Studienarbeit aus dem Jahr 1995 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Technische Universitt Chemnitz (Deutsche Literatur der Neuzeit), Sprache: Deutsch, Abstract: Zahlreiche Interpretationen des "Blonden Eckbert" erschpfen sich in der Gattungsfrage oder diskutieren den Sinn bzw. Unsinn des Zusammenhanges der einzelnen Handlungsebenen. Mein Interesse gilt in dieser textimmanenten Analyse - neben einer Interpretation - vor allem dem Nachweis, da bereits mit dem "Blonden Eckbert" eine Wende im Literatur- und Weltverstndnis einsetzt, und da sich dieses Werk eben nicht nur nach den Mastben der traditionell romantischen Literaturdiktion verstehen lt, sondern da es in spezifischer Weise dem Einflu der Moderne Rechnung trgt. Eine Ambivalenz, die lange verkannt worden ist. So beurteilt beispielsweise Emil Staiger1 die wiederkehrende Liedstrophe alleinig nach romantischem Literaturverstndnis: "Die Stimmung wiederum wird, wie in der spteren hochromantischen Lyrik, gefestigt durch eine Art Refrain..." und kommt zu dem Schlu: "Als Ganzes ist dieses Lied in smtlichen Variationen nicht viel wert". Ein wirkliches Umdenken zeichnet sich meines Erachtens erst seit den Arbeiten Marianne Thalmanns (u.a. Das Mrchen und die Moderne, 1961) ab. Ich versuche mit dieser Arbeit herauszustellen, wie sich das Wechselspiel von Vormoderne und Moderne im Text selbst, in einer Differenz von Inhalt und Form, niederschlgt. Whrend die Vertreter der Weimarer Klassik den Verlust der ganzheitlichen Welt im einheitlichen Kunstwerk, in der strengen Form, auszugleichen versuchten2, so weist die Forderung der Frhromantiker nach einer "progressiven Universalpoesie"3, die "alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen"4 htte, zwar in die selbe Richtung, berschreitet aber die mavolle Begrenzung des klassizistischen Kunstwerkes bei weitem, und ist somit sowohl als ein Reflex auf die Verbrgerlichung der Gesellschaft als auch auf die Manifestation der Klassik zu sehen. "Die romantische Dichtart ist noch im Werden; ja das ist ihr eigentliches Wesen, da sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann. (...) Sie allein ist unendlich, wie sie allein frei ist und das als ihr erstes Gesetz anerkennt, da die Willkr des Dichters kein Gesetz ber sich leide."5 Tieck geht noch einen Schritt weiter. Er lt "die hergebrachte Rahmenerzhlung aus der Binnenhandlung heraus zerstren. Das Zerbrechen der Erzhlform fhrt zu Form-Experimenten, die bereits auf Erzhlweisen des zwanzigsten Jahrhunderts vorausdeuten." [...]

Titel
Ludwig Tieck - Der blonde Eckbert -- Versuch einer Deutung
EAN
9783638179102
ISBN
978-3-638-17910-2
Format
E-Book (epub)
Hersteller
Herausgeber
Veröffentlichung
27.03.2003
Digitaler Kopierschutz
frei
Dateigrösse
0.61 MB
Anzahl Seiten
29
Jahr
2003
Untertitel
Deutsch