Veränderung ist. Pioniere der Emotionsfokussierten Paartherapie (Johnson 2020 [2004]) und der Emotionsfokussierten Therapie (Greenberg 2002) konnten den Erfolg emotionsfokussierter Therapien bei Depression und Angst im Erwachsenenalter und bei Schwierigkeiten in Paarbeziehungen wiederholt empirisch belegen. Susan Johnson hat die Anwendung der EFT für Paare erstmals in ihrem Buch The Practice of Emotionally Focused Couple Therapy (Johnson 1996; deutsch: Praxis der Emotionsfokussierten Paartherapie: Verbindungen herstellen. Überarbeitete Neuauflage, 2021) erforscht. Sie stellte fest, dass die Theorie und die Interventionen der EFT für Paare mit ähnlichem Erfolg auch in der Arbeit mit schwierigen Familienbeziehungen angewendet werden können. Belegt wurde dies durch eine Pilotstudie, die die Effektivität der EFFT mit bulimischen Heranwachsenden und ihren Eltern testete (Johnson, Maddeaux & Blouin 1998). Weiterentwicklungen der Methode werden in der 2. Auflage von The Practice of Emotionally Focused Couple Therapy: Creating Connection und in Becoming an Emotionally Focused Therapist: The Workbook (Johnson et al. 2005) beschrieben.
Der in diesem Buch beschriebene klinische Prozess beruht auf den Grundsätzen der Emotionsfokussierten Therapie, die im Wesentlichen in Praxis der Emotionsfokussierten Paartherapie (Johnson 2021 [2004]), Becoming an Emotionally Focused Therapist: The Workbook (Johnson et al. 2005) sowie in Bindungstheorie in der Praxis (Johnson 2020 [2019]) dargelegt wurden. Johnson und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beleuchten drei Grundprinzipien, die den Beitrag der Bindungstheorie zu diesem relationalen Veränderungsmodell illustrieren, das sich in der Arbeit mit Paaren wie auch mit Familien bewährt hat (Johnson, Lafontaine & Dalgleish 2015). Diese Prinzipien spiegeln sich in Zusammenfassungen der Strategien bindungsbasierter Therapieverfahren wider, die in verschiedenen Therapien und psychoedukativen Verfahren zum Einsatz kommen, an denen sich Kliniker bei der Arbeit mit Heranwachsenden und ihren Familien orientieren (z. B. Kobak, Zajac, Herres et al. 2015; Steele & Steele 2018).
- Die Therapeutin1 als Bindungsperson und Unterstützerin der Exploration. Die Therapeutin ist emotional responsiv und verfügbar und geht auf jeden Klienten ein, indem sie die Art und Weise, wie er seinen Beziehungsdistress erlebt, anerkennt und validiert. Bindungsprozesse geben den Fokus und die Qualität ihres Bündnisses mit Paaren und Familien vor. In der EFT fungiert die Therapeutin als Prozessberaterin mit der Aufgabe, eine sichere Basis bereitzustellen, von der aus grundlegende Erfahrungen und Bedürfnisse erforscht werden können, die in Beziehungskrisen oft nicht anerkannt oder vernachlässigt werden. Kobak et al. (2015) beleuchten die Rolle der Therapeutin als Modell sicheren Bindungsverhaltens in bindungsge