Jana Seidel, geboren 1977, war schon immer von zu vielen unterschiedlichen Dingen fasziniert, um sich für einen ?ordentlichen? Beruf zu entscheiden. Im Schreiben fand sie daher den idealen Ausweg aus diesem Dilemma. Nach ihrem Magisterabschluss in Spanischer Literaturwissenschaft und Öffentlichem Recht arbeitete sie einige Jahre als Redakteurin. Heute lebt sie als freie Journalistin und Autorin glücklich zwischen Fiktion und Wirklichkeit - und als echte Lokalpatriotin mit Mann und Sohn im schönen Hamburg. Jana Seidel veröffentlichte bei dotbooks »Das Café der süßen Wunder«, »Ein Cottage zum Verlieben« und »Das Restaurant der süßen Träume«.
Autorentext
Jana Seidel, geboren 1977, war schon immer von zu vielen unterschiedlichen Dingen fasziniert, um sich für einen >ordentlichen< Beruf zu entscheiden. Im Schreiben fand sie daher den idealen Ausweg aus diesem Dilemma. Nach ihrem Magisterabschluss in Spanischer Literaturwissenschaft und Öffentlichem Recht arbeitete sie einige Jahre als Redakteurin. Heute lebt sie als freie Journalistin und Autorin glücklich zwischen Fiktion und Wirklichkeit - und als echte Lokalpatriotin mit Mann und Sohn im schönen Hamburg. Jana Seidel veröffentlichte bei dotbooks »Das Café der süßen Wunder«, »Ein Cottage zum Verlieben« und »Das Restaurant der süßen Träume«.
Leseprobe
Kapitel 1
»Wenn ich gestorben bin, dann macht aus meiner Asche einen Diamanten«, sagt meine Mutter hastig, kaum dass ich den Telefonhörer abgenommen habe. Für den Bruchteil einer Sekunde wage ich zu hoffen, dass diese Ansage bloß Teil der Proben für ihre Laienschauspielgruppe ist. Andererseits würde es zu ihr passen, sich an meinem Geburtstag ausführlich mit ihrer Vergänglichkeit zu beschäftigen - Nebenrollen liegen ihr einfach nicht.
»Ach, Mama, wie soll denn das gehen?«
Falsche Frage. Jetzt hat sie mich am Wickel. Sie erklärt mir lang und breit das aufwendige Verfahren, in dem ein Teil der Asche eines Verstorbenen zu einem Diamanten gepresst wird - das hat sie im Fernsehen gesehen. Irrwitzigerweise ist die ganze Angelegenheit natürlich viel teurer, als sich gleich einen echten Diamanten zu kaufen.
»Mama, du wirst noch ganz lange leben. Und ich habe heute einfach keine Lust über Beerdigungen nachzudenken, heute ist mein Geburtstag. Schon vergessen?«
Sie hat es tatsächlich vergessen. Unglaublich. Wäre mir das an ihrem Geburtstag passiert, hätte sie wochenlang alle Leiden Christi inszeniert. So murmelt sie nur leicht beschämt: »Ähem, nein, natürlich nicht. Alles Liebe zum Geburtstag.«
»Danke. Ich muss jetzt aber aufhören. Es klingelt gerade an der Tür.«
»Nie hast du Zeit für mich«, sagt sie beleidigt.
Ich verabschiede mich schnell und laufe zur Tür. Da stehen Tanja, Hrithik, Toni und Peter, um mich abzuholen. Juchhu! Die Party kann beginnen. Natürlich haben alle Geschenke dabei. Obwohl ich sie gebeten habe, das zu lassen. Nicht aus falscher Bescheidenheit. Mir gefällt die Endlosschleife des Geschenketerrors einfach nicht, in der man sich bei nächster Gelegenheit mit einem genauso kostspieligen oder liebevoll ausgesuchten Päckchen würde revanchieren müssen. Außerdem bekommt man sowieso nie etwas, was man wirklich gebrauchen kann.
Wir hätten uns direkt im Weinstein verabreden sollen, wo wir später feiern wollen. Dann hätte ich eine Ausrede gehabt, die Geschenke später am Abend allein auszupacken. Die erwartungsfrohen Blicke machen mich ganz nervös. Geben ist wohl wirklich seliger als Nehmen. Weil die erste Reaktion des Beschenkten über Glück oder Unglück des Schenkers entscheidet, gebe ich mir an dieser Stelle immer besonders viel Mühe. Ich lasse mir einen Moment Zeit und fange nicht sofort an zu strahlen. Das würde zu aufgesetzt und mechanisch aussehen. Ich tue also so, als ließe ich das Geschenk einen kleinen Moment auf mich wirken, setze zu einem leichten Lächeln an, um schließlich dem Schenker in juchzender Freude um den Hals zu fallen.
Das klappt auch diesmal ganz gut - zumindest bei Tonis nett gemeintem Versuch, mich mit der neu aufgelegten Hitchcock-Edition zu erfreuen. Einen der Filme besitze ich zumindest wirklich noch nicht. Es funktioniert auch bei Tanjas und Hrithiks Obst-und Gemüsekisten-Abo, das dazu führen wird, dass in Zukunft viel erlesenes Bio-Grünzeug in meiner Wohnung gammelt. »Jetzt wo du mit dem Rauchen aufgehört hast ...«, erklärt Tanja und meint wohl: Jetzt kannst du auch vollends zur genussfreien Asketin mutieren, die ihren Grüntee nur im Lotusblütensitz einnimmt.
Hrithik lächelt verlegen. Er ist noch nicht lange mit Tanja zusammen und hat ihren Gesundheitstick offenbar noch nicht richtig verinnerlicht.
Oh mein Gott, ich bin ein nörgeliges, undankbares Biest. Es ist aber auch wirklich nicht leicht, dreiunddreißig zu werden, ohne nennenswerte Ziele der jugendlichen Lebensplanung erreicht zu haben. Aber dafür können ja meine Freunde nichts, die es nur gut mit mir meinen. Mit liebevoller Aufmerksamkeit widme ich mich also Peters Geschenk.
»Oh, ein Buch?«, hauche ich lächelnd. Die Form der nachlässig verpackten Gabe lässt keinen Freiraum für Interpretationen.
»Korrekt«, antwortet Peter.
Innerlich gewappnet mache ich mich darauf gefasst, dass sich unter dem Papier wieder einer vo